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Wenige Tage nach dem Tempelhof Sounds Festival findet am Sonnabend auf dem ehemaligen Flughafengelände der Auftakt zum Kultursommerfestival statt – mit Musik, Drinks und Light Show.

© IMAGO / Martin Müller

Zurück zum "Berlin-Gefühl": Die Hauptstadt startet in den Kultursommer

Nach zwei Jahren Stagnation soll es für die Kulturszene wieder losgehen: 90 Tage lang finden in der ganzen Stadt kostenlose Open-Air-Veranstaltungen statt.

Nach zwei Jahren pandemiebedingter Stagnation gibt es in der Berliner Kulturszene einiges aufzuholen. Dafür will Kultursenator Klaus Lederer (Linke) mit dem Kultursommerfestival sorgen: Vom 18. Juni bis zum 11. September sollen an 90 Tagen und 90 Orten in allen Bezirken 90 Kulturveranstaltungen stattfinden – kostenlos und unter freiem Himmel.

Der Kultursommer ist Teil der Initiative „Draußenstadt“, die im letzten Jahr vom Senat mit sieben Millionen Euro unterstützt wurde. Angesichts der langanhaltenden Pandemiebeschränkungen musste die Senatsverwaltung für Kultur und Europa die Pläne für die kostenfreien Open-Air-Events dann aber doch stoppen. Seit etwa zwei Monaten sei es wieder möglich, für den Sommer zu planen, sagt Lederer. Organisiert und umgesetzt wird das Festival von der staatlichen Gesellschaft Kulturprojekte Berlin.

„Kunst und Kultur gehören zur DNA unserer Stadt“, sagt Lederer. Ziel sei es, das „spezielle Berlin-Gefühl“, das im Sommer durch Biergärten und Freiluftveranstaltungen zustande komme, mit Kunst und Kultur zu verbinden und so ein Programm zu schaffen, das alle Berliner:innen anspricht. „Die Wege sollen kurz und die Schwellen niedrig sein“, sagt der Kultursenator. Daher sind alle Veranstaltungen über den Sommer hinweg kostenfrei.

„Kunst und Kultur haben die Kraft, Menschen zusammenzubringen und ganz besondere Begegnungen zu schaffen - und ganz viele dieser unvergesslichen Momente wünsche ich uns für diesen Kultursommer“, sagt Lederer.

Am Sonnabend beginnt der Kultursommer mit einem Eröffnungs-Open-Air am ehemaligen Flughafen Tempelhof. Von 18 bis 23 Uhr soll das einstige Rollfeld zur größten Terrassenbar Berlins werden, einschließlich Musik und Drinks, verspricht das Programm. Nach Sonnenuntergang wird der Ort mit einer Licht-Show der französischen Compagnie Off illuminiert. Die Künstler:innen, bekannt vom US-amerikanischen „Burning Man“-Festival, treten erstmals in Deutschland auf.

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Über die Sommermonate hinweg sollen in ganz Berlin weitere Veranstaltungen an unterschiedlichen Orten stattfinden – in Schlossparks, Biergärten, Hinterhöfen und Strandbädern. So zeigt das Staatsballett Berlin am 26. August auf einer Schiffstour entlang der Spree Auszüge seines Programms. Die Deutsche Oper tritt am 31. August mit ihrem Stück „GREEK“, das Oper, Jazz und Hip Hop vereint, unter freiem Himmel auf dem Parkdeck ihres Theaters auf.

Sogar im Eisstadion Neukölln gibt es Live-Musik und Kunst unter dem Motto „Breaking the Ice“ – die Eisbahn selbst ist längst weggeschmolzen. Dort wird das Pre-Opening des Kunstfestivals „48 Stunden Neukölln“ veranstaltet, das zeitgenössische Kunst an verschiedenen Standorten im Bezirk dezentral erfahrbar macht.

Auch die freie Kulturszene soll eine Plattform bekommen

Der Kultursommer habe den Anspruch, neben etablierten Kulturinstitutionen auch der freien Szene eine Plattform zu bieten, sagt Alma Seibert von den Kulturprojekten stellvertretend für die Leiterinnen des Neuköllner Festivals, Sharmila Sharma und Siri Ermert.

Auch der Berliner CSD beteiligt sich während des Pride Month am Kultursommer, mit der Eröffnungszeremonie „Queens against Borders“ am 28. Juni und dem Voguing-Event „Playtime Poolside Kiki“ am 6. Juli.

„Die Kultur braucht diesen Schub, denn unsere Gesellschaft ist noch immer blockiert“, sagt Matthias Schulz, Intendant der Staatsoper Unter den Linden. „Wir wollen wieder ganz Berlin einladen.“ Auf dem Bebelplatz findet am 19. Juni die „Staatsoper für alle“ mit dem Dirigenten Daniel Barenboim statt. Gespielt werden Sinfonien von Schumann und Tschaikowski. Die Staatskapelle Berlin spielt am 7. Juni ihr Saison-Abschlusskonzert im Schlosspark Schönhausen.

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Laut Moritz van Dülmen, Geschäftsführer von Kulturprojekte Berlin, soll der Kultursommer privaten Veranstaltern keine Konkurrenz machen, sondern ihr Angebot ergänzen. So beteiligen sich auch einige private Kulturveranstalter wie das „Peace x Peace“-Festival. Seit 2016 machen die Initiatoren Fetsum Sebhat und Teddy Tewelde damit auf ihre Bildungs- und Nothilfeorganisationen für Kinder aufmerksam. Dieses Jahr veranstalten sie kein eigenes Festival, sondern schließen sich dem Kultursommer an.

„Die letzten zwei Jahre waren sehr schwierig für die Kulturszene, besonders für die Pop-Kultur“, sagt Tewelde. Dass das „Peace x Peace“-Festival nun Teil des Kultursommers ist, zeige aber, dass sich der Begriff Kultur stetig weite und Pop-Kultur als integraler Bestandteil der Berliner Kulturszene wahrgenommen werde.

Annika Grosser

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