
© Kitty Kleist-Heinrich
„Zerstörung eines Ökosystems“: Widerstand gegen Neubau an Berliner Friedhofspark
Ein Hinterhof direkt an der Grenze des Friedhofsparks Pappelallee soll mit einem Wohnhaus nachverdichtet werden. Das missfällt den Anwohnern.
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Ein Neubau im Kiez – das gibt meistens Ärger. So auch in der Pappelallee in Prenzlauer Berg. Dort soll ein Hinterhof mit einem Wohnhaus nachverdichtet werden, und zwar direkt an der Grenze des Friedhofsparks Pappelallee. Eine Baugruppe hat entsprechende Pläne veröffentlicht.
Dagegen begehren nun Anwohner auf. In einer Pressemitteilung kritisiert eine Initiative „die Zerstörung einer der letzten wilden Grünflächen im Prenzlauer Berg zur Errichtung von Luxuswohnungen“. Grund sei „der geplante Bau eines sechsgeschossigen Hauses mit elf Luxuswohnungen und Preisen zwischen 600.000 und 1,7 Millionen Euro pro Einheit“.
Der ehemalige Friedhof ist als Gartendenkmal eingetragen
Um den historischen Friedhofspark wird seit Langem gerungen. Die Freigeistige Gemeinde als Eigentümerin wollte ihn an der Ostseite selbst bebauen. Doch der ehemalige Friedhof ist als Gartendenkmal eingetragen und erfreut sich als grüne Oase in der Großstadt einiger Beliebtheit. Der nun geplante Bau des Wohnhauses betrifft nicht den Park selbst, sondern das Grundstück daneben. Pläne zur Bebauung des eher urwüchsigen, halboffenen Hofes, der durch eine Backsteinmauer vom Park abgetrennt ist, gab es bereits vor Jahren. Nun sollen Tatsachen geschaffen werden.
Durch den Bau an der Friedhofsgrenze werde „ein bedeutendes städtisches Ökosystem mit Dutzenden von Wildvogelarten, Kräutern, einem Ensemble von hochgewachsen Bäumen, den für die Bestäubung wichtigen Bienen, Wildfüchsen und Fledermäusen vernichtet“, kritisiert die Initiative. Ihre Petition gegen den Bau haben bereits mehr als 2.500 Menschen unterzeichnet. Das gesamte Hofensemble sei bereits jetzt extrem eng bebaut, findet die Initiative. Durch die geplante Bebauung der Freifläche ergebe sich „eine Lichtsituation, die den geschmähten Mietskasernen aus dem frühen letzten Jahrhundert gleichzusetzen ist“. Der angedachte Neubau liegt an der Nordseite des Friedhofs, würde also zumindest diesen nicht verschatten.
Eine Baugenehmigung wurde noch nicht erteilt
Bezirksstadträtin Rona Tietje (SPD)
Dem Bezirk liegt seit Mai 2022 ein entsprechender Bauantrag vor, bestätigt Bezirksstadträtin Rona Tietje (SPD) auf Nachfrage. Zwischen Vorderhaus und dem Neubau sind demnach ein Spielplatz sowie Fahrradstellplätze und ein Müllplatz vorgesehen. „Eine Baugenehmigung wurde noch nicht erteilt“, berichtet sie. Aber: „Vorbehaltlich des endgültigen Abschlusses der Prüfung ist unsere bisherige Einschätzung, dass das Bauvorhaben nach planungsrechtlichen und bauordnungsrechtlichen Beurteilungsgrundlagen zulässig ist.“
Der von der Initiative angeführte Denkmalschutz für den Friedhofspark stehe „dem Vorhaben nicht entgegen; wir haben das abgefragt“, sagt Tietje. „Nach derzeitiger Einschätzung sieht es also so aus, dass wir aus rechtlicher Perspektive keine andere Möglichkeit haben, als das Bauvorhaben zu genehmigen, auch wenn ich mir aus mieten- und sozialpolitischer Perspektive natürlich eher andere Projekte wünschen würde.“
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