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Grautöne. Eros Ramazzotti, 49, geht wieder auf Tournee. Im Mai 2013 gibt er ein Konzert in Berlin.

© Davids

Kurzvisite in Berlin: Darauf einen Ramazzotti

Noch mehr Italiener in der Stadt: Der Schmuserocker bringt die 90er mit. Mit seiner neuen CD „Noi“ kommt er im Mai auf Tournee.

Das Baby der Dolmetscherin ist blond, die Dolmetscherin auch, und Eros Ramazzotti, der singende Held einsamer Herzen, beantwortet die wichtigste Frage, die zu stellen sich keiner traut, gleich selbst. „Ich bin nicht der Vater.“ Grinsen. Solche Gags machen ihm sehr viel Spaß.

Die Pizzabäcker sind schon da, die italienischen Touristen kommen auch, jeden Monat so 20 000, jetzt ist auch Italopopper Ramazzotti in Berlin. Ganz kurz nur, um seine neue CD „Noi“ vorzustellen. Im nächsten Jahr kommt er wieder. Für ein Konzert in der O2-Arena. Die Plakate hängen schon in der Stadt.

Ramazzotti gibt den charming boy, in brauner Lederjacke und Jeans, verteilt Handküsse und Verbeugungen, sagt fehlerfrei „Ich liebe dich“, lässt aber keinen Zweifel aufkommen, dass seine wilde Zeit vorbei ist. Mit fast 50 sei er gesetzt, ein Familienmensch, seine aktuell Verlobte werde er „wahrscheinlich“ heiraten, aber über Frauen will er nicht reden. Höchstens über Töchter. Der Name der älteren, Aurora, aus der Ehe mit Michelle Hunziker, ist als Tattoo auf seinem Unterarm nachzulesen. Warum er ausgerechnet Eros heißt und mit drittem Vornamen Walter, das wisse nur sein Vater, und der ist nicht mitgekommen.

Walter ist sicher ein Verweis auf Deutschland. Er mag die „deutsche Mentalität“, sagt Ramazzotti, dass alles so gut funktioniert hier und man für sein Steuergeld was zurückbekomme. In Italien sei das völlig anders. Die Finanzkrise hat die Halbinsel im Griff, „das berührt mich sehr“, sagt Ramazzotti, gebürtiger Römer. Plötzlich wirkt er nachdenklich, schiebt immer noch einen Halbsatz nach, um dann auf die nächste persönliche Frage wieder etwas zu flunkern.

Zu seinem neuen Album fällt ihm nicht viel ein. „Es ist nicht einfach, nach 30 Jahren immer noch was Neues zu schaffen.“ Ein Duett mit seiner Tochter Aurora bot sich an, weil sie zu Hause ohnehin viel zusammen spielen, sie am Klavier, er an der Gitarre. Die Singleauskopplung aus „Noi“, „Un angelo disteso al sole“, ist seiner Verlobten Marica gewidmet. Der „Bild am Sonntag“ sagte Ramazzotti vor kurzem: „Ich glaube, ich könnte den größten Scheiß singen, und es käme dennoch an.“

Die Internetvideos zu Ramazzotti- Songs reihen mediterrane Tischdekorationen, Landschaften der Toscana und erotische Nahaufnahmen (silikongestützte Lippen, gepiercte Bauchnabel) aneinander. In dieser massentauglichen Optik sind seine Schmusesongs in den 90er Jahren erfolgreich geworden. 50 Millionen Platten hat er verkauft. Akustische Reisen in die totale Unbeschwertheit, eine Stimulanz für Matratzenpartys und Engtanzabende.

„Wenn ein schönes Lied genügen würde, um Liebe regnen zu lassen, könnte man es eine Million Mal singen.“ Das ist die Übersetzung des Megahits „Se bastasse una canzone“. Es ist eben manchmal besser, nicht Italienisch zu verstehen. Ramazzotti hat auch „Ti amo“ gesungen, 1977 von Umberto Tozzi komponiert, ein Megasupersommerhit. Howard Carpendale versuchte sich daran auf Deutsch.

Je später der Abend, desto sicherer kommt Ramazzotti zum Zug. Das ist auch völlig okay. Er höre selbst jede Musik, außer Heavy Metal.

Und nun noch ein Wort zur Hauptstadt. „Berlin ist die wichtigste Stadt Europas und Deutschlands“, nur sei es hier deutlich zu kalt. München gefällt ihm einfach besser.

Konzert mit Eros Ramazzotti: 16. Mai 2013, O2-World, Karten: 35 Euro zzgl. Gebühren. Landsmann Zucchero kommt am 31. Mai in die O2-World, seine Karten kosten 75 Euro.

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