Berlin: Couture statt Ethno-Look
Mehr als ein Kessel Buntes: Auf einer Modenschau der Welthungerhilfe zeigen Designstudenten, wie modern und global Folklore aussehen kann
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Wie die bunt gemusterten Stoffe da so auf einem Haufen auf dem Schreibtisch im Büro der Welthungerhilfe liegen, sehen sie aus wie folkloristische Souvenirs. Sie kommen aus dem westafrikanischen Mali, aus Peru und aus Indien. Sie waren Grundlage für 100 Kleider, die morgen in Berlin gezeigt werden. „Wir wollten, dass aus diesen Stoffen Couture entsteht und kein Ethno-Look“, sagt Ulrike Schattenmann von der Welthungerhilfe. Deshalb veranstaltet die Organisation seit 2004 die Aktion „Weltgewänder“. Designstudenten von deutschen Modeschulen, darunter vier Berliner Institutionen, sollen moderne Kleidung aus Stoffen aus den Projektländern der Welthungerhilfe entwerfen.
Die fertigen Modelle werden morgen auf einer Schau vor einer Jury gezeigt, die sich aus Designern, Journalisten und der Botschafterin von Mali zusammensetzt. Aus dem westafrikanischen Land ist dieses Mal die Designerin Mimi Konaté als Ehrengast mit ihrer Mode dabei.
Und auch 90 aufgeregte Studenten werden im Publikum sitzen, wenn die Modelle über den Laufsteg geschickt werden. Den Gewinnern wird eine Reise nach Peru spendiert. Der deutsche Designnachwuchs kann sich dort Produktionsstätten anschauen, mit Schneidern, Stoffherstellern und Designern reden, Kontakte knüpfen. Und da aus jeder Schule ein Gewinner gewählt wird, werden immerhin vier Berliner Studenten demnächst auf Reisen gehen.
Auch Marie Federlin und Elisabeth Ehrlicher hoffen , zu den Gewinnern zu gehören. Die Studentinnen der Universität der Künste (UdK) bekamen je einen halben Sari als Ausgangsmaterial und die Aufforderung, sich mit Indien zu beschäftigen. Für Marie Federlin ein Leichtes: Bevor sie Mode studierte, war sie in München im Fach Indologie eingeschrieben. „Ich war begeistert, mich mal nicht mit Sanskrit herumschlagen zu müssen, sondern mich mit einem der wichtigsten indischen Tiere – dem Pfau – beschäftigen zu dürfen.“ So einer thront als aufwändige Stickerei jetzt auf ihrem Kleid. Alle Entwürfe der UdK-Studenten wurden noch einmal nach Indien geschickt und dort per Hand bestickt. Ihre Professorin Valeska Schmidt-Thomsen knüpfte dafür den Kontakt zu einer indischen Stickerei. So lernten die Studenten, wie global Mode heute funktioniert: Ihre Saristoffe haben gleich eine doppelte Weltreise hinter sich gebracht.GTH
Weltgewänder-Modenschau, 16. März, 20 Uhr, Palais am Funkturm, Hammarskjöldplatz, Karten für 20/25 Euro, ermäßigt 10 Euro unter 01805/4470 oder www.ticket-online.de
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