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In Vorfreude. Knut Koch vor dem Haus der Berliner Festspiele.

© Doris Spiekermann-Klaas

Benefizveranstaltung: Ein Herz und eine Seele

Schauspieler Knut Koch sammelt Spenden für kranke Kinder. Jetzt veranstaltet er einen Benefizabend für das Deutsche Herzzentrum.

Einen Tag nach dem gemeinsamen Abend klingelte bei Knut Koch das Telefon. „Wir waren alle so glücklich“, sagte Thomas Quasthoff am anderen Ende der Leitung. Der Berliner Bassbariton rief aus Prag an, um sich bei Koch zu bedanken. Der hatte zum zweiten Mal eine Veranstaltung organisiert, bei der Künstler zur Rettung von herzkranken Kindern in der Komischen Oper auftraten. Um die Magie des Abends zu beschreiben, fehlen Koch beinahe die Worte. Deshalb erzählt er die Episode mit Quasthoff, um klarzumachen, wie berührt alle Teilnehmer waren.

Der Berliner Schauspieler und Regisseur Knut Koch, 72, knüpft mit seinem Engagement an eine Idee an, die sein verstorbener Freund hatte. Nach zehn Jahren Kampf um sein Herz gegen den Krebs starb der Cellist Christoph Philipp, bevor er das Benefizkonzert umsetzen konnte, das er zur Rettung eines herzkranken Kindes plante.

Koch führte die Idee weiter und organisiert jetzt den dritten Benefizabend dieser Art, unter Schirmherrschaft von Klaus Wowereit. Zugleich feiert die Gesellschaft der Freunde des Deutschen Herzzentrums ihr 25-jähriges Jubiläum. Die Gesellschaft unterstützt das international renommierte Deutsche Herzzentrum Berlin (DHZB), indem sie Spenden sammelt und Sponsoren gewinnt.

Am kommenden Sonntag, zum Weltherztag, lädt Knut Koch verschiedene Künstler wie den Schauspieler Axel Prahl, die Sängerin Esther Ofarim und die Berliner Band „17 Hippies“ ins Haus der Berliner Festspiele in Wilmersdorf ein – zu einem Abend mit „einem Bogen von Klassik über Akrobatik, Ballett, Jazz und Pop“, sagt Koch. Die Einnahmen und Spenden gehen an das DHZB, damit möglichst keine Kinder abgelehnt werden müssen, die mit ihren Eltern zur Behandlung aus dem Ausland kommen.

Zudem plant Koch die Uraufführung des Films „Little Heart of Berlin“, der den erfolgreichen Abend in der Komischen Oper zeigt. Ab sofort soll der Film weltweit für Spendenveranstaltungen zum Einsatz kommen.

Dabei besteht Knut Koch darauf, dass niemand an seinem Film verdient. Alle Einnahmen kommen herzkranken Kindern zugute. Auch die Produktionskosten für den Benefizabend hält er so gering wie möglich, die Künstler treten honorarfrei auf. Er mache keine „Welthummerhilfe“, wie Koch es nennt – er fliege keine teuer bezahlten Stars ein und bereite auch kein Hummerbüffet für die Gäste vor.

Es gehe um die Musik und die Leidenschaft, die die Künstler und die Gäste mitbringen, nicht um Charity-Glamour oder Betroffenheit. „Christoph war ungeheuer lebensfroh und hat für die Musik gelebt“, sagt Koch. „An dieser ungeheuren Lust am Leben orientiere ich mich mehr als an diesem blöden Sterben.“

Koch erzählt: Wenn sein Freund sein Cello spielte, spürte er über Stunden hinweg die schlimmen Schmerzen nicht, die ihn am Ende plagten. Zehn Jahre hat Christoph Philipp noch gelebt, obwohl die Ärzte ihm wegen seiner unheilbaren Krebserkrankung keine Chancen mehr einräumten. Niemand wollte ihn operieren – bis auf Roland Hetzer, Direktor des DHZB. Er wagte sich mehrfach an die schwierige OP am Herzen.

Das Dankeschön für die geschenkte Lebenszeit übernahm Knut Koch. Ein Jahr nach dem Tod seines Freundes fand 2006 die erste Veranstaltung mit dem Namen „Christophs Geschenk“ statt. Mit den 20 000 Euro gesammelten Spendengeldern wurde das Leben eines herzkranken Jungen aus Simbabwe gerettet – ihn sieht man quicklebendig spielend zu Beginn des Films „Little Heart of Berlin“.

2008 kam der zweite Benefizabend, an dem neben Quasthoff auch Musiker wie Albrecht Mayer und Schauspieler wie Eva Mattes und Christian Berkel teilnahmen – und junge, begabte Nachwuchstalente. „Ich nehme die jungen Talente so ernst wie die Stars“, sagt Regisseur Knut Koch.

Dieser zweite Abend brachte 140 000 Euro ein, womit das Deutsche Herzzentrum in Berlin eine Herz-Lungen-Maschine anschaffte, die zur Operation von herzkranken Babys unter drei Kilogramm benötigt wird. Der zugehörige Film „Little Heart of Berlin“ soll darüber hinaus noch auf Jahre Spenden sammeln.

Als Christoph Philipp starb, sagt Knut Koch, da verlangte er Revanche vom Tod. „Ich finde den Tod eine Gemeinheit.“ Doch Knut Koch hat Frieden gefunden – im Leben. Die Geschichte seines Engagements erzählt Koch so: „Da sagt dieser todkranke Cellist: Ich will ein Kind retten. Und jetzt geht dieser Film um die Welt und rettet auf Jahre viele Kinder.“ Für Koch ist das ein Triumph über den Tod – mit einem „prall lustvollen Abend“, wie er die Veranstaltung beschreibt, wenn er doch mal Worte dafür findet.

„Little Heart of Berlin“ findet am kommenden Sonntag, 29. September, ab 19 Uhr im Haus der Berliner Festspiele, Schaperstraße 24 in Wilmersdorf, statt. Der Eintrittspreis liegt zwischen 20 und 80 Euro. Karten gibt es auch unter Telefon: 25 48 91 00. Internet: www.littleheartofberlin.com.

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