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Völlig losgelöst. Peter Schilling liebt die Arbeit im Zeiss-Großplanetarium

© dpa/Fabian Sommer

„Dort zu singen, ist fantastisch“: Peter Schilling bringt „Major Tom“ ins Berliner Zeiss-Planetarium

Als seine Torhymne beim Frauenfußball gespielt wurde, war der Sänger richtig stolz. Jetzt singt er in einer 3D-Show zwischen den Sternen und darf keine Silbe verschlucken.

Stand:

Immer wenn die Nationalmannschaft ein Tor schießt, erklingt Ihr Song „Major Tom – völlig losgelöst“. Wie kam es dazu? Das Lied ist doch schon 43 Jahre alt.
Ich möchte dazu sagen: Der Song wird permanent angefragt. „Major Tom (Coming Home)“, wie der Song weltweit heißt, kommt in vielen Hollywood-Serien und -Filmen vor. Das mit der Nationalmannschaft nehme ich als zusätzliches Geschenk sehr gerne an. Aber es war ein langer Weg dorthin. Da mussten der DFB, die Plattenfirma, der Musik-Verlag und ich als Autor alle zusammenwirken. Das ist das Ergebnis harter Arbeit, kein Zufall und vor allem ja der Wunsch der Fans gewesen.

Sie selbst haben auch eine Fußballvergangenheit, wären beinahe Profi geworden.
Ganz wichtig zu wissen: „Major Tom (Völlig losgelöst)“ ist die Hymne aller DFB-Teams, nicht nur der Herren-Mannschaft. Als kürzlich die Frauen sensationell gespielt haben, war ich total stolz, als der Song lief.

Jetzt singen Sie das Lied an einigen ausgewählten Terminen auch selbst unterm Sternenhimmel des Planetariums. Nur Queen und Pink Floyd haben bisher ähnliche Shows gemacht. Und Sie sind der Erste, der das sogar live im 3D-Sound schafft. Können Sie sagen, wie es dazu kam?
Es sind ja zwei Programme: Einerseits ist ein 50-minütiges Musikerlebnis, elf Songs von mir, und die werden immersiv (3D) begleitet, sowohl im Bild, in der Kuppel, als auch im Ton. Das ist ein unfassbares Erlebnis.  Auch für meine Technik-Crew ist das eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Am 11. November ist Premiere, und da bin ich schon sehr nervös. Allerdings habe ich ein gutes Team um mich herum.

Torhymne. Peter Schilling trat im Juli 2024 in der Fanzone am Brandenburger Tor vor Spielbeginn auf – hinter ihm auf der Videoleinwand sind Fans zu sehen.

© dpa/Christoph Soeder

Das ist natürlich ein Höhenflug, aber Ihr Leben ist ja nicht nur von Höhenflügen geprägt, sondern, wie beim Fußball eben auch, außerdem von tiefen Tälern. Was muss man mitbringen, um die Wechselspiele des Schicksals durchzustehen?
Mit Ruhm umzugehen, der plötzlich über einen hereinbricht, das ist schon hart, das muss man können. Ich habe Höhen erlebt, die ich mir nie hätte träumen lassen – und die Tiefen auch nicht. Du musst das, was du tust, bedingungslos wollen. Da darf nicht irgendein Plan B vorhanden sein oder sonst etwas. Ich wollte immer Musik machen, wobei das Geldverdienen nicht im Vordergrund stand. Ich wollte tolle Songs schreiben, das ist die Überschrift über allem. Schauen Sie, ich komme gerade aus den ersten zwei Songs der Produktion meines neuen Albums. Sie glauben gar nicht, wie glücklich ich bin.

Sie hatten eine schwierige Kindheit und haben einen Burnout bekommen nach den ersten Erfolgen. Ist es nicht ein riesig großer Schritt, dann plötzlich zu den Sternen zu greifen?
Das ist richtig. Ich habe nie damit gerechnet, dass ich irgendwann am Tag 85.000 Tonträger verkaufe, dass ich plötzlich in den USA mit dem Gitarristen von Fleetwood Mac in seinem Studio musiziere. Man hat auch Krisen durchzumachen, aber wenn man leidet, kann das auch die Kreativität anregen.

Wechselspiele gibt es auch beim Fußball.  Wie oft sind Sie im Stadion?
Ich bin Bayern-Fan, ich kenne nur oben (lacht). Nein, ich gehe nicht ins Stadion. Es ist mir zu voll, zu laut. Ich habe einen wunderschönen großen Fernseher. Während der Europameisterschaft war ich ein paar Mal eingeladen. Es hat mich sehr beeindruckt, wenn dort in Dortmund 80.000 Menschen plötzlich „Major Tom (Völlig losgelöst)“ gesungen haben.

Singen Sie mit?
Nein! Das „koschd“ extra, wie der Schwabe sagt. (Lacht)

Was fasziniert Sie am Planetarium?
Das ist ein Ort, an dem man sich wirklich nur darauf konzentriert, was man sieht und was man hört. Du kannst komplett abschalten in einem Planetarium, dich ganz auf das Klang- und Seherlebnis konzentrieren. Dort zu singen, dort zu arbeiten, ist fantastisch. Da freue ich mich unglaublich drauf. Ich liebe einfach diese Intimität.

Was muss man denn besonders beachten im Unterschied zu einer normalen Bühne?
Ganz exakt singen! Man hört jeden Atemzug, und das finde ich eine tolle Herausforderung. Live in einer großen Halle kannst du immer mal eine Silbe verschlucken, aber dort null. Das ist sehr anspruchsvoll, es ist eine Herausforderung für mich als Künstler.

Warum sollte man sich diese Show unbedingt angucken?
Sie sind mitten im Geschehen, auch klanglich. Zum ersten Mal habe ich Ähnliches erlebt bei Pink Floyd, damals im Mehrkanal-Klang. Und heute geht es immersiv und das ist raumfüllend. Das können Sie nicht erklären. Einfach hinkommen, anschauen.  

Gibt es Höhenflüge, von denen Sie noch träumen?
Ich habe wesentlich mehr erreicht im Leben, als ich es mir je vorstellte und doch weniger, als möglich war. Und an dem zweiten Teil des Satzes arbeite ich gerade ganz intensiv.

Was wäre denn noch möglich?
Ein tolles neues Album rauszubringen. Ein Album, das nicht im Rückspiegel produziert wird, sondern in der Frontscheibe, nach vorne. Neue Wege zu gehen, thematisch neuen Content zu liefern. Was ich gerade tue, das ist die Herausforderung.

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