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Brandanschlag auf Stromnetz in Berlin: Bundesinnenminister Dobrindt spricht von „gründlich geplanter Tat“
Gezielte Attacke statt Zufall: Der Bundesinnenminister wähnt hinter dem Brandanschlag eine gewaltbereite Gruppe, die sich akribisch darauf vorbereitet habe. Noch aber sind die Ermittlungen nicht beendet.
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Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) hat den vermutlich linksextremistischen Brandanschlag auf die Stromversorgung in Berlin-Adlershof als gezielte und gründlich geplante Tat eingeordnet. Es sei auffällig, „dass gezielt offensichtlich diese Verteilerstationen ausgesucht worden sind und nicht willkürlich“, sagte Dobrindt. „Das heißt, man hat sich darauf vorbereiten müssen, man hat Analysen erstellen müssen, an welcher Stelle man das Netz hier attackieren will, um einen möglichst großen Schaden auszuüben.“
Dobrindt sagte weiter, die Polizei könne aktuell noch nicht sicher sagen, ob das im Internet veröffentlichte Bekennerschreiben tatsächlich von den Tätern stamme. Klar sei aber, man habe es hier ganz offensichtlich mit einer Gruppe zu tun, „die die Bereitschaft hat, gegen unsere Gesellschaft auch gewaltsam vorzugehen“.
SPD-Innenpolitiker vermutet Insider-Wissen
Für den mutmaßlichen Brandanschlag auf das Berliner Stromnetz hat es aus Sicht des innenpolitischen Sprechers der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus Spezialwissen gebraucht. Irgendwo einen Brand legen könne quasi jeder, sagte er im RBB-Inforadio. Allerdings: „Wenn man sieht, wo diese Strommasten in Johannisthal stehen oder gestanden haben, dass die etwas mit der Stromversorgung in Adlershof zu tun haben, ist nicht so völlig einsichtig“, betonte Martin Matz. Das müsse man wissen.
„Mindestens stellt sich die Frage, ob möglicherweise Insider-Informationen oder Informationen, wie man sowas genau macht, weitergegeben worden sind.“ Es habe in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe an Anschlägen in Berlin gegeben, die sich gegen die kritische Infrastruktur richteten. „Und das ist natürlich schon auffällig, dass das immer wieder passiert.“
Katastrophenschutz muss mühsam wieder aufgebaut werden
Matz sieht bei der Frage rund um den Schutz gegen solche Anschläge in der Hauptstadt noch viele Verbesserungsmöglichkeiten. „Wenn wir uns vergleichen mit vor fünf oder zehn Jahren, dann sind wir deutlich besser geschützt“, sagte er. „Aber das ist ein Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist.“ In den 1990er Jahren sei sehr viel Katastrophen- und Zivilschutz abgebaut worden, der nun mühsam wiederhergestellt werden müsse. Am Ende sei es auch eine Frage des Personals. Es brauche eine bessere Ausstattung der Katastrophenschutz-Zuständigen in den Bezirken. Davon gebe es pro Bezirk bisher nur drei.
Nach dem mutmaßlichen Brandanschlag sind im Berliner Südosten noch rund 20.000 Haushalte ohne Strom. Seit mehr als 24 Stunden versuchen die Einsatzkräfte in dem Gebiet, die Versorgung wiederherzustellen. (dpa)
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