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Anklage steht bevor: Chef der XY-Bande soll in Haft neue Straftat geplant haben

Dem früheren Kopf der Neuruppiner XY-Bande, Olaf K., droht eine neue Anklage. Er soll hinter Gittern eine Erpressung geplant haben.

Die in diesem Fall zuständige Staatsanwaltschaft in Frankfurt (Oder) wollte sich am Mittwoch nicht äußern. Nach Tagesspiegel-Informationen steht jedoch eine Anklage wegen des Verdachtes einer Verabredung zu einem Verbrechen unmittelbar bevor. „Die Ermittlungen sind abgeschlossen“, sagte Michael Neff, Sprecher der Staatsanwaltschaft, lediglich. Der Verdacht gegen den 43 Jahre alten K., heißt es aus Justizkreisen, habe sich erhärtet.

Olaf K. sitzt seit 2004 wegen Drogenhandels und Bestechung in Haft. Im Gefängnis in Cottbus soll er 2010 am Telefon mit einem anderen Häftling darüber gesprochen haben, einen Mann zu einer Geldzahlung zu bewegen. Das Telefonat wurde von Beamten abgehört und als Absprache zu einer Erpressung gewertet: Es ging den beiden Männern offenbar darum, den säumigen Mann „gefügig zu machen“. Obwohl es nie dazu kam, kann juristisch schon das vage Planen einer Erpressung als Straftat gewertet werden. K.’s Gesprächspartner ist deswegen zu mehreren Monaten Freiheitsstrafe verurteilt worden.

K.’s Verteidigerin, die Potsdamer Anwältin Marlen Block, äußerte sich am Mittwoch nicht zu den Vorwürfen. Ihr läge noch keine Anklageschrift vor. Block sagte allerdings, sie gehe davon aus, dass das Neuruppiner Gericht trotz der neuen Ermittlungen ihren Mandaten objektiv und sachlich betrachten werde – was demnächst eine Rolle spielen wird. Hintergrund ist die Zweidrittelregel: In Neuruppin war K. 2004 verhaftet und 2006 zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. In diesem Sommer könnte der 43-Jährige nach zwei Dritteln seiner Strafe vorzeitig auf Bewährung entlassen werden. Die Neuruppiner Strafvollstreckungskammer holt dazu Stellungnahmen der Verteidigung und der Staatsanwaltschaft ein. Im für ihn ungünstigsten Fall muss K. seine Haftstrafe von zwölf Jahren komplett absitzen, auch wenn das als unwahrscheinlich gilt.

Olaf K. ist als Kopf der XY-Bande vor Jahren über Brandenburg hinaus bekannt geworden. Als XY-Bande wurde eine Gruppe von Männern aus Neuruppin und Umgebung bezeichnet, die als Zeichen ihrer Zugehörigkeit die Buchstaben XY auf den Nummernschildern ihrer Autos bevorzugten. In den neunziger Jahren sollen sie Drogenhandel und illegales Glücksspiel organisiert haben.

Die Verbindungen der Männer reichten bis ins Neuruppiner Rathaus und zur örtlichen Polizei. K. wurde bei den Kommunalwahlen im Oktober 2003 als Mitglied der CDU ins Stadtparlament von Neuruppin gewählt. Im Visier des Landeskriminalamtes standen zwischenzeitlich bis zu 100 Menschen, der harte Kern von sechs Männern wurde 2006 zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Der Prozess gegen die Gruppe war eines der größten Verfahren gegen organisierte Kriminalität in Ostdeutschland.

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