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Berlin: Die lange Nacht der Museen: Erinnerung an die Sommerfrische der Künstler

Seit ein paar Jahren zieht es Maler und Bildhauer eher nach Mitte und Prenzlauer Berg, doch lange Zeit war Charlottenburg "ein Mekka für die bildenden Künste", wie es Heimatmuseums-Leiterin Birgit Jochens ausdrückt. Denn gegen Ende des 19.

Seit ein paar Jahren zieht es Maler und Bildhauer eher nach Mitte und Prenzlauer Berg, doch lange Zeit war Charlottenburg "ein Mekka für die bildenden Künste", wie es Heimatmuseums-Leiterin Birgit Jochens ausdrückt. Denn gegen Ende des 19. Jahrhunderts galt die damalige Ortschaft als "Sommerfrische" und lockte viele Kreative aus Berlin an. Dazu führte nach 1898 auch die Eröffnung der Hochschule für die bildenden Künste. Den Bogen bis ins neue Jahrtausend schlägt nun die Ausstellung "Café. Atelier. Akademie - Künstlerorte in Charlottenburg". Sie wurde von neun Museumskunde-Studenten der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft erarbeitet und beginnt heute um 19 Uhr zur "Langen Nacht der Museen".

Vorgestellt wird zum Beispiel das Künstler-Ehepaar Sabine und Reinhold Lepsius; beide gehörten 1898 zu den Gründungsmitgliedern der "Secession" und richteten in ihrer Wohnung an der Kantstraße einen bekannten Salon ein. In einem "virtuellen Rundgang" per Computer werden das ehemalige Künstlerhaus St. Lukas an der Fasanenstraße 13 und seine Bewohner präsentiert - darunter der Bildhauer und Maler Max Kruse und seine Frau Käthe, die durch ihre Puppen berühmt wurde. Bilder und Texte bringen den Besuchern das Atelier von Jeanne Mammen am Kurfürstendamm 29 nahe, in dem die Künstlerin 57 Jahre gewohnt hatte (heute ist es ein Museum). Einblicke gibt es ferner in die Arbeits- und Wohnräume von Heinz Trökes und Rita Preuss und in die einstigen Künstler-Treffs am Kurfürstendamm: das Café des Westens und das Romanische Café. Aus den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg stammen Bilder und Texte über die Galerie Rosen am Kurfürstendamm und die Künstlergruppe "Zone 5".

Der neueste der vorgestellten Künstlerorte ist das Atelierhaus "K 19". Es belegt seit 1976 einen alten Fabriktrakt im Hinterhof am Klausenerplatz 19, in den auch die Off-Bühne "Freie Theateranstalt Berlin" zog.

Die geschwundene Zahl und Bedeutung von Charlottenburger Ateliers erklärt sich Museumsleiterin Jochens vor allem damit, dass die Mieten für viele Künstler "nicht mehr erschwinglich" seien. So sieht es auch Museumskunde-Professorin Angelika Ruge von der Fachhochschule. Halbironisch prophezeit sie: "Vielleicht ziehen wir alle wieder aufs Land."

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