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Rekonstruktion: Die Bauakademie findet keinen Bauherrn

Die europaweite Ausschreibung des Projekts endete ergebnislos. Hochtief gab kein Angebot ab, Hans Walls Offerte wies der Senat zurück. Die Enttäuschung sitzt tief.

Der europaweite Wettbewerb zur Rekonstruktion der Bauakademie nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel ist gescheitert. Nach Informationen des Tagesspiegels lehnte der Senat das Angebot von Hans Wall ab, 15 Millionen Euro in den Neubau nach historischem Vorbild gegenüber vom Schloss zu investieren. Hans Wall bestätigte dies auf Anfrage. Der andere Interessent, der Essener Baukonzern Hochtief Construction, gab kein rechtsverbindliches Angebot ab. Dies bestätigte ein Firmensprecher am Freitag.

Dass es zu keiner Einigung mit Wall kam, lag daran, dass der Unternehmer seine Kosten für die Errichtung des Ziegelbaus auf maximal 15 Millionen Euro begrenzen wollte. Diese Summe sollte nach den abgespeckten letzten Planungen für die Bauakademie aber auch ausreichen. Infolge der gewünschten Kostendeckelung hätte das Land Berlin das finanzielle Risiko im Falle einer Überschreitung der Baukosten übernehmen müssen. Dieses Risiko wollte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit nicht eingehen, so ist aus Senatskreisen zu hören.

„Ein wenig enttäuscht bin ich schon über die Ablehnung“, sagte Hans Wall. Er sei „verliebt in die Bauakademie“ und habe die Hoffnung „noch nicht ganz aufgegeben“, dass das Projekt doch noch realisiert werden könnte. Allerdings käme das zweite Angebot, über das Wall zurzeit nachdenkt, das Land Berlin noch viel teurer als das erste: Denn seit Anfang des Jahres kann Wall nur noch zehn Millionen in die Bauakademie investieren – die anderen fünf Millionen Euro sollten aus Steuergutschriften finanziert werden. Doch diese sind Ende vergangenen Jahres zugunsten des Finanzamtes verfallen.

Dass der Essener Baukonzern Hochtief Construction ebenfalls aus dem Bieterverfahren für die Bauakademie ausgestiegen ist, erklärt Sprecher Bernd Pütter so: „Wegen der Finanzkrise haben wir Sponsoren verloren, deshalb rechnet sich das Ganze für uns nicht.“ Hochtief Construction habe zwar auch einen eigenen Beitrag leisten wollen, aber „ohne Großsponsoren geht es eben nicht“.

In der Branche wurde die Ausschreibung des Grundstücks „Schinkelplatz 1“ immer schon als Liebhaberprojekt bewertet. Denn der landeseigene Liegenschaftsfonds hatte das Bauland für Schinkels Prachtbau so ausgeschrieben wie zuvor schon das Areal für die geplante Kunsthalle – und auch dafür fand sich kein Investor. In beiden Fällen wollte der Senat dem Bauherrn das Grundstück zwar kostenlos abtreten. Dieser sollte dafür aber mit eigenem Geld das Gebäude errichten und später große Teile davon der Gemeinde kostenfrei überlassen.

Im Fall der Bauakademie soll die geplante Architekten-Akademie drei Viertel der rund 8500 Quadratmeter nutzen. Um seine Kosten wieder einzuspielen, bleibt dem Bauherrn deshalb nur die Vermietung des Erdgeschosses übrig. Auch Wall spricht von einem „Sponsorenprojekt“. Wie geht es nun weiter am Schinkelplatz? Senatsbaudirektorin Regula Lüscher sagte: „Das Ziel einer Rekonstruktion der Außenhülle der Bauakademie wird nicht infrage gestellt“. Auch Lüscher nannte die Bauakademie ein „Kulturprojekt“, das auf „Mäzene“ angewiesen sei. Wenn es nun aber durch das Werben von Spenden finanziert werden müsse, dann stehe es außerdem noch in Konkurrenz zum Bau des Humboldt-Forums, dessen Schlossfassade ebenfalls aus Spendenmitteln bezahlt werden soll.

„Sehr schade“, sagte Ephraim Gothe, Stadtrat für Stadtentwicklung in Mitte, zum Scheitern der Ausschreibung. Das historische Zentrum, in dem das Bauland liege, „läuft sehr gut auf dem Immobilienmarkt“. Weil dort schon so viele Flächen privatisiert wurden, „wäre es schön, wenn ein so wichtiges Grundstück einen gemeinnützigen Stiftungszweck erfüllt.“

In dem geplanten Neubau will der Verein „Internationale Bauakademie Berlin“ eine „Akademie für Architektur und Städtebau“ einrichten. Das Gebäude soll Lehre, Forschung und Ausbildung dienen. Außerdem sollen die über die Stadt verstreuten Architektursammlungen am Schinkelplatz zusammengetragen und ausgestellt werden. Gothe spricht von einem „Schatz“, der die Sammlungen auf der Museumsinsel und im Humboldt-Forum gut ergänzen würde.

Auch beim Verein „Denk mal an Berlin“ ist die Enttäuschung groß. Aber „wir wissen alle, dass Baukosten etwas Unberechenbares sind“, sagte die stellvertretende Vorsitzende Elisabeth Ziemer. Von einem „Interessenkonflikt“ spricht sie deshalb, der wohl nur zu lösen sei, wenn eine breite Öffentlichkeit oder eine klare Mehrheit im Abgeordnetenhaus das Vorhaben unterstützen würde.

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