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Eine Frau läuft über die Markierungen der Spurensicherung auf dem Bürgersteig an der Tauentzienstraße. Am Vortag war ein 29-jähriger hier mit seinem Auto in der Nähe der Berliner Gedächtniskirche in eine Schülergruppe aus Hessen gefahren, deren Lehrerin ums Leben kam.

© Fabian Sommer/dpa

Update

Bestürzte Reaktionen nach Amokfahrt: „Die Reise einer hessischen Schulklasse nach Berlin endet im Alptraum“

Nach der Todesfahrt in der Nähe des Berliner Breitscheidplatzes ist die Anteilnahme enorm. Am Donnerstag gibt es in Berlin Trauerbeflaggung.

Die Todesfahrt nahe der Berliner Gedächtniskirche löst am Tag danach Entsetzen aus. Die Trauer und die Anteilnahme aus ganz Deutschland waren enorm.

Zu Beginn der Plenarsitzung des Berliner Abgeordnetenhauses am Donnerstag hat dessen Präsident Dennis Buchner (SPD) den Opfern der mutmaßlichen Amokfahrt gedacht. „Wir sind in unseren Gedanken bei den Angehörigen der getöteten Lehrerin und wir bangen und hoffen mit den Schwerverletzten“, sagte Buchner vor den schweigenden Abgeordneten. Es tue ihm leid, „dass wir sie selbst nicht schützen konnten“, sagte Buchner mit Blick auf die aus Nordhessen stammende Schulklasse und deren getötete Lehrerin.

Buchner appellierte an die Fraktionen, die Tat nicht zum Gegenstand politischer Auseinandersetzungen zu machen. „Im Parlament ist heute die Stunde der Anteilnahme und nicht der politischen Debatte“, sagte Buchner. "Faktenfreie Spekulationen" seien zum derzeitigen Zeitpunkt nicht angeraten, fügte er hinzu und erklärte selbst: „Vieles spricht für einen Akt sinnloser Gewalt eines psychisch Erkrankten.“

Nach Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte sich auch Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (beide SPD) am Donnerstagmorgen. Durch die Ermittlungen der Polizei sei klar geworden, „dass es sich um die Amoktat eines psychisch schwer beeinträchtigten Menschen handelt. Das hat sich gestern Abend verdichtet“, sagte Giffey im RBB-Inforadio.

Mit Hilfe eines Dolmetschers werde versucht, mehr „aus den teilweise wirren Äußerungen, die er tätigt, herauszufinden“. Giffey sprach von einem „dunklen Tag in der Berliner Stadtgeschichte“. Sie zeigte sich „tief betroffen von diesem schlimmen Ereignis“. Sie dankte den Einsatzkräften für ihre Arbeit vor Ort.

Scholz hatte am Mittwochabend getwittert: „Die grausame Amoktat an der Tauentzienstraße macht mich tief betroffen.“ Weiter hieß es: „Die Reise einer hessischen Schulklasse nach Berlin endet im Alptraum. Wir denken an die Angehörigen der Toten und an die Verletzten, darunter viele Kinder. Ihnen allen wünsche ich eine schnelle Genesung.“

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Die Berliner Senatsverwaltung für Inneres zitierte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Abend bei Twitter mit den Worten: „Bin wieder in meiner Lagezentrale: Nach neuesten Informationen stellt sich das heutige Geschehen an der #Tauentzienstrasse als eine Amoktat eines psychisch beeinträchtigten Menschen dar.“ Mehr Details dazu nannte sie nicht.

Sie sprach den Hinterbliebenen und Angehörigen ihr Mitgefühl aus und kündigte für Donnerstag eine Trauerbeflaggung in Berlin an.

Angesichts der Debatte darum, wie solche Taten zu verhindern seien, sagte der Pressesprecher der Berliner Polizei, Thilo Cablitz, bei Radio Eins: „Es geht immer darum, Freiheit und Sicherheit in Einklang zu bringen. Man könnte natürlich jeden Gehweg ummauern, aber ich glaube, kein Mensch möchte in solch einer Stadt leben“.

Am Mittwochabend gedachten zahlreiche Menschen in der Gedächtniskirche der getöteten Lehrerin und der Verletzten. Vor Ort waren unter anderem Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne), Franziska Giffey und Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) sowie Einsatzkräfte der Feuerwehr und Polizei. Auch Bürgerinnen und Bürger drückten bei der Andacht ihre Anteilnahme aus.

Die Bundesregierung, Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigten sich bestürzt über das Geschehene. „Meine Gedanken sind bei den schwer und sehr schwer Verletzten, bei dem Todesopfer“, erklärte Steinmeier. „Und sie sind bei denen, die Schreckliches erleben mussten. Mein tiefes Mitgefühl gilt ihnen, allen Angehörigen und Hinterbliebenen.“ Bürgermeisterin Giffey sagte den Betroffenen Unterstützung zu.

Die Regierung sei „sehr betroffen und erschüttert“, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann. Die Gedanken und das Mitgefühl seien bei den Verletzten und ihren Angehörigen.

Auch ein Sprecher von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) drückte den Betroffenen Mitgefühl aus. „Vor allen Dingen gilt unsere Hoffnung, dass die Schwerverletzten und Verletzten wieder genesen“, sagte er. Ermittlungen und Aufklärung liefen unter Hochdruck, es sei aber zu früh, über Hintergründe zu sprechen.

Die hessische Landesregierung zeigte sich tief bestürzt. „Diese schockierende Nachricht aus Berlin macht mich fassungslos und tief betroffen. Meine Gedanken sind bei den Opfern, die voller Freude auf einer Klassenfahrt in der Hauptstadt waren“, teilte Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) mit. Notfallbetreuungsteams seien nach Bad Arolsen geschickt worden, um den Angehörigen, Mitschülern und Lehrern beizustehen.

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Die Notfallpläne zum koordinierten Einsatz aller Rettungskräfte und der psychosozialen Betreuung der Opfer hätten am Mittwoch „vorbildlich gegriffen“, sagte Giffey. Umgesetzt worden sei, was nach dem islamistischen Terroranschlag 2016 „als Notfall- und Aktionsplan erarbeitet worden ist“.

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Die Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg-Wilmersdorf, Kirsten Bauch (Grüne), sprach den Angehörigen des Todesopfers ihr Beileid aus und wünschte den Verletzten eine schnelle Genesung. "Wir müssen alles dafür tun, um künftig solche folgenschweren Unfälle verhindern zu können", sagte Bauch, auch wenn es noch zu klären sei, wie es dazu kam.

"Wir sind schockiert über den entsetzlichen Vorfall am Tauentzien und in Gedanken bei der Toten, den Verletzten und ihren Angehörigen", sagte der Berliner Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Stephan Weh. "Wichtig ist, dass man Polizei und Feuerwehr vor Ort ihre Arbeit machen lässt und aus Fehlern der Vergangenheit lernt." Sie würden auch solche Einsätze zwar professionell bewältigen, seien aber auch Menschen, "bei denen die grauenvollen Bilder auch Spuren hinterlassen". Daher müsse es auch eine umfassende Nachbereitung für die Einsatzkräfte geben. (Tsp, dpa)

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