zum Hauptinhalt
Jürgen Allerkamp, Chef der Investitionsbank Berlin (hier im Mai 2015) geht Ende Juni in den Ruhestand.

© Sven Darmer/Davids

„Wo bleibt meine Corona-Hilfe?“: Chef der Berliner Förderbank IBB bittet von Nachfragen abzusehen

Viele Firmen warten auf die ihre Wirtschaftshilfe. Die Bearbeitung der Anträge käme offenbar schneller voran, wenn nicht alle immer nachfragen würden.

Stand:

Der ganz überwiegende Teil – mehr als 90 Prozent – der Unternehmerinnen und Unternehmer, die vom aktuellen Teil-Lockdown der Wirtschaft betroffen sind und Anträge gestellt haben, hätten heute zumindest Abschlagzahlungen erhalten, knapp die Hälfte sogar die volle Summe. Dies ist allerdings bislang längst nicht bei allen geschehen. Man sei zuversichtlich, dass bis Mitte März sämtliche Anträge auf die sogenannte „Novemberhilfe“ und „Dezemberhilfe“ abgearbeitet seien. Das teilten die für die Bearbeitung zuständige Investitionsbank Berlin (IBB) am Dienstag in einer Online-Infoveranstaltung mit.

Demnach sind bei der Novemberhilfe gut 20.650 – oder 70 Prozent – der 29.300 gestellten Anträge abgeschlossen, knapp 6400 seien noch in Bearbeitung, gut 2250 ungültig. Insgesamt haben Unternehmen aus diesem Programm knapp 381 Millionen Euro beantragt. Ein wenig geringer ist der Umfang bei den Dezemberhilfen: Hier sind laut IBB knapp 15.000 (67 Prozent) der insgesamt knapp 22.000 Anträge abgeschlossen, mehr als 6050 noch in Bearbeitung und 1000 Anträge „nicht valide“. Das Antragsvolumen der Dezemberhilfen beträgt gut 265 Millionen Euro. In der Summe haben Unternehmen in Berlin also gut 646 Millionen Euro aus diesen beiden Hilfspakten beantragt.

Fast 2,5 Milliarden Euro in Berlin ausgezahlt

Insgesamt – also über alle 15 großen und kleinen Hilfsprogramme, die Bund und Land Berlin seit Ausbruch der Corona-Pandemie von bald einem Jahr aufgelegt haben – seien nun 188.000 Anträge bearbeitet und 2,45 Milliarden Euro an Unternehmen und Soloselbstständige in Berlin ausgezahlt worden. Einige müssen die erhaltenen Hilfen gleichwohl schon wieder zurückzahlen, sofern ihr Unternehmen doch nicht in einer existenzbedrohenden Notlage war.

[Wenn Sie die wichtigsten Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Immer wieder beklagen sich lokale Firmen darüber, dass sie lange auf die Auszahlung warten mussten. Am mangelnden Einsatz seiner Truppe liegt es nach Ansicht von IBB-Vorstandschef Jürgen Allerkamp nicht: Er entschuldigte sich vielmehr dafür, dass seine Mitarbeiter und er alle „ein bisschen blass und übernächtigt“ auftreten würden. Dies liege daran, dass man seit Wochen teils auch in der Nacht arbeite. Teils habe die Bearbeitung aber nicht so schnell beginnen können, wie von allen erhofft. „Wir sind hier abhängig von Vorleistungen des Bundes“ sagte der IBB-Chef. Gleichwohl zeigten sich Allerkamp und seine zugeschalteten Abteilungsleiter zufrieden darüber, dass viele Probleme mittlerweile gelöst seien.

Ein Problem, das erkannt (aber noch nicht abgestellt) sei, seien Fehler in den Anträgen. Diese könnten weiterhin nachträglich nicht korrigiert werden. Beliebte Fehler sind demnach Tippfehler bei der Angabe der Kontonummer oder Anträge auf „0 Euro“ Hilfe, die offensichtlich nicht beabsichtigt sind. Mittlerweile würde das System bei Anträgen auf „Bagatellsummen“ unter fünf Euro eine Fehlermeldung geben.

"Es ist im Interesse Aller, dass wir unseren Job machen"

Allerkamp appellierte eindringlich an alle Antragstellerinnen und Antragsteller, nicht mit der IBB in Kontakt zu treten, nur um eine schnellere Bearbeitung des eigenen Falles zu erreichen. „Bitte beanspruchen Sie für sich keinen Extraweg. Das behindert unsere Strukturen erheblich“, sagte der Chef der landeseigenen Förderbank, der Ende Juni in den Ruhestand geht. „Es ist im Interesse Aller, dass wir unseren Job machen“. Deshalb würden die „5000 Nachfragen“ per E-Mail vorerst liegenbleiben, auch wenn dieses „kundenunfreundliche Verhalten“ ihm sehr schwer falle. Gleichwohl suchten die Sachbearbeiterinnen und -bearbeiter der IBB ihrerseits das Gespräch mit den Antragstellern beziehungsweise ihren Steuerbüros, die oft Anträge stellen. Je schneller die Fragen beantwortet würden, desto schneller gehe die Bearbeitung voran.

Die IBB gab auch einen Ausblick auf das neue Programm „Überbrückungshilfe III“, das noch im Februar starten soll. Es enthalte unter anderem eine „Neustarthilfe“ für Soloselbstständige mit einer einmalig gezahlten Betriebskostenpauschale in Höhe von maximal 7500 Euro, wie es hieß.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })