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Haltloser Halt des ICE: Die Lust, Wolfsburg zu ignorieren
Auch Johannes Schneider vergisst auf dem Weg nach Berlin gerne Wolfsburg. Denn er weiß, an welchen Milchkannen öffentliche Verkehrsmittel ausschließlich halten sollten.
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Vielleicht war es aber auch ganz anders: Vielleicht hatte es der ICE-Pilot, der auf dem Weg nach Berlin die Stadt Wolfsburg links und rechts liegen ließ, gar keinen falschen Fahrplan zur Hand, wie nun gemeldet wird. Vielleicht war es die pure Lust, einfach an Wolfsburg vorbeizufahren. Wer gelegentlich aus dem tiefen Westen nach Berlin muss, kennt das Gefühl: Endlich ist das Ruhrgebiet passiert, endlich sind die in Hannover zugestiegenen Scharen auf die Waggons verteilt, da kommt – Wolfsburg.
Was im Winter, der Weihnachtsdekoration der Autostadt sei dank, noch annähernd lohnt, ist dem Überlandreisenden sonst ein reines Ärgernis. Generell gilt: Die einzige Milchkanne, an der ein öffentliches Verkehrsmittel zu halten hat, ist die vor der eigenen Haustür. Aus Berliner Linienbussen kennen wir nicht nur diese Einstellung, sondern auch Fahrer, die selbst am Lautesten fluchen, wenn sie für einen oder zwei Reisende die Fahrt unterbrechen müssen.
Vielleicht hat es ein Bruder im Geist ja in den Führerstand des ICE geschafft. Um dann lustvoll das zu verpassen, was in ICE-Maßstäben die Mutter aller Milchkannen ist: Wolfsburg.
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