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Brandgeruch bis Berlin: Waldbrand in der Gohrischheide – zwei Ortschaften in Gefahr
Seit sechs Tagen kämpfen hunderte Einsatzkräfte an der Grenze zwischen Sachsen und Brandenburg gegen einen Waldbrand. Etwa 2100 Hektar Fläche sollen laut Landratsamt verbrannt sein.
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Seit sechs Tagen brennen in der Gohrischheide an der Landesgrenze von Sachsen und Brandenburg ausgedehnte Waldflächen – und die Situation bleibt weiter angespannt. Das teilte das Landratsamt Meißen nach einer Lagebesprechung am Sonntagmorgen mit. Die Evakuierung der zwei Ortschaften Heidehäuser und Jacobsthal Bahnhof bleibe bestehen.
Nach wie vor sind Hunderte Kräfte im Einsatz, um das Feuer einzudämmen. Aktuell seien es rund 555 Helfer von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, der Bundeswehr, der Polizei und anderen Organisationen.
Hubschrauber sollen löschen und erkunden
Am Sonntag sollen ein Lösch- und ein Erkundungshubschrauber eingesetzt werden. Auch ein Wasserwerfer der Polizei sei weiterhin an den Löscharbeiten beteiligt. Zudem sollte am Mittag ein Löschzug speziell zur Vegetationsbrandbekämpfung aus Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt eintreffen, wie das Landratsamt mitteilte.
Die Gohrischheide im nördlichen Sachsen ist ein Naturschutzgebiet, auf dem sich bis 1992 ein Truppenübungsplatz der Sowjetarmee befand. Die Arbeit für die Einsatzkräfte ist deshalb schwierig: Es besteht die Gefahr, dass Munition im Boden detoniert. Teilweise kann nur mit einem großen Sicherheitsabstand und aus Fahrzeugen heraus gelöscht werden.
Das Feuer war am Dienstag ausgebrochen. Am Donnerstag wurde Katastrophenalarm für drei Gemeinden ausgerufen.
Das Landratsamt geht mittlerweile davon aus, dass circa 2100 Hektar verbrannt sind. Aufnahmen des Satelliten Copernicus lieferten neue Erkenntnisse zum Ausmaß des großen Brandes. Die Bilder wurden den Angaben zufolge am Samstagmorgen um 10 Uhr aufgenommen.
Nach den Bildern beträgt die ermittelte Fläche 1581 Hektar. Allerdings sei das Ergebnis vermutlich nicht vollumfänglich, hieß es vom Landratsamt weiter. Es könne sein, dass Flächen am Boden beschädigt seien, die Wipfel der Bäume im Satellitenbild aber noch Grün zu erkennen seien. Auch erschwerten Rauchschwaden die Erkennung.
Es sei davon auszugehen, dass auch die Flächen im Kerngebiet der Gohrischheide verbrannt seien. Es werde deshalb von einer verbrannten Fläche von etwa 2100 Hektar ausgegangen. Das entspricht etwa einem Zehntel der Fläche der Stadt Chemnitz.
In den nördlichen Teilen von Sachsen – zu denen auch die Gohrischheide gehört – erreichte die Waldbrandgefahr am Wochenende wieder die höchste Warnstufe 5. Die Helfer und Einsatzkräfte hoffen auf Regen: Niederschläge sind für Montag und Dienstag vorhergesagt und könnten den Waldbrand eindämmen.
Rauchschwaden zogen bis in die Hauptstadt
Das Wetter am Samstag mit auffrischendem Wind und warmen Temperaturen hatte laut Landratsamt Meißen an einigen Einsatzabschnitten weiter eine dynamische Lage zur Folge. Tagsüber waren am Samstag rund 700 Kräfte an den Löscharbeiten beteiligt, ebenso in der Nacht zu Sonntag.
Der Wind drehte Richtung Brandenburg. Das wirkte sich bis Berlin aus: Die Rauchschwaden zogen bis in die Hauptstadt, wie der Einsatzleiter der Verbandsgemeinde Liebenwerda, Martin Neumann, sagte. In der Warnapp Nina wurde am Samstagmorgen für die brandenburgischen Kreise Elbe-Elster, Dahme-Spree, Oberspreewald-Lausitz und Teltow-Fläming vor einer verstärkten Rauch- und Geruchsbelästigung gewarnt.
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