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Bruce Springsteen am 19. Juli 1988 auf der Radrennbahn Berlin-Weißensee.

© imago/BRIGANI-ART

Rock und Pop in der Hauptstadt: Die legendärsten Berlin-Konzerte der 70er bis 90er Jahre

Bowie, der „Boss“, die Stones – wer was war, kam nach Berlin. Ein Rückblick auf die besten Berlin-Konzerte der 70er bis 90er – mit Bildergalerie. 

Musste das sein? „Hotel California“, der berühmteste Hit der Band, gegen die Regel schon gleich zu Beginn des Konzerts im Sommer 1996 in der Waldbühne, lustlos, geradezu gelangweilt heruntergespielt, reine Routine. Wie Statuen ihrer selbst standen die alten Adler herum, spielten den angestaubten Hotelhit sogar noch schwerblütiger als auf der Platte herunter, versagten sich den Kick improvisierender Variation, das spielerische Abweichen vom Muster, das einen Live-Auftritt doch erst zum Erlebnis, im Glücksfall zum musikalischen Abenteuer macht.

Und so ging es Stück für Stück weiter, die Eagles in Tiefstform, einstürzende Altbauten, die sogar eine Pause einlegen mussten, ein öder Abend, bis..., tja, bis die Band sich offenbar selbst anödete, ihr klar wurde, dass sie und ihr Publikum mit dieser Masche vor Langeweile sterben würden. Plötzlich war es, als habe einer da unten auf der Bühne einen Schalter umgelegt, die Stromspannung erhöht, was auch immer. Die Eagles drehten auf, legten sich mit einem Mal mächtig ins Zeug, nahmen den Auftritt nicht mehr nur easy.

Glenn Frey und Don Felder lieferten sich wilde Gitarrenduelle, oben bei Don Henley haute Joe Walsh mit aufs Schlagzeug und heulte seine Songs heraus, als habe er einen doppelten Mescal samt Wurm verschluckt – ein grandioser Abend, für den sich leider kaum verwertbare fotografische Zeugnisse in den Archiven finden lassen. Bleibt nur das Bild im Kopf.

Jeder, der in den vergangenen Jahrzehnten halbwegs regelmäßig die zentralen oder auch die abgelegeneren Orte des Rock- und Pop-Zirkus in Berlin besucht hat, kann auf vergleichbare, lange nachwirkenden Erlebnisse zurückblicken. Solche Konzerte, jedenfalls die großartigen, sind Teil der eigenen Biografie, und der Tod des einen oder anderen Künstlers, der ja auch die unsterblichen trifft, wirkt dann immer ein wenig, als sei einem etwas sehr Persönliches für immer verloren gegangen. Und da ist es egal, ob man bei David Bowie nun erst 1990 in der Deutschlandhalle oder bereits drei Jahre vorher am Reichstag war.

Boden für die friedliche Revolution

Überhaupt der Reichstag, als Konzertort leider verloren, obwohl es ihn, anders als Deutschlandhalle, Eissporthalle oder Sportpalast, noch gibt: Was war das für eine grandiose Kulisse für Bowie, Genesis, die Eurythmics, Michael Jackson oder auch einige nationale Barden wie Udo Lindenberg und Rio Reiser, damals, Ende der Achtziger. Und nicht nur hüben, sondern auch drüben, jenseits der Mauer, wo die Fans zumindest aus der Ferne mitfeiern wollten, was den Vopos und der Stasi viel Arbeit bereitete. Gut möglich, dass auch deren rabiate Reaktionen auf den Überschwang des Musikanhänger den Boden für die friedliche Revolution ein Jahr später bereitete.

Obwohl es ja einige hochkarätige West-Stars auf Ost-Kurs im Jahr vor der Wende durchaus schon gab, vorneweg der „Boss“ Bruce Springsteen mit dem legendären, auch in seiner Autobiografie gewürdigten Auftritt auf der (ebenfalls verschwundenen) Radrennbahn Weißensee, wo im selben Jahr auch Bryan Adams und Joe Cocker, zwei Jahre später sogar die Stones auftraten. Zu toppen war das eigentlich nur durch Roger Waters: Ein All-Star-Ensemble spielt „The Wall“ auf dem alten Mauerstreifen, nur ein gutes halbes Jahr nach dem Mauerfall – das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder.

Pünktlich zu Ostern lässt Radioeins die 70er, 80er und 90er auferstehen. Von Sonnabend bis Montag wird an jedem Tag ein Jahrzehnt gewürdigt – mit Hörercharts (16-19 Uhr), in Beiträgen und Rückblicken auf die größten Konzerte in der geteilten und frisch wiedervereinten Stadt (9-16 Uhr). Sie haben einen Auftritt besonders in Erinnerung und wollen on air davon erzählen? Melden Sie sich mit Rückrufnummer per Mail: 708090@radioeins.de.

 

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