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Berlin: Drehkreuz Tegel

Air Berlin hat den Fernflieger LTU gekauft – der zieht wahrscheinlich von Schönefeld um

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Wenige Jahre vor der Schließung erlebt der Flughafen Tegel einen Aufschwung – zur Freude vieler Passagiere, zum Leid von Anwohnern. Nach der Übernahme der auf Fernstrecken spezialisierten Fluggesellschaft LTU durch Air Berlin rechnen Experten damit, dass die von Tegel aus fliegende Air Berlin auch die LTU-Flüge von Schönefeld nach Tegel verlagern wird. Zudem könnte es von Tegel aus dann weitere Fernverbindungen durch LTU geben. So könnte sich auf dem innerstädtischen Flughafen ein kleines Drehkreuz entwickeln, bevor in Schönefeld der ausgebaute Flughafen 2011 seinen Betrieb aufnimmt. Air-Berlin-Sprecher Peter Hauptvogel wollte sich zu den weiteren Plänen nicht äußern. Erst müsse das Bundeskartellamt der LTU-Übernahme zustimmen. Bis zum nächsten Winterflugplan könne man sich dann Gedanken machen.

Flughafenchef Rainer Schwarz rechnet aber damit, dass sich vor allem für die wichtigen Langstrecken neue Chancen für Berlin ergeben. Das engmaschige Streckennetz von Air Berlin und der von ihr im vergangenen Jahr übernommenen dba eigne sich hervorragend für Zubringerflüge, mit denen Langstrecken auf ein solides Fundament gestellt werden könnten.

Unabhängig von dieser Entwicklung war bereits entschieden worden, dass Air Berlin in Tegel ein eigenes Abfertigungsgebäude erhält, das derzeit im Bau ist. Air Berlin expandiert in Tegel bereits ohne die LTU-Übernahme. Ab Mai sind neue Verbindungen nach Göteborg, Stockholm, Rimini und Münster/Osnabrück vorgesehen. Da zudem auch andere Fluggesellschaften weiter auf Tegel setzen und neue Routen anbieten, steigert sich für Air Berlin das Umsteigerpotenzial für neue Langstreckenflüge mit LTU. Die Gesellschaft fliegt bisher von Schönefeld nach Varadero auf Kuba und in die Dominikanische Republik.

Flughafensprecher Ralf Kunkel ist überzeugt, dass der einst für rund fünf Millionen Passagiere pro Jahr konzipierte Flughafen Tegel weitere Flüge und Passagiere für das Air-Berlin-Wachstum aufnehmen kann. Im vergangenen Jahr waren 11,8 Millionen Fluggäste abgefertigt worden – noch ohne den Terminalneubau, der weitere 2,5 Millionen Passagiere aufnehmen kann. In Tegel müssen aber auch noch die Gesellschaften unterkommen, die nach einer Schließung von Tempelhof nach Tegel ziehen.

„Abenteuerlich“ seien die Pläne, mehr Langstreckenverkehr nach Tegel zu bringen, sagt dagegen Johannes Hauenstein von der Initiative gegen das Luftkreuz auf Stadtflughäfen. Allein schon der Kerosintransport quer durch die Stadt sei eine ständige Gefährdung. Und für einen Langstreckenflug seien drei Tanklasterfahrten erforderlich.

Dass Tegel weiter in Betrieb bleiben könnte, wie es die Reinickendorfer CDU gefordert hat, schließen Hauenstein und die Flughafengesellschaft aus. Inzwischen sind die Reinickendorfer auch vom CDU-Landesvorstand zurückgepfiffen worden. So bleibt es wohl bei einem vorübergehenden Aufschwung, bis der Flughafen 2012 geschlossen wird.

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