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Bezug zum Bau der A100: 16 Lkw brennen bei Berliner Betonherstellern – Bekennerschreiben veröffentlicht
An zwei Orten brennen mitten in der Nacht mehrere Lastkraftwagen in Berlin. Waren die Taten politisch motiviert? Das legt ein Bekennerschreiben nahe. Der Staatsschutz ermittelt.
Stand:
Nach zwei Großbränden in Berliner Gewerbegebieten in den Bezirken Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf, bei denen 16 Lkw brannten, ist am Nachmittag im Internet ein Bekennerschreiben aufgetaucht.
Auf der Plattform „Indymedia“, auf der sich in der Regel Linksextremisten zu ihren Taten bekennen, heißt es, dass „von den Maschinen und Fahrzeugen von den Betongiganten Cemex und HeidelbergMaterials nur noch Schutt und Asche übrig“ sei. Es wird Bezug genommen zum Bau der umstrittenen Verlängerung der A100. Bereits im vergangenen Winter seien Lkw von Cemex und HeidelbergMaterials, die „zum Transport von Beton der A100-Autobahn benutzt wurden“ niedergebrannt worden, heißt es in der anonymen Stellungnahme. Nun habe es einen „weiteren Schlag gegen die Betonindustrie“ gegeben.
Inwiefern das Schreiben authentisch ist, ist unklar. Die Polizei geht indes von vorsätzlicher Brandstiftung aus. Auch eine politische Motivation könne nicht ausgeschlossen werden, sagte ein Sprecher der Polizei am Vormittag. Der Staatsschutz ermittelt.

© Feuerwehr Berlin
In der Nacht zu Montag waren zuerst in der Gehrenseestraße (Alt-Hohenschönhausen) sieben Lkw in Brand geraten. Anwohner hatten um kurz vor 3 Uhr Verpuffungsgeräusche gehört und Feuerschein auf dem dortigen Gelände einer Firma gesehen. Kurze Zeit später, gegen 3.15 Uhr, brannten am Pyramidenring (Marzahn-Hellersdorf), ebenfalls auf einem Firmengelände, weitere neun Lkw sowie ein Förderband.
Cemex-Werk bleibt nach Brand geschlossen
Auf Nachfrage bestätigte eine Sprecherin des Unternehmens Cemex, dass das Gelände des Betonherstellers in der Gehrenseestraße betroffen war. „Nach unserem bisherigen Kenntnisstand sind dabei neun Fahrzeuge – sechs Betonpumpen, zwei Fahrmischer sowie ein Privat-PKW – in Brand geraten“, teilte die Sprecherin dem Tagesspiegel mit. Personen seien nicht verletzt worden. Über die Höhe des Brandschadens könne das Unternehmen derzeit noch keine Aussagen treffen. Das Werk bleibe aufgrund der Ermittlungen „bis auf Weiteres geschlossen“.
Es ist nicht der erste Brandanschlag auf Cemex. Im Dezember vor einem Jahr bekannten sich Linksradikale dazu, Feuer in einem Kreuzberger Werk gelegt zu haben. Sie begründeten das unter anderem damit, dass die Firma an der umstrittenen Erweiterung der Berliner Stadtautobahn A100 beteiligt ist. Damals waren mehrere Zementsilos, fünf Fahrzeuge und das Hauptgebäude in Flammen aufgegangen.
Wasserversorgung stellt die Feuerwehr vor Herausforderung
Ein Zusammenhang mit dem Brand in Marzahn werde geprüft, hieß es von der Polizei. Zur Brandursache werde ermittelt. Es sei niemand verletzt worden.
Nach Feuerwehrangaben stellten in der vergangenen Nacht „mehrere räumlich getrennte Brandherde auf beiden Einsatzstellen“ eine Herausforderung dar. Auch die Versorgung mit Löschwasser sei begrenzt gewesen. In Marzahn sei die Wasserversorgung über eine lange Wegstrecke mit Schläuchen eingeleitet worden. In Alt-Hohenschönhausen seien zwei Tanklöschfahrzeuge hin und her gependelt.
An beiden Bränden sei die Feuerwehr mit jeweils 50 Kräften für mehr als zwei Stunden im Einsatz gewesen, hieß es in der Mitteilung der Feuerwehr.
Der SPD-Innenexperte Martin Matz teilte am Mittag mit: „Sicher müssen die Ermittlungsergebnisse erst abgewartet werden, aber es gehört nicht viel Fantasie dazu, dass der Transportbetonstandort von Brandstiftung betroffen war. Dass es hierfür eine politische Motivation im Zusammenhang mit dem Bau der A100-Verlängerung gegeben haben könnte, ist ebenfalls naheliegend.“
Er hoffe, dass der oder die Täter ausfindig gemacht werden können. „Klar bleibt dabei: Entscheidungen über Baumaßnahmen treffen im Rechtsstaat Parlamente und ggf. Gerichte. Vor Gewalt darf man hingegen nicht zurückweichen“, so Matz. (dpa, Tsp)
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