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Ausgetanzt. Die Hafenbar in der Chausseestraße hat geschlossen, ein neuer Standort eröffnet am 3. Juni.

© Paul Zinken/dpa

Update

Berlins legendärste Disco: Die Hafenbar zieht zum Alexanderplatz

Nach 49 Jahren ist nun tatsächlich Schluss in der Chauseestraße in Mitte - doch die Party geht weiter. Bereits in zwei Wochen soll die erste Schlager-Sause in der Karl-Liebknecht-Straße steigen.

Die legendäre Hafenbar hat eine neue Heimat gefunden. Noch am vergangenen Pfingstwochenende hatten Fans den Abschied aus der Location in der Chausseestraße 20 bis in den frühen Morgen gefeiert, jetzt ist der Umzug bereits im vollem Gang. Schon am 3. Juni soll in der Karl-Liebknecht-Straße 11 in Mitte direkt unter einer McDonald's-Filiale die Eröffnungsparty steigen. Der Standort dürfte Nachteulen noch als Kinzo-Club, What-Club oder - aus DDR-Zeiten - als Wernersgrüner-Bierstube bekannt sein.

„Einige Menschen haben in den letzten Tagen nicht geschlafen – dafür ist das Parkett jetzt schon verlegt“, sagt Fabian Böckhoff, der zusammen mit Radio-Eins-Moderator Stefan Rupp seit 1996 wöchentlich bei der Schlagerparty „Stimmen in Aspik“ auflegt. „Wir haben den Umzug von langer Hand geplant“, sagt er.

"Hier tanzen Menschen, deren Großeltern schon hier waren"

Seit Anfang April wissen die Betreiber, dass sie nach 49 Jahren aus der Chausseestraße an den Fernsehturm ziehen werden. Der neue Standort am Alexanderplatz habe zwar einen zweifelhaften Ruf, gibt Böckhoff zu, aber man sei trotzdem zufrieden. „Die Anbindung ist besser und seit uns der BND sein graues Monument vor die Haustür gesetzt hat, ging Atmosphäre in der Chausseestraße verloren“, sagt der Schlager-DJ. Er glaubt, dass man auch am neuen Standort wie in alten Zeiten feiern wird. „Wir hatten in den letzten Jahren immer wieder Sorge, dass man uns in die Ballermann-Ecke treibt, aber unsere Gäste hatten trotzdem eine erstaunliche Mischung.“ Man habe ein generationenübergreifendes Publikum aus allen Bildungsschichten. „Hier tanzen Menschen, deren Großeltern schon hier waren“, sagt er und glaubt: „Manche wurden sogar in der Hafenbar gezeugt.“
Gerade weil die Hafenbar von seiner Legende lebt, wollen die Betreiber auch möglichst wenig ändern. „Wir versuchen jede alte Planke mitzunehmen“, verspricht Böckhoff. Überhaupt: Konzept und Innenausstattung sollen nicht angetastet werden. Deshalb soll sogar der Schnitt der neuen Bar an die alte Location angepasst werden. Und auch in Zukunft sollen freitags wilde Schlagerpartys stattfinden und am Sonnabend Karaoke gesungen werden.
Überwiegend positiv fällt das Urteil der Gäste auf die Ankündigung aus. „Von der Lage ist das noch besser“, schreibt eine Facebook-Nutzerin. Viele gratulieren zum neuen Standort.

Der "Kapitän" verlässt den Partykutter

Nur einer zieht nicht mit um: Der Gründer und bisheriger Inhaber der Hafenbar Klaus Zagermann – von den meisten Gästen einfach Kapitän genannt – übergibt das Steuer aus Altersgründen an seine langjährige Bar-Chefin Petra Schreiber und ihren Sohn Christopher. „Ich konnte dieses Konzept nicht sterben lassen“, sagt Petra Schreiber, die seit 25 Jahren jedes Wochenende hinter dem Tresen der Hafenbar steht. Zagermann selbst hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, dass er aufhören würde. Den Umzug managen nun andere.

Die Suche nach einem neuen Standort sei nicht einfach gewesen. „In Mitte gibt es nur noch Touristen-Attraktionen. Gleichzeitig sterben viele Clubs“, sagt Schreiber, die das „katastrophal“ findet. Angst, dass sich das Hafenbar-Klientel und die Stimmung im neuen Laden verändern könnten, hat sie nicht. „Die Stimmung war bei uns immer super“, sagt sie. Schreiber vermutet, dass gerade die Musik dafür verantwortlich ist: „Das tolle am Schlager ist, dass man textsicher mitsingen kann.“ Auch das finanzielle Risiko, das sie eingeht, beunruhigt sie wenig: „Wer etwas richtig liebt, geht immer ein Risiko ein“, sagt die 46-Jährige. „Wenn man Zweifel hat, sollte man sich hinterm Schreibtisch verstecken.“
Ob es sich auch in der neuen Hafenbar direkt am Fernsehturm gut feiern lässt, kann bereits in gut zwei Wochen getestet werden. Einen Grund zur Freude gibt es bereits für die Fans. Mit Platz für 400 Gäste hat sich die Hafenbar etwas vergrößert. Und noch etwas stellt Fabian Böckhoff klar. „Wenn am 3. Juni die Tore der neuen Hafenbar öffnen, werden wir wieder das machen, was wir am besten können: Party.“

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