zum Hauptinhalt
Vandalismus, Verwahrlosung und fehlende Pflege, so sah es 2013 noch aus - es war ein weiter Weg, bis der Arnswalder Platz wieder ein Schmuckstück war.

© Thilo Rückeis

GärtnerInitiative Arnswalder Platz: Den Kiez zum Blühen gebracht

Die GärtnerInitiative in Prenzlauer Berg gründete sich anlässlich der ersten Freiwilligentage "Gemeinsame Sache" - jetzt wird zehnjähriges Jubiläum gefeiert.

Die Kaffeepause nach dem Verschönerungsschnitt an den Rosen, dem Unkrautjäten und dem unvermeidlichen Aufsammeln von Kippen und Kronkorken gehört natürlich dazu. Schließlich ist aus dem regelmäßigen Einsatz auf dem Arnswalder Platz auch eine soziale Institution geworden, wo von den Freiwilligen die Probleme und Veränderungen im Bötzow-Kiez besprochen werden. So war es auch beim letzten Arbeitseinsatz Ende August, als bei Kaffee und mitgebrachten Hefe-Quark-Kolatschen über die drohende Fällung der Eschenallee in der nahen Kniprodestraße diskutiert wurde. Ein Unding, dass eine gesunde Baumallee zugunsten eines Steinplattenwegs verschwinden soll, fanden die Engagierten.

[Das ist ein Text aus dem Newsletter Ehrensache: Der Tagesspiegel würdigt mit Deutschlands erstem Ehrenamts-Newsletter all jene Menschen, die aktiv dabei mithelfen, dass Berlin lebenswert ist und liebenswert bleibt – kostenlos und jederzeit kündbar. Melden Sie sich an unter: ehrensache.tagesspiegel.de]

Bei der GärtnerInitiative am Arnswalder Platz kann gut beobachtet werden, wie eine lebendige Gemeinschaft wächst und damit einen ganzen Kiez verändert und schöner macht. Am 17. September, wenn im Rahmen der Freiwilligentage „Gemeinsame Sache“ die Nachbarschaft wieder zum Gärtnern eingeladen ist, feiert die Initiative zugleich ihren zehnten Geburtstag. „Es soll vor allem eine Feier für diejenigen sein, die sich im Laufe der zehn Jahre, ob kürzer oder länger, bei der GärtnerInitiative engagiert haben“, sagen Carsten Meyer und Frank Brunhorn. Sie sind die Gründer der Initiative, die mit regem Bürgersinn über die Jahre mit nicht nachlassender Energie aus einem verlotterten Ort einen schmucken Platz rund um den großen Stierbrunnen haben wachsen lassen. Und deren Engagement inzwischen weit darüber hinaus strahlt.

„Geburtshelfer“ der Initiative, so sagt es der ehemalige Lehrer Carsten Meyer, war der Tagesspiegel. Vor zehn Jahren, beim ersten Aufruf des Tagesspiegel für die Aktionstage „Saubere Sache“, aus der später die „Gemeinsame Sache“ wurde, fassten sich auch Meyer und Brunhorn ein Herz und beteiligten sich mit einem Cleanup auf dem Arnswalder Platz. Und sind seitdem jedes Jahr dabei. Damals wucherte auf dem offiziell als „Gartendenkmal“ geltenden Platz das Unkraut allerorten und wilde Sträucher verdrängten die Rosenbeete, weil der Bezirk kein Geld für jegliche Grünpflege hatte. Der Vandalismus sei damals schlimm gewesen, erinnert sich Carsten Meyer. Deshalb konzentrierte sich die Gruppe bei der Gartenarbeit anfangs nur auf einzelne Bereiche, weil mehr einfach nicht zu schaffen war. Dabei war der Platz erst 2010 für viel Geld aufwändig saniert worden. Lange her; heute kaum zu glauben, wenn Besucher*innen über den sauberen Platz mit seinem sprudelnden Brunnen und den gepflegten Hecken und Rosenbeeten flanieren oder auf den Bänken ausruhen.

Ein Einsatz, der sich gelohnt hat: Carsten Meyer vor dem mächtigen Stierbrunnen auf dem Arnswalder Platz.
Ein Einsatz, der sich gelohnt hat: Carsten Meyer vor dem mächtigen Stierbrunnen auf dem Arnswalder Platz.

© Gerd Nowakowski

Wir zeigen der Politik, was eine Harke ist, beschreibt Carsten Meyer die Stimmungslage in der Anfangszeit. Heute wird die Harke nur noch zum Laub rechen benutzt und statt der Konfrontation gibt es mit dem Grünflächenamt eine „prima Zusammenarbeit“. Und aus der Anonymität im Häusermeer ist über die Jahre für viele Menschen eine Gemeinschaft im Kiez gewachsen.

Die Gärtner können jedenfalls stolz auf ihre Leistung sein. Im Laufe der Jahre hatten sie immer neue Ideen und kämpften hartnäckig dafür, dass es mehr Abfallbehälter gibt. Die jetzt vorhandenen zusätzlichen Mülleimer werden von einer anderen Gruppe von Engagierten aus dem Kiez aufgestellt und betreut. Dass es auch trotz der innovativen und praktischen Zigarettensammler, die an den Bänken rund um den großen Brunnen in den Boden eingelassen sind, dort immer noch Menschen gibt, die ihre Kippe in die Gegend schnippen, lässt Carsten Meyer zuweilen philosophisch seufzen. „Das Stück-für-Stück Aufsammeln von Kippen und Kronkorken ist immer wieder eine Übung in Demut und führt geradezu zwangsläufig zu nachdenklichen Überlegungen über unsere Mitmenschen“, sagt Meyer. Aber entmutigen lassen sich die Engagierten davon nicht. Um so mehr freuten sie sich, als ihnen vor einigen Jahren vom Senat die Ferdinand-von-Quast-Medaille verliehen wurde – Berlins höchste Ehrung für Menschen, die sich „in besonderer Weise um Berliner Denkmale oder die Denkmalpflege verdient gemacht haben“.

Längst ist das Engagement über den Arnswalder Platz hinaus „gewuchert“, kann man so respektlos wie zutreffend sagen. Im Bötzow-Viertel hat sich die GartenInitiative etwa mit dem Verein ProKiez e.V. vernetzt. Ein Ergebnis des erfolgreichen Bürgereinsatzes ist die kürzliche Eröffnung des Lenné-Gartens am Rand des Volkspark Friedrichshain. Der Gedenkort für den Schöpfer der Berliner Volksparks, über lange Jahre vollkommen verwahrlost und heruntergekommen, wurde vom Senat und Bezirk neu gestaltet. (Zum nachlesen:https://www.tagesspiegel.de/berlin/prenzlauer-berg-lenne-meyer-garten-eroeffnet-zweite-ehrung-fuer-die-gartenkuenstler/28418734.html ) Und aktuell kämpfen die Initiativen für die Erhaltung der 26 gesunden Eschen, die das Bezirksamt beseitigen möchte.

Das Jubiläumsgärtnern am 17. September ab 13 Uhr soll jedenfalls zu einer Feier für den Wert des Engagements werden. Eingeladen sind alle Anwohner*innen und auch sonst Jederfrau und Jedermann, die Lust und Interesse an einer schönen Gartenanlage haben. Und der Tagespiegel gratuliert ebenfalls.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false