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Sowohl viele Hertha-Anhänger als auch die Union-Szene sind nicht gut auf Dynamo Dresden zu sprechen. Konflikte scheinen vorprogrammiert. (Archivbild)

© dpa/Andreas Gora

Doppel-Heimpartie von Hertha und Union: Berliner Polizei bereitet sich auf Hochrisiko-Spieltag vor

Am Sonnabend kommt es zum Novum: Sowohl Hertha als auch Union spielen zu Hause. Dazu kommen prognostizierte 25.000 Gästefans aus Dresden. Die Sicherheitsbedenken sind groß.

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Wenn man es sich ganz einfach macht, dann ist die katholische Kirche schuld. Der katholische Feiertag Allerheiligen, an dem Fußballvereine aus mehreren Bundesländern gesetzlich festgelegt keine Heimspiele austragen dürfen, veranlasste die Spielplaner der Deutschen Fußball Liga (DFL) zu einer historischen Ansetzung.

Erstmals in der Bundesligahistorie werden am Sonnabend die beiden großen Berliner Clubs Hertha BSC und Union Berlin ihre Heimspiele am selben Tag austragen. Erwartete zehntausende sächsische Gästefans von Herthas Gegner Dynamo Dresden tragen zusätzlich wenig zur Entspannung der brisanten Gemengelage bei.

Um 13 Uhr wird die Zweitligapartie im restlos ausverkauften Berliner Olympiastadion zwischen Hertha und Dynamo angepfiffen. Die von Hertha bereitgestellten 11.000 Gästetickets waren in Windeseile vergriffen. Gleichzeitig haben sich voraussichtlich sehr viel mehr Dresdner mit Karten eingedeckt, obwohl der Verkauf lange nur Mitgliedern der Alten Dame offenstand. Vermutlich, schreibt die „BZ“, sei das über befreundete Hertha-Mitglieder geschehen, andere Dynamo-Fans hätten sogar extra eine blau-weiße Mitgliedschaft abgeschlossen.

Vergangene Woche gingen die restlichen Tickets schließlich in den freien Verkauf. Binnen einer Stunde war nichts mehr zu haben. Demzufolge wird mit einem Gästeanhang von ungefähr 25.000 Dresdnern gerechnet. Das Problem: Die Dynamo-Fans werden sich nicht nur auf den Auswärtsblock beschränken, sondern auch Tickets für den eigentlichen Heimbereich besitzen, in dem es laut Stadionordnung verboten ist, Fankleidung der Gastmannschaft zu tragen.

Gewaltbereite Dynamo-Anhänger griffen nach dem Aufstieg 2022 in die 2. Bundesliga im Dresdner Großen Garten die Polizei an.

© dpa/Robert Michael

Konflikte scheinen vorprogrammiert, auch deswegen sorgt die Ticket-Problematik seit Wochen für Streit. Hertha will verhindern, dass es zu einem Szenario wie vor sechs Jahren im DFB-Pokal kommt. Damals enterten 35.000 Dynamo-Fans das Olympiastadion. Herthas Perspektive ist verständlich, schließlich ist es ein Heimspiel der Alten Dame und auch von blau-weißer Seite ist das Interesse groß. Dynamo drängte gleichzeitig auf mehr offizielle Gästetickets.

Eher wenig deeskalierend zeigte sich Dynamos aktive Fanszene in dem Streit. „Keine Karte? Kein Problem. 30.000 – ihr werdet sehen! 01.11.25 – alle nach Berlin“, war auf einem Banner der Dynamo-Ultras beim Spiel in Darmstadt Ende September zu lesen. Mitte Oktober folgte schließlich eine nächtliche Aktion inmitten der eingezäunten Hertha-Geschäftsstelle in Westend. Die Unbekannten übersprühten ein Hertha-Graffiti mit den Worten „Hertha, du alte Hure: Rück mehr Karten raus, sonst fallen wir mit der Tür ins Haus! Dynamo kommt“.

Herthaner, Unioner, Dresdner und dazwischen Freiburger

Zweieinhalb Stunden später trifft in Köpenick Union auf den SC Freiburg. Während die 2000 Gästefans aus Baden-Württemberg sich vor allem zwischen den Fronten wiederfinden dürften, ist die Union-Szene ähnlich wie Herthas Anhang nicht gut auf Dresden zu sprechen. Insbesondere bei der Anreise im Stadtgebiet könnte es eskalieren. Einige Dresdner könnten zudem bereits am Freitag anreisen, weil der Reformationstag in Sachsen ein Feiertag ist.

Die Polizei bereitet sich mit zahlreichen Hundertschaften auf einen Hochrisiko-Spieltag vor. Wie der Tagesspiegel von der Berliner Polizei erfuhr, wird das Spiel in Köpenick mit 200 Beamten abgesichert, die Partie im Olympiastadion mit 1000 Polizisten. Unterstützung wird von Einheiten aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg erwartet. Die Bundespolizei sichert die Bahnhöfe. Besonderer Fokus liege auf der „konsequenten Fantrennung“ zwischen Hertha und Dresden sowie Union und Dresden.

Benjamin Jendro von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sagte der „B.Z.“: „Es wird ein Mammuteinsatz, der auch nicht mit dem Abpfiff beendet ist, so dass wir mit vielen Alarmierungen aus dem Frei sowie Überstunden rechnen müssen.“

Bei einem Aufeinandertreffen sei mit sofortigen verbalen Anfeindungen bis hin zu körperlichen Auseinandersetzungen zu rechnen. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sieht die Berliner Polizei währenddessen gut gewappnet: „(...) Wir sind gut vorbereitet. Gehen Sie davon aus. Berlin ist das gewöhnt“, sagte Spranger am Mittwoch. (mit dpa)

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