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Ein magischer Moment: Fontanes Blick vom Petzower Kirchturm. Hier eröffnet am 21. Mai die Ausstellung.

© Robert Rauh

Das Making-Of der „Wanderungen“: Fontanes Notizen aus dem Havelland sind erstmals in einer Ausstellung zu sehen

67 Hefte mit 10.000 Seiten umfassen die Notizbücher, mit deren Hilfe Theodor Fontane seine Brandenburg-Bände verfasste. In Petzow wird die Entstehungsgeschichte präsentiert.

Genau 150 Jahre ist es her, dass Theodor Fontane seinen dritten Band der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ veröffentlichte. Er war dem Havelland gewidmet und trug mit großem Erfolg all das zusammen, was dem Dichter zwischen der Pfaueninsel und dem Schwielowsee, zwischen Werder und Lehnin berichtenswert erschien.

Wie aber gelang es ihm, all die Geschichten von Menschen, Begebenheiten, Gesprächen und Sehenswürdigkeiten zusammenzutragen? Oftmals lagen mehrere Jahre zwischen seinen Ausflügen und dem Erscheinen der dazugehörigen Bände.

Diese Frage zu beantworten fällt leichter, seitdem Fontanes Notizhefte Seite für Seite digitalisiert und ausgewertet wurden. Geleistet hat diese jahrelange Arbeit die Germanistin Gabriele Radecke an der Universität Göttingen. Sie ist es auch, die einige der anschaulichsten Fundstücke jetzt für eine Ausstellung in der Kulturkirche Petzow aufbereitet hat.

Vor 150 Jahren erschien der Havelland-Band

Das Besondere dabei ist, dass Radecke Fontanes Havelland-Orte längst aus eigener Anschauung kennt: Zusammen mit dem Berliner Lehrer und Historiker Robert Rauh ist sie auf den Spuren des berühmten Wanderers unterwegs. In ihrem soeben erschienenen Band „Fontanes Havelland. Neue Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ erzählen sie, was aus den von ihm beschriebenen Orten geworden ist, treffen Nachkommen der Gesprächspartner Fontanes, finden Ruinen und neue Entwicklungen oder berichten über die Zeit nach der Wende.

Fontanes Notizbuch „Havelland“ von 1869 
Quelle: Digitale Notizbuchedition
Fontanes Notizbuch „Havelland“ von 1869 Quelle: Digitale Notizbuchedition

© Digitale Notizbuchedition

Von diesem Vorher-Nachher lebt auch die Ausstellung „Fontane on Tour“ in Petzow, die an diesem Sonntag um 14 Uhr eröffnet wird. Dort kann man dann etwa Fontanes faksimilierten Skizzen der Herrenhäuser, Grüfte und Grotten sehen und dazu die Fotos, die das Heute zeigen.

Wobei der Ort der Ausstellung den Reiz noch erhöht, denn in Petzow ist alles erhalten, was Lenné und Schinkel schufen und der Dichter einst beschrieb. Man kann sogar auf den Kirchturm klettern, dessen Ausblick Fontane bei seinem Besuch 1869 als „Landschaftsbild im großen Stil“ lobte.

„Für das Verständnis der ‚Wanderungen’ sind die Notizen von unschätzbarem Wert“, sagt Radecke, die inzwischen das Literaturarchiv der Akademie der Künste leitet. Gemeinsam mit Robert Rauh, der mit und ohne Radecke schon mehrere Bücher auf Fontanes Spuren schrieb, kuratierte Radecke nun die Ausstellung über Fontanes Havelland-Notizen in Petzow.

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