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Die Unterstützer des Vereins „Rettet die Ku’damm-Bühnen“ gaben sich auch nach ihrem Scheitern kämpferisch.

© Paul Zinken

Update

Charlottenburg: Bürgerentscheid über Ku'damm-Bühnen gescheitert

Die Abstimmung für den Erhalt der beiden Ku’damm-Bühnen ist am Sonntagabend knapp am Quorum gescheitert. Damit kann das Karree ab 2012 wie geplant umgebaut werden.

Der irische Investor Ballymore und Stararchitekt David Chipperfield können das Ku’damm-Karree ab 2012 wie geplant für 500 Millionen Euro umgestalten – statt der bisherigen zwei Bühnen wird es dann eine neue Spielstätte in der dritten Etage geben. Das folgt aus dem Ergebnis des Bürgerentscheids zu den Ku’damm-Bühnen, der am Sonntag an mangelnder Beteiligung gescheitert ist. Statt der notwendigen 15 Prozent der Wahlberechtigten in Charlottenburg-Wilmersdorf gaben nur 13,68 Prozent ihre Stimme ab. Beteiligt haben sich fast ausschließlich Unterstützer des Vereins „Rettet die Ku’damm-Bühnen“: Von den 32 558 Bürgern, die in die 88 Wahllokale kamen, unterstützten 90,54 Prozent die Forderung, das Theater und die Komödie am Kurfürstendamm unverändert zu erhalten.

„Ich habe mit diesem Ergebnis gerechnet, weil wir ja nicht dafür waren“, sagte Theaterintendant Martin Woelffer dem Tagesspiegel. Andernfalls „wäre der Bürgerentscheid sicherlich durchgegangen“. Woelffer hatte sich bereits vor zwei Jahren mit Ballymore auf den Neubau eines Theaters mit 650 Plätzen nach historischem Vorbild geeinigt, das in der dritten Etage entsteht, aber unten am Ku’damm einen Eingang mit Ticketkasse erhält. Dafür soll ein Mietvertrag über mindestens 20 Jahre abgeschlossen werden.

Ein ungelöstes Problem ist noch die Ersatzspielstätte, denn die Bauarbeiten werden voraussichtlich drei Jahre lang dauern. Woelffer bestätigte, dass über ein temporäres Zelt auf dem Hof eines Nachbargrundstücks an der Ecke Knesebeckstraße verhandelt wird, das Filmproduzent Artur Brauner gehört. „Wir können das Zelt aber nicht finanzieren“, fügte Woelffer hinzu. Ballymore-Sprecher Armin Huttenlocher sagte: „Wir werden alles tun, damit während der Bauzeit Theater gespielt werden kann.“ Noch gebe es allerdings gar keine Kostenschätzungen.

Bezirks-Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) will nun „bis 2012 Baurecht schaffen“. Die Verwaltung hatte das Bebauungsplanverfahren bereits Anfang Januar gestartet, jedoch betont, dass bis zum Bürgerentscheid keine unumkehrbaren Entscheidungen gefällt würden. Der Entscheid war zwar rechtlich nicht bindend, trotzdem hätte ein Erfolg des Rettungsvereins zu neuen Debatten geführt. Jetzt bleibt es beim Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung, die mehrmals überarbeiten Pläne von Architekt Chipperfield zu akzeptieren.

Die Initiatoren des Bürgerentscheids um Otfried Laur vom Berliner Theaterclub kündigten an, sich weiter für die Ku’damm-Bühnen einzusetzen. Die Grünen-Abgeordnete Franziska Eichstädt-Bohlig nannte die deutliche Mehrheit bei den abgegebenen Stimmen „sehr toll“, zumal es eine „massive Kampagne“ von Wirtschafts- und Bezirksvertretern gegen die Erhaltung der Säle gegeben habe. Den Bürgern der City West werde die Entwicklung des Kurfürstendamms vom Kulturboulevard zur Einkaufsmeile „über kurz oder lang noch leidtun“.

Investorensprecher Huttenlocher forderte den Verein auf, das Ergebnis „in guter demokratischer Tradition zu akzeptieren und sich nun ebenfalls einer konstruktiven Sichtweise zuzuwenden“. Das Votum sei ein Zeichen „gegen falsche Sentimentalität“ und ebne den Weg für eine vielversprechende Zukunft des Ku’damms und des Theaterstandorts. Ballymore plant eine Einkaufspassage und Büroflächen.

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