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U-Bahn in Berlin: BVG bringt Oldtimer auf die Schienen

Auf der Linie U 55 und zur Gartenschau IGA sollen künftig historische Züge fahren. Allerdings werden noch Fahrer gesucht, die die alten Bahnen steuern können.

Die BVG macht auf alt. Gleich zwei U-Bahn-Oldtimer sollen demnächst wieder regelmäßig im Fahrgastbetrieb über die Gleise rollen. Bereits Ende des Jahres will die BVG auf der Stummellinie U 55 (Hauptbahnhof–Brandenburger Tor) aufgemöbelte Fahrzeuge aus den 1950er Jahren einsetzen. Und zur Internationalen Gartenschau (IGA) im Jahr 2017 sind Fahrten eines Zuges vorgesehen, der einst für die Ost-Berliner Verkehrsbetriebe gebaut worden war. Aus dem Betrieb hatte sich diese Baureihe bereits 1994 verabschiedet.

Fahrten mit dem Typ E III solle es zusätzlich zum Linienverkehr während der IGA geben, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Ein Extra-Preis für die Fahrten mit dem historischen Zug sei nicht vorgesehen. Intern sucht die BVG bereits Mitarbeiter, die den Zug noch kennen und auch steuern können. Vier Wagen sind noch vorhanden; im Regeleinsatz fuhren früher Einheiten mit sechs Wagen.

Die DDR-Züge wurden aus S-Bahnteilen zusammengeschraubt

Die Ost-Berliner Verkehrsbetriebe waren nicht in der Lage, neue Fahrzeuge serienreif zu entwickeln. Um dringend benötigte Züge für die damalige Linie E (Alexanderplatz–Friedrichsfelde, heute als U 5 bis Hönow verlängert) zu erhalten, baute man Fahrzeuge mit Teilen aus abgestellten S-Bahnen zusammen. Die letzten wurden erst im September 1990 ausgeliefert.

In der wiedervereinigten BVG hatte dieses Modell keine Chance mehr: Die Züge waren zu schwer und galten als „Stromfresser“. Zudem konnten sie wegen ihrer Abmessungen nur auf der Linie U 5 eingesetzt werden. 1994 musterte die BVG die letzte Bahn aus.

Erhalten blieben nur einige Museumsbahnen. Doch auch hier überlebten nicht alle. Ein Zwei-Wagen-Zug war von der Arbeitsgemeinschaft U-Bahn in jahrelanger mühsamer, zudem ehrenamtlicher Arbeit äußerlich wieder in den Originalzustand versetzt worden. Weil 2014 in der Werkstatt Friedrichsfelde Sanierungsarbeiten begonnen hatten, musste der Zug erst die Halle verlassen und wurde dann Ende des Jahres verschrottet, weil sich kein neuer Abstellplatz gefunden hatte. Immerhin erleben jetzt die letzten fahrfähigen Veteranen ein kleines Comeback mit einer Rückkehr in längst vergangene Zeiten.

Berliner U-Bahnen fahren jetzt in Pjöngjang

Während der E III-Zug klar als Oldtimer zu erkennen sein wird, sieht es bei seinen Fahrzeugkollegen auf der U 55 anders aus. Sie werden wohl nur von Fachleuten sofort als alte Kutschen erkannt. Die Züge stammen aus der ersten Neubauserie nach dem Krieg für die BVG-West. Die ersten Serienfahrzeuge der neuen Baureihe D rollten 1957 durchs Netz. 1999 war dann auch Schluss für diese Züge. Zumindest in Berlin. Mehrere Einheiten wurden nach Nordkorea verkauft und fahren noch heute in Pjöngjang.

Erhalten blieben drei Einheiten zu je zwei Wagen, von denen zwei bereits als Museumszug unterwegs waren. Weil dem Großprofilnetz der Linien U 5 bis U 9, deren Züge breiter sind als diejenigen auf den Linien U 1 bis U 4, Wagen fehlen, entschloss sich die BVG zum Einsatz der Oldies auf der U 55. Dort hat die BVG derzeit drei modernere Doppeltriebwagen stationiert. Sie sollen mit dem Einsatz der D-Züge auf anderen Linien fahren und dort den Fahrzeugmangel zumindest etwas reduzieren. Auf Vordermann gebracht werden die alten Züge bei dem Bahnunternehmen FWM in Hennigsdorf.

Im Innern sollen sie zumindest teilweise den Charme der 1950er Jahre ausstrahlen – unter anderem mit den bei der BVG damals üblichen grünen Kunststoffsitzbänken. Außen werden sie mit Motiven des Reichstags beklebt. „Die Züge sehen schick aus“, verspricht Reetz.

Touristen werden sich wohl nicht daran stoßen, wenn auf der neuesten Linie der BVG die ältesten Fahrzeuge fahren werden. Auch das kann schließlich eine Attraktion werden.

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