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Berlin: Charité: Pflegepersonal will streiken

Ausstand beginnt am 2. Mai – Gewerkschaft Verdi plant unbefristete Aktion

An Europas größtem Universitätsklinikum wird ab Montag gestreikt. Nach Tagesspiegel-Informationen wollen Schwestern und Pfleger an der Charité am Morgen des 2. Mai die Arbeit niederlegen. Die Gewerkschaft Verdi will in den kommenden Tagen zu einem Vollstreik aufrufen, das heißt neben Versorgungs- und Fahrdiensten könnten auch Behandlungen von Patienten ausfallen, weil sich etwa OP-Schwestern dem Ausstand anschließen. Zunächst ist ein unbefristeter Ausstand geplant. „Wir haben der Klinikleitung eine Notdienstvereinbarung vorgelegt, um die Sicherheit in akuten Fälle zu gewährleisten“, sagte Verdi-Verhandler Carsten Becker auf Anfrage. Eine Charité-Sprecherin erklärte, man verhandle noch wegen der Details der Notdienstvereinbarung.

Vor einigen Wochen schon hatte Verdi ihre Mitglieder in der Charité zu einem mehrstündigen Warnstreik aufgerufen: Pro Schicht protestierte allerdings nur ein jeweils kleiner Teil der Belegschaft, damit die Notfallversorgung gewährleistet blieb. Rund 1500 Kollegen beteiligten sich im Laufe eines Tages an den drei Klinik-Standorten in Mitte, Wedding und Steglitz an dem Ausstand.

Nachdem die Tarifgespräche für die 10 000 Pfleger, Schwestern, Reinigungskräfte, Techniker und Verwaltungsmitarbeiter gescheitert waren, hatte Verdi die eigenen Mitglieder unter den Beschäftigten in einer Urabstimmung befragen lassen: 93 Prozent stimmten für Vollstreik. Zuvor hatte auch Frank Bsirske, Bundeschef der Gewerkschaft Verdi, sein Einverständnis für einen Arbeitskampf gegeben. Verdi fordert für die nichtärztlichen Beschäftigten monatlich 300 Euro mehr pro Beschäftigtem – so wie es der bundesweit übliche Tarif für Kliniken vorsieht. Eine Vollzeit-Charité-Schwester verdient derzeit nach zehn Dienstjahren inklusive Schichtdiensten im Schnitt weniger als 2500 Euro brutto im Monat.

Das seit Jahren verschuldete landeseigene Krankenhaus ist vom Senat jedoch auf einen strikten Sparkurs verpflichtet worden. Klinikintern gilt als ausgeschlossen, dass der Charité-Vorstand einem 300-Euro-Lohnplus zustimmen wird, in den vergangenen Wochen waren den Verdi-Verhandlern deutlich geringere Erhöhungen angeboten worden. Die Pflegekräfte der Charité hatten 2006 zuletzt gestreikt und eine Lohnerhöhung durchgesetzt.Hannes Heine

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