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Die Sängerin Katja Ebstein wird zu den Filmmusiktagen Sachsen-Anhalt in Halle erwartet. (zu dpa: «Filmmusiktage zum Thema «Verwandlung» und mit Katja Ebstein») +++ dpa-Bildfunk +++

© picture alliance/dpa/Felix Hörhager

Der politische Schlagerstar: Berliner Sängerin Katja Ebstein wird am Sonntag 80 Jahre alt

Katja Ebstein wuchs in einfachen Verhältnissen in Reinickendorf in Berlin auf. Ihr Leben lang hat sich die Sängerin politisch und sozial engagiert. Am Sonntag feiert sie Geburtstag.

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Bekannt ist Katja Ebstein als Schlagerstar, ihre Ohrwurmhits wie „Wunder gibt es immer wieder“, „Theater“ oder „Diese Welt“ hörte fast jeder schon einmal. Doch die Sängerin mit der charakteristischen Langhaarfrisur und den Stirnfransen ist auch schon lange politisch aktiv, war mit Rudi Dutschke und Benno Ohnesorg befreundet und unterstützte die Ostpolitik von Willy Brandt (SPD). Am Sonntag wird sie 80 Jahre alt.

Ebstein wurde 1945 als Karin Witkiewicz nahe Breslau geboren. Kurz danach floh ihre Familie nach Berlin – dort lebte sie später im Stadtteil Reinickendorf in der Epensteinstraße, woraus die Sängerin ihren Künstlernamen ableitete. Gedrängt wurde sie dazu von ihrer Plattenfirma, weil ihr Name schlecht auszusprechen sei, wie Ebstein 2023 in einer Dokumentation des Bayerischen Rundfunks (BR) sagte.

In Reinickendorf lebte die Flüchtlingsfamilie in einfachen Verhältnissen. Doch der Zusammenhalt war groß, erinnerten sich Ebstein und ihre Schwester Ursula in der Dokumentation. „Meine Mutti war wie ein kleiner Ofen, an der haben sich alle gewärmt“, sagte Ebstein, die auch nach Jahrzehnten in ihrer Wahlheimat Bayern immer noch leicht berlinert. Von ihrer Mutter habe sie die Musikalität geerbt, vom Vater hingegen den Dickkopf und den „unbändigen Gerechtigkeitssinn“.

Nach der Schule wollte Ebstein Kunst studieren, doch weil dafür das Geld fehlte, begann sie ein Volontariat beim Sender Freies Berlin (SFB) im Ressort Klassische Musik und TV-Dramaturgie. In ihrer Freizeit ging sie auf die Straße gegen Atomkraft, den Vietnamkrieg, den Mauerbau. „Ich bin von Haus aus ein Widerspruchsgeist“, sagte sie im BR.

Sängerin Katja Ebstein.

© imago/ADBP-MEDIA

Außerdem jobbte sie neben der Arbeit beim SFB als Backgroundsängerin in Berliner Jazzbars und wurde schließlich von der US-Plattenfirma Liberty entdeckt. Den Durchbruch brachte ihr Auftritt beim Eurovision Song Contest 1970 mit „Wunder gibt es immer wieder“, mit dem sie für Deutschland den dritten Platz holte - ebenso wie 1971 mit „Diese Welt“. 1980 wurde es sogar Platz zwei mit „Theater“.

Insgesamt mehr als 30 Platten veröffentlichte Ebstein seit ihren ersten Erfolgen vor 55 Jahren, machte Ausflüge in die Chansonmusik, die Lyrik, die Popmusik. Auch auf Theater- und Musicalbühnen sowie im Fernsehen war sie immer wieder zu sehen, etwa in der RTL-Tanzsendung „Let“s Dance„, wo sie mit 62 Jahren antrat und es bis ins Finale schaffte.

Ebstein verlor ihren Mann an eine Krebserkrankung

An das politische Engagement ihrer jungen Jahre knüpfte Ebstein immer wieder an. 2004 gründete sie die Katja-Ebstein-Stiftung, die sich für Kinder einsetzt. Später verlieh der damalige Bundespräsident Horst Köhler ihr 2008 das Bundesverdienstkreuz für ihr soziales und künstlerisches Engagement. 2017 schickte das Land Brandenburg Ebstein auf Vorschlag der SPD in die Bundesversammlung, die Frank-Walter Steinmeier zum Bundespräsidenten wählte.

Privat musste Ebstein 2008 einen schweren Schlag verkraften, als ihr rund 20 Jahre älterer Ehemann, der Fernsehregisseur Klaus Überall, an Krebs starb. Trost finde sie in der Natur, sagte sie 2023 im BR.

Kinder hat Ebstein nicht. Sie habe fünf Jahre lang die Antibabypille genommen, berichtete sie in der Dokumentation. „Und als ich dann ein Kind haben wollte, ging der Körper überhaupt nicht.“ Sie habe dann aufgehört, sich schulmedizinisch behandeln zu lassen.

Auch mit 80 ist Ebstein noch künstlerisch aktiv, nahm erst kürzlich eine Platte mit ihrem ersten Ehemann Christian Bruhn auf. Im April will sie mit dem Programm „Berlin - trotz und alledem“ in der Hauptstadt auftreten. „Deutsche Geschichte an Berlin festgemacht“, heißt es in der Ankündigung. Das Publikum dürfe sich freuen auf Texte und Lieder von Bertold Brecht, Claire Waldoff oder Wolf Biermann. Der Schlagerstar bleibt also politisch. (AFP)

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