zum Hauptinhalt
Die Anwohner der Wissmannstraße sehen der Umbenennung positiv entgegen.

© imago/Klaus Martin Höfer

Bezirksverordnete beschließen Umbenennung: Aus der Wissmann- wird die Lucy-Lameck-Straße

Der Kolonialist Hermann von Wissmann soll Massaker in Deutsch-Ostafrika befohlen haben. Nun beschloss das Neuköllner Bezirksparlament die Umbenennung der Straße. 

Die Neuköllner Wissmannstraße soll Anfang des kommenden Jahres umbenannt werden - und zwar nach der tansanischen Politikerin Lucy Lameck. Das beschloss die Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung (BVV) mehrheitlich am Mittwochabend.

Gesucht wurde eine Namensgeberin, die sich um den Bezirk besonders verdient gemacht hat oder Widerstand gegen koloniale und rassistische Strukturen geleistet hat. Nachdem eine Jury Ende September drei Namensvorschläge aus über 400 Einsendungen von Anwohnenden und Interessierten ausgewählt hatte, votierte der Bildungsausschuss der BVV mehrheitlich für Lucy Lameck. 

Die BVV bestätigte die Wahl mit den Stimmen von SPD, Linken und Grünen. Gegen die Umbenennung stimmten AfD, FDP und CDU. 

Lameck war die erste Frau im tansanischen Regierungskabinett. Sie war unter anderem stellvertretende Ministerin für Kommunalentwicklung und Gesundheit und setzte sich für die Verbesserung der Position von Frauen ein. 

Die BVV entschied sich damit auch gegen den Erstvorschlag der Jury, Nduna Mkomanile. Diese beteiligte sich als Herrscherin der Wangoni am Widerstand gegen die deutsche Kolonialbesetzung und wurde deswegen 1909 hingerichtet.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Bereits im Sommer 2019 hatte die BVV beschlossen, die Straße umzubenennen. Bislang trägt sie den Namen des Kolonialisten Hermann von Wissmann, der Reichskommissar und Gouverneur von damals Deutsch-Ostafrika (heute Tansania, Burundi und Ruanda) war, und Massaker an der lokalen Bevölkerung befohlen haben soll. Umbenannt werden könnte dann im kommenden Frühjahr.

Derweil stockt die Umbenennung der gleichnamigen Straße in Grunewald: Auch dort soll die Wissmannstraße auf Antrag der Linksfraktion umbenannt werden, auch die BVV Charlottenburg-Wilmersdorf hat einen entsprechenden Antrag bereits im Sommer 2019 beschlossen. Nun hängt der Antrag allerdings im Zuständigkeitswirrwarr zwischen Bezirksamt und BVV. (mit Cay Dobberke)

Zur Startseite