zum Hauptinhalt

Berlin: Charité muss Personal abbauen

Vorstandschef will aber nicht betriebsbedingt kündigen und die Wende mit dem Klinikum schaffen

Die Berliner Politik ist angesichts des wachsenden Schuldenbergs der Charité in Alarmstimmung. Für das abgelaufene Jahr 2003 schätzte die Senatswissenschaftsverwaltung wie berichtet das Minus auf 53 Millionen Euro. Doch der neue Vorstandsvorsitzende der Charité, Detlev Ganten, winkt ab. So katastrophal sei die Lage nicht, sagte er am Mittwoch auf einer Personalversammlung am Charité-Standort Mitte. „Das Klinikum wird in relativ kurzer Zeit zu einer ökonomisch starken Einrichtung werden.“ Ganten wird in den nächsten Tagen alle vier Standorte der fusionierten Charité besuchen.

Trotz des demonstrativ vorgetragenen Optimismus’ rechnet der Vorstandsvorsitzende mit dem Zwang zum Personalabbau. Denn die Defizite aus dem laufenden Geschäft sieht er mit Sorge: 22 Millionen Euro waren es im vergangenen Jahr. „Das sind umgerechnet 516 Stellen“, sagte Ganten am Rande der Veranstaltung dem Tagesspiegel. Und wenn man erst im Sommer mit der Reduzierung des Personals beginne, was sich nicht sofort auf die Personalkosten auswirken könne, kämen auch 2004 weitere Defizite dazu. „Dann sind das schon 1032 Stellen.“ Um einen Stellenabbau werde das Universitätsklinikum also nicht herumkommen. Aber: „Ich bin nicht angetreten, um betriebsbedingt zu kündigen.“ Auch wenn Ganten diese Option nicht völlig ausschließen will.

Der Charité-Chef setzt auf die „natürliche Mobilität“, sprich die Personalreduktion durch das normale Ausscheiden von Mitarbeitern. Der Vorstand werde prüfen, in welchen Bereichen Personal verzichtbar sei. Denn mit der Fusion der alten Charité und des Steglitzer Klinikums Benjamin Franklin wurde das Personal beider Kliniken quasi addiert. Derzeit sind in dem Klinikum rund 14 000 Mitarbeiter beschäftigt. Durch den Abbau von Mehrfachangeboten im Zuge des Zusammenwachsens werde mancher Arbeitsplatz nicht mehr unbedingt nötig sein. Im ärztlichen und wissenschaftlichen Bereich allerdings sieht Ganten keinen Spielraum für Personalabbau. „Schließlich ist Forschen und Heilen die Hauptaufgabe einer Universitätsklinik.“

Die Verhandlungen mit den Krankenkassen sind ein weiteres Problem für das Klinikum. Denn die Kassen verhandelten nach Gantens Angaben derzeit „nervös“ und drängten auf eine Absenkung des jährlich 600 Millionen Euro umfassenden Budgets für die Krankenversorgung. Trotzdem: Für das Jahr 2004 habe man mit den Kassen ein auskömmliches Budget erreicht. Und auch die derzeit laufenden Verhandlungen für das kommende Jahr führten wohl nicht dazu, dass die Charité 2005 weitere Defizite erwirtschafte. Ganten bleibt Optimist.

Zur Startseite