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Spielerisch Gutes tun.  Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD, 2.v.r) und seine Frau Elke Büdenbender (2.v.l) spielen mit Kenias Präsidenten William Ruto (l) und seiner Frau Rachel Ruto beim Bürgerfest des Bundespräsidenten im Schloss Bellevue Tischtennis.

© dpa/Christophe Gateau

Bürgerfest im Schloss Bellevue: Tischtennis mit dem kenianischen Präsidenten und ein runder Geburtstag

Bundespräsident Steinmeier lädt in Berlin zum Bürgerfest. Neben mehr als 4000 ehrenamtlich engagierten Bürgern kommt auch hoher Besuch aus Kenia – dem diesjährigen Partnerland.

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Mit Kenia ist zum ersten Mal ein außereuropäisches Land Partner beim Bürgerfest des Bundespräsidenten im Schloss Bellevue. Mehr als 4000 ehrenamtlich engagierte Menschen aus allen Teilen des Landes sind zum ersten Teil am Freitagabend eingeladen.

Eigentlich hätte er sich eher Aperol-Spritz-Wetter gewünscht als Jagertee-Temperaturen, sagt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Begrüßung mit leicht heiserer Stimme. Seine Frau Elke Büdenbender hat sich da schon einen eleganten weißen Mantel über das türkisfarbene Kleid gestreift.

Temperatursturz nach Ägyptenreise

Moderator Cherno Jobatey hat zuvor daran erinnert, dass der Bundespräsident gerade erst aus Ägypten zurückgekehrt sei und einen Temperatursturz von 41 auf 14 Grad verkraften muss. Dafür gibt es extra warmen Applaus, als er mit dem kenianischen Präsidenten William Samoei Ruto und dessen Frau Rachel im Schlosspark erscheint.

„Pamoja – gemeinsam stärker“, lautet das aus Swahili und Deutsch zusammengesetzte Motto des zweitägigen Festes, das sich am Samstag für alle interessierten Bürger öffnet. Zu Ehren des Gastes fällt der erste Teil am Freitag besonders festlich aus. Vor den Reden werden die Nationalhymnen abgespielt.

Geburtstag im Schloss Bellevue

Seit genau 30 Jahren ist das Schloss Bellevue offizieller Dienstsitz des Bundespräsidenten. Das Amt war damals die Vorhut für den großen Regierungsumzug von Bonn nach Berlin im Jahr 1999. Zum Geburtstag ist es mit leuchtend bunten Farben feierlich illuminiert. Dank eines stabilen großen Zeltdachs können viele Gäste den Ausführungen der Präsidenten unbeschadet vom einsetzenden Regen lauschen.

Gute Laune verbreiten. Tanzgruppe aus Kenia im Schlosspark Bellevue.

© dpa/Christophe Gateau

Steinmeier bedankt sich dafür, dass sie seinen Amtssitz zu einem lebendigen Ort der Demokratie machen: „Sie stehen für Zusammenhalt und Mitmenschlichkeit in unserem Land. Sie alle zeigen, wie viel wir bewegen können, wenn wir Konflikte respektvoll austragen, Probleme gemeinsam anpacken, nach Lösungen suchen, statt über andere zu schimpfen oder uns mit Wut im Bauch zurückzuziehen. Sie alle machen Mut, verbreiten Gemeinsinn, Zuversicht, oft auch Humor und gute Laune.“

Aus der Wiege der Menschheit

Hausaufgaben richtet er an anwesende Politiker, darunter Innenministerin Nancy Faeser und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (beide SPD): „Zusammenhalt werden wir nur bewahren, wenn auch Politik ihre Aufgabe erledigt. Wenn die Parteien der demokratischen Mitte Sorgen aufgreifen, die die Menschen umtreiben.“

Präsidenten-Gattin Elke Büdenbender, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Kenias Präsident William Ruto und seine Frau Rachel Ruto beim Bürgerfest im Schloss Bellevue.

© imago/Christian Spicker/IMAGO/Christian Spicker

William Samoei Ruto erinnert daran, dass sich in Kenia die Wiege der Menschheit befindet. Deutschland sei das erste Land gewesen, das 1963 Kenias Unabhängigkeit anerkannt habe. Er betont, was für eine große Rolle Inklusion, Vielfalt, Diversität und Empathie in beiden Ländern spielten. Wie ein Megastar wird am Ende Berlins Ehrenbürgerin Margot Friedländer umringt, erfüllt unzählige Foto- und Selfie-Wünsche mit großer Gelassenheit.

Bei der Entbürokratisierung muss man mit Machete und Dachlatte arbeiten.

Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen

Dann ist es Zeit für die vielen Infostände mit ihren spielerischen Attraktionen, für eine Fahrt mit der Mini-Eisenbahn, ein Quiz zum Thema Afrika, einen Besuch am Kletterturm oder auf der Leseinsel. Die Präsidentenpaare legen eine Runde Tischtennis am Stand des Vereins PingPongParkinson ein, der sich um Parkinson-Erkrankte und Angehörige kümmert. Rund 50 Organisationen geben Anregungen, wie man sich engagieren kann und hoffen besonders am Samstag auf tatkräftige neue Interessenten.

Frank-Walter Steinmeier (2.v.r) und seine Frau Elke Büdenbender (2.v.l) beim Tischtennis mit Kenias Präsidenten William Ruto (l) und seiner Frau Rachel

© dpa/Christophe Gateau

Am Freitag ist die Lust auf die neuen kenianischen kulinarischen Erfahrungen groß. Die Schlange ist sogar noch länger als die vor der Currywurst. Gebannt lauschen die Gäste später Ausschnitten aus „Chief Hijangua“, der ersten Oper Namibias.

Mit dem niedersächsischen SPD-Ministerpräsidenten Stephan Weil, dessen Bundesland diesmal Partner ist, Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) und dem kenianischen Arbeits- und Sozialminister Alfred Mutua spricht Elke Büdenbender über Fachkräfte für Kenia und Deutschland. Dort sind die Menschen im Schnitt 19,5 Jahre alt, hier 44.

Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender beim Bürgerfest am Sonnabend.

© Franziska Apfel

In 170 Bereichen bestehe in Deutschland Fachkräftebedarf. Sie sind sich einig, wie wichtig es ist, dass sich Menschen um die Neuankömmlinge kümmern und ihnen das Einleben erleichtern. Zügigere Visavergabe und unkomplizierte Anerkennung von Berufsabschlüssen würden auch helfen.

Mit Bürokratieabbau hat Stephan Weil offensichtlich einschlägige Erfahrungen gemacht: „Bei der Entbürokratisierung muss man mit Machete und Dachlatte arbeiten“, wirft er ein. Büdenbender ist zuversichtlich: „Die jungen Leute wollen was.“

Beim Flanieren im Park fällt mancher bewundernde Blick auf farbenfrohe afrikanische Roben. Wie gut, dass auch eine Modenschau auf dem Programm steht.

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