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Berlin: Der Entdecker der Weinwunder

Lars Rutz, der Sommelier des Jahres 2003, ist tot

Er hatte so etwas Strahlendes. Natürlich standen auf seiner Weinkarte große, berühmte, teure Gewächse, aber die zu empfehlen ist ja keine Kunst. Die Kunst liegt in der richtigen Mischung, und die stimmte bei Lars Rutz genau. Fortlaufend entdeckte er neue kleine Weinwunder, auch bezahlbare, und er verstand es bestens, ihren Zauber zu vermitteln. Seine Sprache war präzise, der Gast konnte den Wein schon nach der Beschreibung schmecken, und wenn er ihn dann kostete, wurde er nicht enttäuscht. Mit seiner Begeisterung riss Rutz selbst skeptische Gäste mit. Er wurde Sommelier des Jahres 2003. Und jetzt – ist er tot. Eine seltene Krebsart war es, die ihn nur 33 Jahre alt werden ließ.

Rutz war sehr erfolgreich. Er stammte aus Wernigerode im Harz, lernte im Frankenland, während Sternekoch Dieter Müller am Herd stand, und kam dann nach Berlin. Im Restaurant „Harlekin“ des Grand Hotels Esplanade war er Restaurantleiter, dann eröffnete er an der Chausseestraße seine Weinbar. 1001 Weine stehen auf der buchdicken Karte, jeder kostet den Ladenpreis plus 15 Euro Korkgeld. In der Küche stand bisher Rolf Zacherl, der aber künftig verstärkt im Fernsehen kocht.

Das „Rutz“ macht dennoch weiter. Am 29.Dezember, dem Todestag des Chefs, war der Laden voll, auch über Silvester war Betrieb, jetzt sind Ferien bis zum 18. Januar. Rutz’ Lebensgefährtin Anja Schröder will die Bar künftig führen. Bis ein Sommelier gefunden ist, der die Nachfolge antreten kann, wechseln sich Freunde von Lars Rutz dort abends ab – so Hendrik Canis vom „Vau“, Gunnar Tietz vom „First Floor“, Matthias Dathan vom „Brandenburger Hof“. Lars Rutz wird am 15. Januar auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof beerdigt – direkt gegenüber seiner Bar. „Von dort aus kann er uns alle beobachten“, sagt Hendrik Canis. „Und wir können ihm zuprosten.“

Fatina Keilani

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