Berlin: Die Wärme kommt aus der Erde, die Kälte vom Himmel
Die Flughafentechnik wird auf dem neuesten Stand sein: Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit stehen schon lange als Eckwerte fest
Stand:
Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit spielten bei den BBI-Planungen von Anfang an eine zentrale Rolle. Da es sich um den einzigen kompletten Flughafenneubau in Deutschland handelt, besteht hier die einmalige Möglichkeit, von vornherein modernste Technologien anzuwenden. „Das Gateway BBI wird im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung verwirklicht“, heißt es bei der zuständigen Berliner Senatsverwaltung.
Die Energieeffizienz des BBI spielt dabei eine herausragende Rolle. Neben der Nutzung von hochinnovativen Wärmerückgewinnungssystemen gehört dazu auch die Integration von regenerativen Energiesystemen wie Geothermie oder die Kühlung mit Regenwasser. Das im Bau befindliche Terminal ruht auf 318 Energiepfählen als Gründung, die 10 bis 15 Meter lang sind. Sie haben einen Durchmesser von 1,2 Metern und enthalten Erdwärmekollektorrohre, die dem Boden Wärme entziehen und einem geschlossenen Kreislauf zuleiten, der mit Wärmepumpen und Kältemaschinen verbunden ist. Die durch die Kühlung des Gebäudes im Sommer entstehende Wärme wird auf diese Weise im Erdreich und Grundwasser „zwischengelagert“ und im Winter zur Beheizung genutzt.
Durch das Midfield-Konzept des Flughafens mit dem Terminal zwischen den beiden Start- und Landebahnen ist gewährleistet, dass der größte Teil des Lärms, den Flugzeuge beim Rollen am Boden verursachen, innerhalb des Airport-Areals verbleibt. Damit die Flugzeuge zur Energieversorgung am Boden nicht die abgasintensiven Hilfstriebwerke nutzen müssen, werden an allen Abstellpositionen Andockstationen für eine stationäre Stromversorgung installiert. Für die Versorgung der Maschinen mit Kerosin entsteht als unterirdisches Leitungsnetz eine sogenannte Unterflur-Betankungsanlage, die permanente Fahrten von Tanklastzügen überflüssig macht. Gastankstellen sollen den Einsatz von Vorfeldfahrzeugen mit umweltfreundlicher Antriebstechnologie fördern.Bereits 2007 hat für den Flughafen Tegel ein umfassendes Öko-Audit stattgefunden, in dass neben der Betreibergesellschaft auch Fluggesellschaften, Abfertigungs- und Cateringfirmen einbezogen wurden, die selbst Betriebseinrichtungen am Airport unterhalten. Die Ergebnisse werden auch auf den Flughafen Berlin-Schönefeld übertragen, um dort mit den Betriebsabläufen bei der Eröffnung des BBI optimal auf die Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung optimal vorbereitet zu sein.
Unter dem Motto „Modern Airport – Testbed for New Efficient Technologies“ (MATNET) haben sich die Berliner Flughäfen mit der Berlin-Brandenburg Aerospace Allianz (BBAA), dem Forschungs- und Anwendungsverbund Verkehrssystemtechnik (FAV), den Technologiestiftungen Berlin und Brandenburg, der Zukunftsagentur Brandenburg sowie Berlin Partner verbündet, um den BBI so modern und nachhaltig wie möglich zu konzipieren. In einem Eckwertepapier haben die Partner die Rahmenbedingungen des Projektes festgelegt, dessen Ziel es ist, das innovative Potential von Wirtschaft und Wissenschaft in der Hauptstadtregion optimal zu nutzen und Anstöße zur Entwicklung neuer Produkte und Verfahren zu geben. In diesem Sommer haben die Berliner Flughäfen das Schallschutzprogramm eingeleitet, Nutznießer sind rund 25 000 Privathaushalte sowie etwa 50 besondere Einrichtungen wie Krankenhäuser, Schulen und Kindertagesstätten, die sich in den ausgewiesenen Schutz- und Entschädigungsgebieten befinden.
Mehr als 100 Millionen Euro wurden für den Einbau von Schallschutzfenstern bereitgestellt. Die Betroffenen müssen einen formlosen Antrag stellen und können dann aus einem Pool von 15 Baufirmen wählen, die mit den Berliner Flughäfen einen Rahmenvertrag zur Realisierung des Schallschutzprogramms abgeschlossen haben. Als Schutzziel wird in dem Programm definiert, dass bei geschlossenen Fenstern der Maximalpegel von 55 dB(A) im Rauminneren nicht überschritten wird.
Durch den Bau des neuen Flughafens sind auf einer Fläche von rund 1000 Hektar umfangreiche Eingriffe in die Natur nicht zu umgehen. Bereits im Planfeststellungsbeschluss des BBI sind deshalb zahlreiche Auflagen enthalten, um die Auswirkungen auf Natur und Landschaft auf ein Minimum zu beschränken und zu kompensieren.So wurden unter anderem der Schutz, Erhalt und die Regeneration von Niederungsgebieten und Rinnen zur Verbesserung des Landschaftswasserhaushaltes festgeschrieben.
Der Schutz des Baumbestandes gehört zu den wichtigsten Aufgaben der ökologischen Baubegleitung. Wann immer möglich wird versucht, Bäume durch Wurzelschutz mit Zäunen und Lastenverteilung, den Schutz der Stämme oder dem Einsatz optimierter Bauverfahren zu erhalten. Für jeden Baum, der dennoch gefällt werden muss, werden auf verschiedenen Flächen im Umfeld des Airports neue Bäume gepflanzt. Auch für jeden beseitigten Teich wird ein Ersatz geschaffen. Besonders gefährdete, geschützte Amphibien wurden vor Baubeginn aus ihren angestammten Lebensräumen eingesammelt und in neu angelegte Ersatzgewässer umgesiedelt.
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