Berlin: Charité-Ärzte planen Streik ab Ende April
Medizinergewerkschaft erklärt Tarifverhandlungen für gescheitert. Klinikvorstand: Wir haben bis zu 15 Prozent mehr Gehalt angeboten
An der Charité droht ab Ende April ein unbefristeter Streik der Klinikärzte. Am gestrigen Montag erklärte die Medizinergewerkschaft Marburger Bund die seit Monaten laufenden Tarifverhandlungen für die rund 2200 Ärzte für gescheitert. Man bereite jetzt für den 20. April die Urabstimmung über einen unbefristeten Streik vor, sagte Matthias Albrecht, Berliner Landesvorsitzender des Marburger Bundes. Danach dauerten die organisatorischen Vorbereitungen noch einige Tage. „In der Woche vom 24. April könnte der Ausstand beginnen.“
Das Angebot der Arbeitgeber sei eigentlich nur eine Verschiebung von Geld innerhalb der Ärzteschaft gewesen. „Die finanziellen Vergünstigungen für die einen hätten Belastungen für die anderen bedeutet.“ Diese Unnachgiebigkeit des Arbeitgebers habe schließlich dazu geführt, dass die Charité-Ärzte selbst das Angebot abgelehnt hätten.
Die durch Übergangsverträge erzielten Einsparungen beim ärztlichen Personal würden durch das letzte Arbeitgeberangebot nicht ausgeglichen, teilte der Marburger Bund gestern mit. Die Charité stehle den „meisten Ärzten seit 2004 rund zwölf Prozent ihrer Einkommen“, kritisierte der Bund. Zudem würden seit 2001 keine Gehaltserhöhungen und kein Inflationsausgleich gewährt. Mittlerweile würde der durchschnittliche Stundenlohn eines Arztes bei gerade mal 14 Euro liegen.
Der Charité-Vorstand wies die Vorwürfe zurück. Man habe den Medizinern ein attraktives Angebot unterbreitet, das für das Universitätsklinikum Mehrausgaben von rund sieben Prozent bei den Gehaltskosten für Ärzte verursacht hätte, sagte Klinikumssprecherin Kerstin Endele. Für klinisch tätige Mediziner hätte es eine Gehaltssteigerung von bis zu 15 Prozent und für nicht klinisch tätige Ärzte bis zu 8 Prozent bedeutet.
Ursprünglich hatte der Charité-Aufsichtsrat wie berichtet die Mehrausgaben dafür auf jährlich maximal 8,2 Millionen Euro begrenzen wollen. Dem Vernehmen nach lag die jetzt abgelehnte Charité-Offerte noch darüber. Der Marburger Bund hatte ursprünglich Verbesserungen im Umfang von jährlich 40 Millionen Euro gefordert.
Bundesweit streiken die Mediziner an Universitätskliniken und kommunalen Krankenhäusern bereits seit Mitte März für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne. Die Gewerkschaft verhandelte für die Charité separat, weil das Land Berlin wie auch Hessen nicht mehr im Arbeitgeberverband sind.