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Hobby-Wissenschaftler*innen entziffern die Beschriftungen.

© Herbar, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin

Citizen Science: Hobby-Wissenschaftler entziffern in Berlin Botanik-Etiketten

Millionen Pflanzenproben besitzt das Botanische Museum Berlin. Sie sollen nun digitalisiert werden. Bei der Großaufgabe ist Hilfe von Bürgerwissenschaftlern gefragt.

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Astronaut:innen erkunden das All, die „Herbonauten“ die Welt der konservierten Pflanzen. Dass es auch in der Botanik ein ganzes Universum zu erschließen gilt, legt zumindest der Name des Bürgerwissenschafts-Projekt „Die Herbonauten“ des Botanischen Gartens Berlin nahe. Sein Ziel ist es, sämtliche Herbarbelege der botanischen Sammlung zu digitalisieren, also Proben von getrockneten Pflanzen mitsamt Beschriftung. Knapp vier Millionen davon lagern im Botanischen Museum.

Doch was macht ein „Herbonaut“ konkret? Die Aufgabe besteht darin, die handgeschriebenen Beschriftungen der Proben zu entziffern, die teilweise noch aus dem 19. Jahrhundert stammen oder unbekanntere, geografische Fundorte zu ermitteln. Die alten Handschriften zu lesen, ist keine leichte Aufgabe.

Ein Etikett aus dem Jahr 1868.

© Herbar, Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin

Zu den Daten, die von den Originaletiketten abgelesen werden, zählt auch der Tag, an dem die Pflanze gesammelt wurde und wer sie gesammelt hat. Wenn alles vollständig ist, tragen die Hobby-Wissenschaftler:innen die Infos in eine Onlinedatenbank ein. Bei allem gilt das Vieraugenprinzip: Jeder Beleg wird von einer zweiten Person gegengecheckt.

Seit Beginn des Projekts im Jahr 2017 sind die Freiwilligen auf 44 sogenannte „Missionen“ gegangen, bei denen sie sich verschiedenen Pflanzengruppen widmeten.

1,5
Millionen Pflanzenetiketten des Botanischen Museums wurden von Freiwilligen bereits digitalisiert.

Das Engagement der Bürgerwissenschaftler:innen leiste einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt, sagt Robert Lücking, der die Abteilung „Evolution und Biodiversität“ am Botanischen Garten leitet. „Indem wir beispielsweise die weltweiten Fundorte einer Art vergleichen, können wir Rückschlüsse über Veränderungen in unserer Umwelt ziehen.“

Grundsätzlich kommt die Digitalisierung von Herbarbelegen der Forschung zugute, weil Wissenschaftler:innen auf der ganzen Welt die Möglichkeit bekommen, auf eine Fülle von Daten zuzugreifen.

Seit Beginn der Mitmach-Aktion sind bereits 1,5 Millionen Herbarbelege in die digitale Datenbank des Botanischen Gartens eingetragen worden. Als Nächstes sollen die Bürgerwissenschaftler:innen 80.000 Etiketten einer Moossammlung bis Ende Oktober entschlüsseln. Die Deadline sei so knapp, weil dann die Finanzierung des Forschungsprojekts, für das die Daten benötigt werden, auslaufe, sagt Lücking. Man freue sich daher über rege Beteiligung an dieser neuen „Mission“ – mitmachen darf jede:r. Anmelden kann man sich unter herbonauten.de.

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