
© IMAGO/Jürgen Held
Debatte um Berliner Stadtautobahn: Die Verlängerung der A100 ist richtig – wenn dafür endlich die Kieze entlastet werden
Bisher endet die Trasse in einer Staufalle. Eine Fortführung würde viele Viertel im Osten besser anschließen. Gleichzeitig braucht es mehr Verkehrsberuhigung.

Stand:
In Berlin wird gerade jeder gepflasterte und geschotterte Stein umgedreht. Auf der Stadtautobahn beginnt der Neubau der Ringbahnbrücke inklusive Abriss der Halenseebrücke, gleichzeitig werden S- und U-Bahn fortlaufend notoperiert. So macht die Stadt Ferien vom alltäglichen Gehetze auf ihren wichtigsten Trassen. Und tut etwas, was sie viel zu lange im Sanierungsstau hat stehen lassen: Sie erneuert sich und repariert ihre marode Infrastruktur. Damit uns nicht die nächste bröselnde Brücke auf den Kopf fällt.
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Der Kommentar von Robert Ide zum Nachhören:
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Im Stau hat Berlin genug Zeit, mal grundsätzlich über seine Stadtautobahn nachzudenken. Natürlich bleibt der gerade eröffnete Bauabschnitt 16 bis Treptow stark umstritten. Alle Experten haben hier vor mehr Verkehr gewarnt, der in einer Staufalle endet. Genauso ist es gekommen – und so wird es bleiben, selbst wenn die verengte Elsenbrücke erneuert ist. Weil es am Treptower Park eben kleinteilige städtische Straßen, Ampeln und Kreuzungen gibt, auf die die vielen Autos von der A100 treffen.
Schon allein deshalb sollte Deutschlands teuerste Autobahn weitergeführt werden – also: wenn schon 16. Bauabschnitt, dann auch der 17. bis zur Storkower Straße. Hier gibt es breitere Ausfallstraßen in große Wohn- und Gewerbegebiete im Ostteil Berlins, die mit einer Autobahn besser angeschlossen wären. Deshalb sind auch viele Bezirksbürgermeister für den Weiterbau, und laut repräsentativer Umfragen auch mehr als die Hälfte der Berlinerinnen und Berliner.

© Soeren Stache/dpa
Nun aber hat der Bund die Priorität der nächsten teuren Verlängerung zurückgestuft, ein Weiterbau startet frühestens in fünf Jahren – genug Zeit, um ein paar grundsätzliche Dinge zu klären. Nicht unwichtig ist zum Beispiel die Frage: Wie rettet man die Clubs in Friedrichshain, die von einer noch weiter verlängerten A100 verdrängt werden würden?
Und noch wichtiger: Wie werden die umliegenden Kieze der sich dann auch durch den Osten windenden Stadtautobahn wirklich entlastet? Wie schafft Berlin endlich eine generelle Verkehrsberuhigung in den Wohngebieten?
Natürlich muss es größere Trassen auch für Autos und Lkws geben, damit die Stadt in Bewegung bleibt. Deshalb wird auch weiterhin über eine Osttangente diskutiert, die den Südosten besser anschließen soll. Aber im Gegenzug für mehr Schnellstraßenkilometer braucht es in den Kiezen endlich mehr entschiedene Projekte, den Verkehr zu beruhigen.
Bisher bekämpft die CDU des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner jeden Poller und ringt um jeden Parkplatz, der vielleicht für einen Radweg wegfallen soll. Das ergibt keinen Sinn, wenn man mittelfristig weniger Autoverkehr dort haben will, wo Menschen wohnen.
Es ist ja das Hauptargument der Autobahn-Befürworter: Die Kieze sollten entlastet werden. Genau dafür muss Berlins Verkehrspolitik endlich Vorfahrt gewähren. Erst dann würde eine verlängerte Autobahn wirklich Sinn machen.
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Jeden Donnerstag ab 6 Uhr kommentiert Robert Ide stadtpolitische Themen bei Simone Panteleit und Team im Berliner Rundfunk 91.4. Im Tagesspiegel finden Sie den Kommentar zum Nachlesen und Nachhören.
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