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Uwe Drees, Wirt der "Destille" am Mehringdamm.

© Willem Thomson

Die besten Spelunken in Kreuzberg: Zwischen Bier und Haselnussschnaps: Die Destille

Vor einigen Jahren starben Uwe Drees die Stammgäste weg, da dachte der Wirt der "Destille", bald muss er dicht machen. Doch das Blatt hat sich gewendet. Hier berichtet er über das Leben hinter dem Tresen, BVG-Helmut und andere Gäste.

„Ich habe schon in den Achtzigern hier gearbeitet. Seit 1993 ist das meine Kneipe. Ich mache mir schon manchmal Sorgen wegen der Miete. Die drehen ja komplett durch in der Gegend. Meine Vermieter sind aber eigentlich ganz human. Und inzwischen stimmen auch die Umsätze wieder. Vor so sieben, acht Jahren starben uns die Stammgäste reihenweise weg. Noch ein Jahr so und wir gehen pleite, dachte ich mir damals. Ziemlich zur gleichen Zeit entdeckten uns die jungen Leute. Für die ist das hier toll. Die können sowohl ihre Eltern als auch ihre Freunde mitbringen. Uns gibt es seit 1879, wir haben einfach einen Stand. Das ging alles ziemlich schnell. Die Mundpropaganda funktioniert bei denen ziemlich gut und dann posten die das auch noch bei Facebook oder Qype.
Vor kurzem kamen hier zwei junge Mädchen her und bestellten zwei Bier und zwei Haselnuss. Die eine wohnte in Tempelhof, die andere in Schöneberg, und getroffen hatten sie sich bei mir in der Mitte. Und sie hatten schon gelesen, dass wir hier diese tollen Schnäpse haben.

Stammgäste von Mitte 20 bis Mitte 80

Unsere Stammgäste sind von Mitte 20 bis Mitte 80, zum Beispiel BVG-Helmut, der immer noch jeden Tag kommt. Konflikte gib’s kein Stück. Die Älteren ziehen es ja vor, nachmittags zu kommen, die jungen Leute abends. Da nimmt sich niemand den Platz weg.

"Ich steh seit 34 Jahren hinter dem Tresen"

Von den Jüngeren ziehen ja auch immer wieder welche weg. Einer nach Dubai, jemand anders in die Schweiz. Die kommen aber trotzdem immer mal wieder hier vorbei. Das ist ein Riesenkompliment für den Laden. Stress gibt’s eigentlich gar nicht.

Es arbeiten nur Männer mit Erfahrung hinterm Tresen und sobald jemand komisch wird, fliegt der raus. Deswegen kommen auch viele Frauen her, die werden hier nicht blöd angemacht. Ich steh seit 34 Jahren hinterm Tresen. Silvester haben sich die Leute zu dritt einen Barhocker geteilt. Das war superlustig. Jetzt in den letzten Jahren mit dem tollen Publikum und seiner Mischung macht es richtig Spaß. Wir haben das beste Publikum weit und breit.“

Dieser Text von Uwe Drees, Wirt der Destille, Mehringdamm 67, erschien zuerst bei den Kollegen der Zitty. Aufgezeichnet wurde er von Nicolas Šustr.

Uwe Drees

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