
© Simone Jacobius
Almauftrieb in Berlins Südosten: Wasserbüffel grasen im Landschaftspark Altglienicke
Der Park ist ein Ausgleichsprojekt für den Autobahnbau. Doch wie lange bleiben die Autobahnbüffel dort?
Stand:
Schwarz, stark und schwer. Sechs Wasserbüffel beweiden seit Anfang Juni wieder den Landschaftspark Rudow-Altglienicke im Südosten der Stadt, nahe dem Mauerweg an der Ecke Waltersdorfer Chaussee. Schon bei der Ankunft strecken sie ihre Mäuler durch einen Schlitz des Transporters. Die hohe Wiese riecht sicherlich verlockend. Als sich die Klappe dann öffnet, gibt es kein Halten mehr für die Kolosse: Sie galoppieren auf die kleine Ankunftswiese.
Erst als alle sechs Wasserbüffel entladen waren, wurde das Tor zur großen Wiese geöffnet. Fünf zweijährige (drei von ihnen kennen die Weide bereits vom Vorjahr) und ein achtjähriger Bulle können den Sommer jetzt wieder auf den üppig wachsenden Wiesen des Landschaftsparks verbringen. Sie tragen durch ihre Beweidung zur Pflege der feuchten Wiesenflächen bei und fördern so die Artenvielfalt im Park.
60 Büffel auf der Winterweide
Die Tiere gehören einem Landwirt in der Döberitzer Heide bei Potsdam. Dort verbringen sie als große 60-köpfige Herde den Winter. Auf der Winterweide werden auch die Kälber geboren, die neun Monate bei ihren Müttern bleiben, bevor sie dann in Beweidungsprojekte in Berlin und Brandenburg kommen.
Die Tiere kamen diesmal vier Wochen später als sonst. Eine erforderliche neue Ausschreibung war der Grund für die Verzögerung, wie es heißt. Wie lange sie im Park weiden können, steht nicht fest. Letztlich hängt es auch vom Wetter ab. „Wenn es zu trocken und zu heiß ist, wächst das Gras nicht so schnell nach. Dann müssen sie eher zurück auf die Döberitzer Heide“, sagt die Landwirtin. Spätestens Ende November ziehen sie aber wieder dahin.
Etwa 14 Kilo Gras fressen die Kolosse, die bis zu 1200 Kilo auf die Waage bringen können, jeden Tag. Wenn die jetzige Wiese leer gefressen ist, wechseln sie auf die größere Nachbarwiese rund um den Teich – und dann wieder zurück.
Nachbar passt auf die Tiere auf
Jeden Tag dreht Wolfgang Klopstech jetzt seine Runde um die Weide, kontrolliert die Zäune und guckt, ob es den Tieren gut geht. Seit 80 Jahren wohnt er in Rudow und findet den Park wunderschön. Da er ohnehin ständig draußen ist, „ist es für mich auch kein Problem, nach den Wasserbüffeln zu schauen”. Für den Landwirt hingegen wäre die tägliche Fahrt aus Fahrland bei Potsdam dann doch zu weit.

© Simone Jacobius
Park als Ausgleichsfläche für Autobahnbau
Der Landschaftspark Rudow-Altglienicke wurde 2009 als Ausgleichsmaßnahme für den Bau der A113 angelegt. Seitdem entwickelt sich der Park, der zum Teil zu Treptow-Köpenick, zum Teil zu Neukölln gehört, unter der Aufsicht der Niederlassung Nordost der Autobahn GmbH des Bundes zu einem echten Biotop.
Inzwischen sind Wasserbüffel keine Seltenheit mehr in der Stadt, grasen sie doch auch im Erpetal, im Tegeler Fließ und in Marzahn. Sie gelten als ausgesprochen friedfertig und leben schon seit 6000 Jahren mit Menschen zusammen. Auch mit Wildtieren wie dem Wolf kommen sie gut zurecht, denn der meidet die mächtigen Tiere.
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