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Abrisskommando. Am Sonntag wurde das Baumhaus abgebaut.

© Ivos Piacentini

Schöneberger Kleingartenkolonie: Das Ende eines Baumhauses

Der Bezirk und der Kleingartenverband forderten schon lange den Abriss des Baumhauses. Nach jahrelangem Kampf riss die Familie das Bauwerk nun selbst ab.

Behördenposse, Verbandsfarce – andere Begriffe fallen einem kaum ein bei dem langjährigen Theater um das Baumhaus auf einer Parzelle in der Schöneberger Kleingartenkolonie Samoa. Jahrelang kämpfte die Familie Piacentini für ihr in der Baumkrone angelegtes, kleines Bauwerk und gegen Engstirnigkeit in Verwaltung und Kleingärtnerverband. Jetzt hatten die Piacentinis genug von dem Gezerre und verabschiedeten sich am letzten Tag des zu Ende gegangenen Jahres von dem liebgewordenen Baumhaus, in dem zeitweilig auch ein Eichhörnchen Unterschlupf gefunden und seinen Kobel gebaut hatte. Viele Freunde waren gekommen. Es gab Glühwein, und Ivos Piacentini hatte einen großen Topf Wildschweingulasch gekocht. Und dann rissen sie gemeinsam das behördlich so umstrittene Baumhaus Latte für Latte ab.

Die Piacentinis wollen nicht im Zorn zurückblicken, sondern sich über die zehn Jahre freuen, in denen ihre Kinder dort spielen, toben und feiern konnten, sie selber viel Zuspruch für ihr Engagement und ihren Baumhauskampf erhielten. „Es war ein guter Abschluss“, sagt Ivos Piacentini.

Holzbauwerk entsprach laut Bezirk nicht den Vorschriften

Es war einfach kein anderes gutes Ende mehr zu erwarten. Laut Kleingartenverband und Bezirk entsprach das Holzbauwerk nicht den Vorschriften und sollte deswegen weg. Es gab über die Jahre hinweg bereits Anordnungen zum Abriss, Androhungen von Zwangsgeld, Gerichtsverfahren. Bei einer Online-Petition hatten sich dagegen mehr als 50 000 Menschen für die Erhaltung eingesetzt.

Mit ihrer Aktion kam die Familie dem Kleingartenverband zuvor, der eine Frist bis zum 10. Januar gesetzt hatte und anschließend selber dem Häuschen zu Leibe rücken wollte. Wäre das Törchen zur Parzelle verschlossen gewesen, hätte man noch einen Schlüsseldienst beauftragt. Die Kosten hätte natürlich die Familie tragen müssen. Jetzt ist das Baumhaus weg. Die Verantwortlich im Bezirk können sich wieder den wirklich wichtigen Dingen widmen. Von denen gibt es wahrlich genug.

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