
© Mario Heller/Tagesspiegel
Die Kotti-Insiderin: Neriman Kurt kennt die Nöte hinter Kreuzbergs Fassaden
Der „Kotti“ macht immer wieder Schlagzeilen, aber was machen die Veränderungen im Kiez mit der Nachbarschaft? Die Leiterin des Stadtteilzentrums hat den Wandel seit mehr als 35 Jahren miterlebt.
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Das Kottbusser Tor macht ständig negative Schlagzeilen – wegen Kriminalität, Drogenkonsum und Vermüllung. Vieles bleibe dahinter aber unsichtbar. Das sagt zumindest Neriman Kurt, Leiterin des Stadtteilzentrums Familiengarten in der Oranienstraße, das es seit 1989 gibt.
„Das, was in der Gegend am Kottbusser Tor passiert, ist paradox.“ Sie sitzt im Gemeinschaftsraum an einem der vielen Tische und blickt hinaus in den grünen Hinterhof. Außer ein paar Kindern, die auf dem Spielplatz der benachbarten Kita spielen, ist es sehr ruhig – das absolute Gegenteil zum Verkehrschaos auf der Oranienstraße. Wenn Neriman Kurt über dieses hoch konzentrierte Kreuzberg spricht, ist es mit einem wissenden Blick und einer erfahrenen Ruhe, schließlich kennt sie den Kiez seit mehr als 35 Jahren.
Der Widerspruch liegt hier: „Auf der einen Seite“, das sei ihr klar, „gibt es dieses Schreckensbild mit Drogen, Obdachlosigkeit und Vermüllung.“ Auf der anderen Seite werde der Kiez vermarktet – „als Ort, wo absolute Narrenfreiheit herrscht“. Die 60-Jährige meint die Partys, das Trinken, die fehlende Nachtruhe. Die Oranienstraße sei zu einer Tourismusmeile verkommen. Nur noch wenige der früheren Kneipen und Ateliers sind übrig geblieben.

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