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Feierlichkeiten zum zehnjährigen Jubiläum 1985...

© Archiv Christiane Fritsch-Weith

Buchladen Bayerischer Platz: Dichter, Denker, Mistbauern

Der Buchladen Bayerischer Platz hat erneut den Deutschen Buchhandlungspreis gewonnen. Anlass genug, diese Würdigung hier noch einmal zu bringen. Gefeiert wird auch.

Von Markus Hesselmann

„Viel hat sich geändert“, schreibt der Schriftsteller und Nachbar Horst Pillau. „Das Herz unseres Kiezes aber ist gesund und schlägt munter weiter.“ Passend zum Viertel der Literaten – Alfred Kerr, Gottfried Benn, Anna Seghers, Walter Benjamin, Carl Zuckmayer lebten hier – ist das Herz des Bayerischen Viertels eine Buchhandlung. Vor 96 Jahren wurde der „Buchladen Bayerischer Platz“ von dem Schriftsteller, Bibliothekar und Anarchisten Benedict Lachmann gegründet. Seit 40 Jahren führt ihn nun schon Christiane Fritsch-Weith. Die Buchhändlerin ist jetzt auch Herausgeberin und Mitautorin des im Transit-Verlag erschienenen Buchs „Klein, aber voller Köstlichkeiten – Buchladen Bayerischer Platz“.

Das Buch, zu dem neben Horst Pillau („Mein Bayerischer Platz“) auch Pascale Hugues, Eva Menasse und Monika Maron Kapitel beitragen, hat die richtige, Berlinische Mischung aus Erinnerung, Innehalten und Erwartung, aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Der Sammelband bettet die Geschichte des Buchladens in die Geschichte des Bayerischen Viertels, Berlins und Deutschlands ein – zum Beispiel mit einem Exkurs über den Buchhandel nach 1933 und vielen Dokumenten, die anschaulich machen, wie ein jüdischer Buchhändler wie Benedict Lachmann drangsaliert wurde. Im Oktober 1941 deportierten die Nazis ihn nach Lodz, wo er noch im selben Jahr starb.

Die Buchhändlerin feiert.
Die Buchhändlerin feiert.

© Margit Lesemann

Dazu gibt es Texte, die aus der Vergangenheit direkt zu uns sprechen, etwa das Kapitel „Die Entstehung des Bayerischen Viertels“ von Georg Haberland, geboren 1861, gestorben 1933. Der Planer und Projektentwickler des Bayerischen Viertels, das zwischen 1900 und 1914 im damals noch unabhängigen Schöneberg gebaut wurde, strotzt nur so vor einem Unternehmergeist, der dem heutigen, oft bedenkenträgerischen Berlin guttun würde.

"Wie gut, dass auch viele junge Leute zuhören", schreibt Horst Pillau über die freitäglichen Lesungen im Buchladen Bayerischer Platz. Oder sogar selbst lesen, wie hier der 11-jährige Jakob Beck von dem sich Horst Pillau am Welttag des Buches 2005 hier im Bild ein Buch signieren lässt. Rechts im Bild die Buchhändlerin, Christiane Fritsch-Weith
"Wie gut, dass auch viele junge Leute zuhören", schreibt Horst Pillau über die freitäglichen Lesungen im Buchladen Bayerischer Platz. Oder sogar selbst lesen, wie hier der 11-jährige Jakob Beck von dem sich Horst Pillau am Welttag des Buches 2005 hier im Bild ein Buch signieren lässt. Rechts im Bild die Buchhändlerin, Christiane Fritsch-Weith

© Archiv Christiane Fritsch-Weith

Dass man als Stadtplaner mit Menschen kommunizieren muss, wenn man etwas entwickeln will, hat Georg Haberland schon damals erfahren: „Sehn Se mal, das ganze Jahr kommt zu mir Mistbauern kein Mensch“, sagte ihm ein Schöneberger Bauer namens Sarre, dessen Grundstück Haberland für den Bau des neuen Viertels brauchte. „Sie plaudern so nett mit mir und erzählen, was in der Welt passiert; wenn Sie die Wiese haben, gucken Sie den alten Sarre überhaupt nicht mehr an; dann kann er Ihnen nichts mehr nützen. Nun kommen Se man noch ein paarmal her, dann sollen Sie die Wiese haben.“ Georg Haberland ging darauf ein – „fünf- bis sechsmal“ – und konnte Erfolg melden: „Und so kam es denn auch.“

"Klein, aber voller Köstlichkeiten", das Buch über den Buchladen Bayerischer Platz und das Bayerische Viertel ist in diesen Tagen erschienen.
"Klein, aber voller Köstlichkeiten", das Buch über den Buchladen Bayerischer Platz und das Bayerische Viertel ist in diesen Tagen erschienen.

© promo

Das Buch "Klein, aber voller Köstlichkeiten. Buchladen Bayerischer Platz" erscheint im Transit-Buchverlag Berlin und ist online hier erhältlich sowie natürlich im Buchladen Bayerischer Platz, Grunewaldstraße 59, in Berlin-Schöneberg. Eine Leseprobe aus Horst Pillaus Kapitel "Mein Bayerischer Platz" lesen Sie hier. Informationen zum Deutschen Buchhandlungspreis finden Sie hier. Und wie der Buchladen mit Kunden und Nachbarn feiert, lesen Sie hier.

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