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Gut gelaunt. Zum Abschluss des Bühnenprogrammes sangen alle Solisten on stage Verdis Trinklied aus La Traviata.

© Eventpress Herrmann

20. Aids-Gala in Berlin: Die mit der Schleife feiern

Die 20. Operngala zugunsten der Deutschen Aids-Stiftung zog prominente Gäste aus dem ganzen Land nach Berlin. Mit Arien und Austern genossen sie ein rauschendes Fest.

Wieviel Mut das Engagement für Aidskranke Mitte der 90erJahre brauchte, dafür gab es viele Beispiele bei der 20. Aidsgala am Samstagabend in der Deutschen Oper. Gesundheitsminister Daniel Bahr erzählte, wie er als Schülervertreter darum kämpfte, dass in seiner Schule ein Kondomautomat aufgestellt wurde. Das muss eine harte Politiklektion gewesen sein, immerhin gab es am Ende einen nahe der Schule.

Kristina Juliane Lipke, Schülerin am Evangelischen Gymnasium Frohnau, dankte den Initiatoren für die Unterstützung, die ihre Generation durch deren Engagement erfahren habe. Sie erzählte auch von ihrem eigenen Einsatz mit dem Verein „Jugend gegen Aids“, der in Schulen aufklärt und prompt einen Scheck über 10000 Euro bekam.

Das Motto kam von Friedrich Nietzsche, und es passte ausgesprochen gut zum 20. Geburtstag der Operngala für die Deutsche Aids-Stiftung: „Der Freunde Harr’ ich, /Tag und Nacht bereit/ Wo bleibt ihr Freunde kommt! /’S ist Zeit! ’S ist Zeit!“

Natürlich hatten sich nicht nur treue Freunde der Aidsgala, sondern auch viele Prominente den ersten Novembersamstag im Kalender schon lange extra markiert. Zur Einstimmung auf den Abend mit knapp 2500 Gästen hatte die Gründerin des Ärztenetzwerks docstogether, Ulrike Leimer-Lipke, zum Vorempfang für prominente Unterstützer in die Große Orangerie von Schloss Charlottenburg geladen. Eigens dafür hatte die Berliner Designerin Nanna Kuckuck eine Abendkleider-Modenschau vorbereitet. Derweil bereiteten 80 Köche das Bühnen-Dinner für die Party nach der Show vor. Dafür wurden unter anderem 1200 Austern, 12 Kilogramm Hechtkaviar aus der Müritz und 150 Kilogramm Linumer Kalbsschulter in die Deutsche Oper gebracht. Als besondere Attraktion für die Flaneure bauten sie ein Pop Art Dessertbüfett auf mit 4000 Teilen. 900 VIP-Gäste, darunter auch die Künstler, sollten in den Genuss eines gesetzten Drei-Gänge Menüs auf der Hinterbühne kommen – mit King Crab-Törtchen und Klops vom Schwarzfederhuhn.

Bei der Aftershow-Party auf der Hauptbühne konnten sich dann alle Gäste wieder zum Tanzen mischen. Neben Mercedes Benz und dem Verband der privaten Krankenversicherungen sind die vernetzten Ärzte Hauptsponsoren des Abends, zu dem immer auch eine Scheckübergabe gehört. Jeweils 100 000 Euro hatten die Repräsentanten der drei Sponsoren im Gepäck. Über 6,5 Millionen Euro sind in den vergangenen 20 Jahren für die Deutsche Aids-Stiftung und Projekte in Südafrika zusammen gekommen.

Da die Stiftung keine laufende öffentliche Förderung erhält, ist sie auf die Erlöse von Charity-Veranstaltungen und Spenden angewiesen. Neben Einzelfallhilfe und der Förderung von Projekten wie Betreutes Wohnen gehört es zu den Zielen, aidskranken Menschen zu mehr Akzeptanz in der Gesellschaft zu verhelfen. Auch diesmal waren viele Prominente gekommen, so Finanzminister Wolfgang Schäuble, die Schauspielerinnen Andrea Sawatzki und Uschi Glas, und US-Botschafter John Emerson, der nur durch seine Frau Kimberly getrennt von Außenminister Guido Westerwelle saß.

Viele Gäste freuten sich auch auf die Rituale, die sich in den vergangenen zwanzig Jahren entwickelt haben. Dazu trugen wieder das Salon-Orchester der Deutschen Oper bei, ein Empfang mit Fanfare und natürlich vor allem die „Notwendigen Bemerkungen zu dramatischen Musikbeispielen“, mit denen Max Raabe von Jahr zu Jahr deutlicher zeigt, dass er ein würdiger Nachfolger des verstorbenen Loriot ist, der das Format einst erfunden hat.

Das Kuratorium unter dem Schirmherrn Jean-Claude Juncker ist prominent besetzt unter anderem mit Claudio Abbado, Sir Simon Rattle, Karl Lagerfeld, Anne-Sophie Mutter und Klaus Wowereit. der diesmal ausnahmsweise nicht dabei war. Der Intendant der Deutschen Oper, Dietmar Schwarz, begrüßte die Gäste. Die Künstler verzichteten auch diesmal zugunsten der guten Sache auf ihre Gage. Unter der Leitung von Donald Runnicles trat Star-Sopranistin Simone Kermes auf und trug mit ihrem dramatischen Talent zum Arienprogramm bei. Zum Verdi-Jahr sang sie die Arie „Tu del mio Carlo...“ aus „I Masnadieri“ und bekam viel Beifall. Am Ende klatschten alle mit, als die Solisten Verdis Trinklied schmetterten, dass laut Raabe „zu hemmungslosem Alkoholkonsum“ auffordert. Dafür war dann die Bühne freigegeben.

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