
© dpa/Jens Kalaene
Pannen beim Blackout: Zehntausende Berliner ohne Strom – und die Behörden sind überfordert
Der Stromausfall in Berlin zeigt, wie verwundbar Deutschlands Infrastruktur ist. Sicherheitsbehörden wissen: Russland schaut genau zu. Dabei wollte die Stadt es besser machen.

Stand:
Ein Feuer und – zack! – geht das Licht aus. Mehrere Zehntausend Menschen im Berliner Südosten hatten am Dienstag seit den frühen Morgenstunden vor Sonnenaufgang keinen Strom mehr. Betroffen waren nicht nur Privathaushalte, sondern auch Unternehmen, Supermärkte mussten ihre Kühlregale leer räumen, Geschäfte schließen, Ampeln funktionierten nicht, zeitweise Stillstand bei S-Bahn und Straßenbahn.
Und alles, weil Linksextremisten meinten, die Firmen im Technologiepark Adlershof lahmlegen zu müssen und dies als gerechtfertigten Angriff auf den „militärisch-industriellen Komplex“ werten. Dass Tausende Bewohner betroffen sind, sei nicht ihre Intention gewesen, aber ein vertretbarer Kollateralschaden. Mit der Arbeiterklasse haben es diese Leute mit ihrer antikapitalistischen Schwurbelei im Bekennerschreiben nicht so.
Abgesehen davon zeigt der Fall erneut: Berlin, ja Deutschland sind extrem verwundbar. Schon der Anschlag auf einen Strommast, der die Tesla-Fabrik im brandenburgischen Grünheide lahmlegte, im Frühjahr 2024 zeigte: Deutschland ist nicht vorbereitet.
Öko-Anarchisten sind in der Lage, die Lebensadern der Gesellschaft lahmzulegen. Und die Sicherheits- und Nachrichtendienste wissen: Russland schaut genau zu und lernt daraus. Nämlich für Anweisungen für Putins Low-Level-Agenten, also für Sabotage angeheuerte Kriminelle. Die Standorte von Strommasten und der Verlauf der großen Versorgungsleitungen sind einfach im Internet abrufbar.
Dabei wollte Berlin beim Katastrophen- und Zivilschutz besser werden. Der Senat wollte Lehren ziehen aus dem großen Köpenicker Blackout 2019, als ein Bagger ein Kabel getrennt hatte. In 31.000 Haushalten war für 30 Stunden das Licht aus. Es war bis dato der großflächigste und längste Stromausfall, den Berlin in den vergangenen Jahrzehnten erlebt hatte.
Dieser Negativrekord könnte nun durch den Anschlag vom Dienstag übertroffen werden. Wegen der aufwendigen Reparaturarbeiten könnte es bis Donnerstag dauern, bis alle Bewohner im betroffenen Gebiet wieder Strom haben.
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Das ist nicht dem Katastrophenschutz anzukreiden, sondern eine technische Frage. Dennoch ist einiges schiefgelaufen. Denn auch die Notrufe 110 und 112 von Polizei und Feuerwehr waren in den betroffenen Kiezen nicht aus Fest- und Handynetz zu erreichen.
Doch erfahren haben die Menschen in Treptow-Köpenick davon erst Stunden später. Viel zu lange hat es gedauert, bis Notrufpunkte eingereicht waren und Einsatzwagen mit Lautsprecher durch die Straßen fuhren. Nicht nur um die Bürger zu informieren – sondern um angesichts der Ungewissheit ein Zeichen setzen: Die Behörden kümmern sich, sie haben die Lage im Griff. Obendrein ist eine Internetseite ausgefallen.
Selbst bei der Feuerwehr wird intern zugegeben, dass die Behörden am Dienstagmorgen zu langsam waren. Das lag auch an einer weiteren Panne: Das Katastrophenschutzportal „DiDaKat“ – steht für Digitale Daten im Katastrophenschutz – war nicht aufrufbar.
Im Katastrophenfall und bei Großschadensereignissen sollen dort dringend benötigten Daten durchsucht werden können, beispielsweise zur Lage von Notunterkünften, auch die Nummer von Notfallhandys von Entscheidungsträgern, Experten und Ansprechpartnern. Das Netz dient vor allem den Behörden selbst. Wer sich die Liste mit den Notfallhandynummern ausgedruckt hatte, war am Dienstag im Vorteil.
Das Bezirksamt Treptow-Köpenick war sogar derart mit der Lage überfordert, dass es der Senatsinnenverwaltung vorschlug, doch eine Großschadenslage auszurufen. Dann hätte das Bezirksamt intern und gegenüber anderen Behörden leichter durchregieren können – mithilfe der Innenverwaltung. Und dass Katastrophenschutz-Leuchttürme, wo sich Bürger informieren und ihr Handy aufladen können, erst am Nachmittag standen, spricht für sich.
Das Bezirksamt Lichtenberg hätte helfen können mit seiner Notfall-Ausrüstung und seinem Zeus-Programm – „Zertifizierte Ehrenamtliche Unterstützungskräfte im Bevölkerungsschutz“. Doch seit Monaten liegt der Katastrophenschutz dort brach.
Angemessen schnell, effizient und durchsetzungsstark war das alles nicht. Bitte üben!
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