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Staatsanwalt fordert Sicherheitsverwahrung: Busentführer Dieter Wurm soll für immer hinter Gitter

Dieter Wurm soll nie wieder freikommen

Gestern legte die Staatsanwaltschaft die Anklage gegen den Mann vor, der im April vergangenen Jahres erst die Commerzbank an der Schloßstraße in Steglitz überfiel und dann auf der Flucht einen BVG-Bus kaperte. Ziel der Anklage ist neben einer Verurteilung wegen Geiselnahme und schwerer räuberischer Erpressung vor allem auch die anschließende Sicherungsverwahrung. Das bedeutet: Nach Verbüßung seiner Strafe – sie wird zwischen 5 und 15 Jahren liegen – kommt der 47-jährige Wurm nicht frei, weil er aus Sicht der Staatsanwaltschaft auch danach eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt.

Viel in Freiheit war Wurm in den letzten 20 Jahren nicht – theoretisch war er seit September 1984 immer in Haft. Allerdings hatte Wurm selbst eintägige Hafturlaube genutzt, um Banken zu überfallen. Zudem waren dem „Skorpion“, wie er im Knast hieß, mehrfach Ausbrüche gelungen. Auch als er am 11. April die Commerzbank überfiel, war er nur auf Bewährung auf freiem Fuß gewesen. Denn der letzte Rest seiner langjährigen Strafe war ihm zur Bewährung erlassen worden, nachdem ein Gutachter ihm eine positive Prognose erstellt hatte. Zunächst hatte sich Wurm auch in seiner kleinen Weddinger Wohnung eingerichtet und war nicht auffällig geworden. Bei der S-Bahn war er in einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zum Fahrgastbetreuer ausgebildet worden.

Doch dann soll Wurm Geld gebraucht haben – und in der Bewährungszeit mit einer Waffe in die Commerzbank gegangen sein – das dürfte ihm jetzt vor Gericht nicht eben positiv angerechnet werden, auch nicht, dass er seinen Komplizen beim Banküberfall nicht verraten hat. Dieser Unbekannte hatte sich auf der Schloßstraße von Wurm getrennt. Wurm war daraufhin zunächst in einen U-Bahnhof gerannt, da dort kein Zug stand, kehrte er um und setzte sich ins Oberdeck eines Doppeldeckers der BVG. Als eine einzelne junge Polizistin den Bus betrat, um die Bankräuber zu suchen, überwältigte Wurm die Frau, entriss ihr die Dienstwaffe. Dem 39-jährigen Busfahrer befahl er: „Fahr los“.

Die Fahrt der Linie 185 entwickelte sich in den folgenden viereinhalb Stunden zur spektakulärsten Entführung der letzten Jahre. Nachdem Wurm während der 30 Kilometer langen Irrfahrt mehrere Fahrgäste freigelassen hatte, stoppte das Spezialeinsatzkommando den Bus mit den zuletzt vier Geiseln am Sachsendamm vor der Schwimmhalle. Vom Vordach der Halle aus hatten die Präzisionsschützen beste Schussbahn – dass Wurm noch lebt, verdankt er der neuen Polizeimunition. Denn den gezielten Todesschuss hatte Einsatzleiter Martin Textor vom SEK bereits genehmigt, nachdem Wurm seinen letzten Geiseln mit dem Tode gedroht hatte. Doch außer Gefecht gesetzt wurde Wurm letztlich mit zwei Treffern in die Schulter mit der kurz zuvor eingeführten Mann-Stopp-Munition. Um 14.18 Uhr war dieser heikelste und schwierigste Einsatz der Berliner Polizei erfolgreich beendet. Ein Termin für den Prozess steht noch nicht fest.

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