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Eine überalterte Flotte und hohe Krankenstände machen BVG-Chef Henrik Falk Sorgen.

© Tagesspiegel/Lydia Hesse

„Bis 2027 wird das Angebot nicht erweitert“: BVG-Chef sieht für die nächsten Jahre keine Besserung bei der U-Bahn

BVG-Chef Henrik Falk war in den Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses eingeladen. Seine Botschaft: Mehr Fahrten als jetzt werden die Berliner Verkehrsbetriebe in den nächsten Jahren nicht anbieten können.

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Die Probleme bei der Berliner U-Bahn könnten nach Ansicht des Vorstandsvorsitzenden der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) Henrik Falk noch mehrere Jahre andauern. „Wir sind im Gesamtsystem BVG nicht stabil“, sagte Falk am Mittwoch im Verkehrsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses.

Eines der zentralen Probleme sei die überalterte Flotte, bei der wegen des Alters der Wagen fortlaufend mit Ausfällen zu rechnen sei. Erst mit der serienweisen Auslieferung der neuen U-Bahn-Generation werde sich die Lage entspannen.

„Die Fahrzeuge werden wir erst sauber gemanagt bekommen, wenn wir einen Großteil der neuen Fahrzeuge dahaben“, sagte Falk. Erst dann könne ein Großteil der Bahnen, die die Altersgrenze erreicht haben, aussortiert werden. „Das wird über 2025 und 2026 passieren.“

Erste neue U-Bahn für Berlin nach der Sommerpause 2025

Das erste neue Fahrzeug soll demnach nach der Sommerpause 2025 im Fahrgastbetrieb eingesetzt werden können, erklärte der BVG-Chef. Genaueres sei noch nicht klar. „Ich gehe davon aus, dass wir Ende November in der Lage sein werden, verbindliche Lieferfahrpläne zu benennen.“

Der Verkehrsausschuss hatte Falk eingeladen, um über die aktuelle Situation bei der BVG aufzuklären. Die Verkehrsbetriebe kämpfen seit längerem mit anhaltenden Problemen im Betrieb. Insbesondere die Berliner U-Bahn rutschte im Laufe dieses Jahres immer stärker in die Krise.

In den vergangenen Monaten fielen teilweise reihenweise Fahrten aus. Um zumindest wieder stabilere Fahrpläne anbieten zu können, hatte die BVG Anfang September zudem auf mehreren Linien den Fahrplan reduziert.

Bis 2027 wird das Angebot nicht erweitert.

Henrik Falk, Chef der BVG.

Mehr als die aktuelle Zahl an Fahrten werden die Verkehrsbetriebe auch in den kommenden Jahren nicht anbieten können, erklärte der Vorstandschef. „Es wäre in der Situation nicht angemessen, so zu tun, als wäre es nur ein kleines, kurzes, partielles Thema“, sagte Falk. „Bis 2027 wird das Angebot nicht erweitert.“

Betroffen davon ist nicht nur die U-Bahn: Die Aussage gilt auch für die Tram sowie den Bus-Verkehr, der bereits in den vergangenen Jahren reduziert wurde. Schon das aktuelle Niveau zu stabilisieren sei angesichts der betrieblichen Herausforderungen, vor denen die BVG stehe, nicht ambitionslos. Alles andere sei „reines Wunschdenken“.

Neben den Fahrzeugen bereitet die Personalsituation der BVG aktuell die größten Probleme. Das Unternehmen kämpft immer wieder mit einem hohen Krankenstand, erläuterte Falk. „Wir haben nicht zu wenig Fahrpersonal, sondern sehr, sehr hohe Krankenstände.“ Insbesondere im September stieg die Quote über mehrere Wochen sprunghaft an.

Das sei auch ein Management-Thema, sagte der BVG-Chef. Es gebe Probleme bei der Kultur im Unternehmen und der Wertschätzung für Mitarbeiter. „Da muss sich was ändern.“

Doch auch die Personal-Gewinnung bereitet dem Manager Sorgen. „Trotz aller Recruiting-Maßnahmen wachsen wir nicht“, sagte Falk. Schon um die aktuellen Beschäftigtenzahlen mittelfristig zu halten, müsse man „jedes Jahr mindestens 1100 Leute einstellen“.

Im laufenden Jahr hat die BVG bereits 1200 Mitarbeiter angeworben. Neues Personal zu gewinnen, sei jedoch endlich. „Nochmal 500 Fahrer on top zu finden, wird nicht funktionieren.“

Vor diesem Hintergrund will auch Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) die bisherigen Pläne für das künftige Wachstum der BVG überarbeiten. „Es gibt diverse Gründe, dass der Aufwuchs, wie er im Verkehrsvertrag bis 2035 hinterlegt ist, nicht stattfinden kann“, sagte sie. „Wir werden diesem Thema in der Revision des Verkehrsvertrags Rechnung tragen.“

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