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Berlin: Charité: Sanierung durch Personalabbau Tausende Stellen sollen wegfallen, nachdem Verhandlungen über Einkommenskürzungen scheiterten

Die Demonstration der 250 Charité-Mitarbeiter vor der Sitzung des Aufsichtsrats war vergeblich. 1500 Mitarbeiter sollen entlassen werden, beschloss die Charité-Führung.

Die Demonstration der 250 Charité-Mitarbeiter vor der Sitzung des Aufsichtsrats war vergeblich. 1500 Mitarbeiter sollen entlassen werden, beschloss die Charité-Führung. „Wir werden gegen die Entlassungen erbitterten Widerstand leisten“, sagte Georg Güttner-Mayer von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.

Bisher hatte Charité-Aufsichtsratschef Detlev Ganten immer betont, betriebsbedingte Kündigungen unbedingt verhindern zu wollen. Grund für die geplanten betriebsbedingten Kündigungen seien Sparmaßnahmen und der Abbruch der Tarifverhandlungen mit Verdi. „Es ist noch nicht allen klar, wie ernst die Situation wirklich ist“, erklärte Ganten. Der Aufsichtsrat sei bereit, die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Das müsse aber bis zum Sommer geschehen. Der Aufsichtsrat bekräftigte, dass weitere 1600 Arbeitskräfte sozialverträglich abgebaut werden sollen. Insgesamt soll der Arbeitsplatzabbau bis 2010 abgeschlossen sein.

Am Donnerstag hatte Verdi Verhandlungen über einen „Nottarif“ an der Charité abgebrochen. Ein Gutachten hatte ergeben, dass sich die Charité nicht in einer akuten finanziellen Notlage befinde. Die werde erst 2007 eintreten. „Wir lassen die Löhne nicht in vorauseilendem Gehorsam kürzen“, sagte Verdi-Sprecher Güttner-Mayer. Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS) nannte das Gutachten „nicht nachvollziehbar“ – die Charité befinde sich sehr wohl in einer Notlage. Er appellierte vor allem an Verdi, die Verhandlungen wieder aufzunehmen.

Mit der Verdi-Entscheidung war der Sanierungsplan ins Wanken geraten, den der Aufsichtsrat vor kurzem beschlossen hatte. Dass die Mitarbeiter auf zehn Prozent Lohn verzichten, galt für den Aufsichtsrat bisher als wichtiger Baustein bei der Charité-Sanierung. Insgesamt fehlen der Charité ab 2010 jährlich 212 Millionen Euro, da der Senat Zuschüsse von rund 100 Millionen Euro kürzt und die Honorare von den Krankenkassen sinken werden. 144 Millionen Euro spart die Charité beim Personal ein. Der Rest soll durch die Vereinigung der 128 Kliniken zu 17 Charité-Zentren und die Auslagerung von Service-Einrichtungen aufgebracht werden. Die Einsparungen sollen nicht mit dem Rasenmäher vorgenommen werden, sagte Ganten. Das Ziel der Charité sei, ihre Exzellenzbereiche zu stärken. Bald könnten auf die Charité weitere finanzielle Belastungen zukommen. Das Klinikum befürchtet, dass der Basisfallpreis der Krankenkassen für einen Patienten noch niedriger ausfallen könnte als eingeplant.

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