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Der Pergamonaltar ist das Herzstück des Pergamonmuseums, aber derzeit wegen Sanierung nicht zugänglich. Hier ein Bild von 2014.

© Soeren Stache/dpa

Exklusiv

Ein Prachtstück für 800 Millionen Euro: Umbaukosten für Berliner Pergamonmuseum fast verdoppelt

Bei der Sanierung des Pergamonmuseums beginnt der zweite Bauabschnitt. Der Ausschreibung des Bundesamtes zufolge steigen die Gesamtkosten rapide an.

Die Kosten für die Sanierung von Berlins meistbesuchtem Kulturbau, dem Pergamonmuseum, steigen unaufhaltsam. Auch für den zweiten Bauabschnitt der größten Attraktion auf der Museumsinsel hat der Bauherr die eigene Kostenschätzung nahezu verdreifacht, auf 350 Millionen Euro.

Auf diese Summe schätzen die Fachleute in einer Ausschreibung von Planerleistungen den Aufwand für die „Grundinstandsetzung“ des dritten, nördlichen Flügels vom Pergamonmuseum sowie dessen Ergänzung um einen neuen, vierten Flügel, womit erstmals ein Rundgang durch die weitläufige Schau antiker Kunst möglich werden soll.

In einer Übersicht für Parlament und Regierung über alle in Not geratenen „zivilen großen Bundesbaumaßnahmen“ hatte die damalige Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) vor sechs Jahren zum Pergamonmuseum festgehalten, dass der „2. Bauabschnitt mit weiteren Kosten in Höhe von 124 Millionen Euro“ zu Buche schlagen werde.

Vor rund drei Jahren hatte der Bund auf die parlamentarische Anfrage des SPD-Abgeordneten Swen Schulz geschrieben: „Die genehmigten Gesamtbaukosten für Grundinstandsetzung und Ergänzung (des Pergamonmuseums; Anm. d. Red.) betragen 430 Millionen Euro“. Realistisch sind nach der Kostenschätzung zum zweiten Bauabschnitt mehr als doppelt so hohe Gesamtbaukosten: rund 800 Millionen Euro.

Bereits erster Bauabschnitt über den Schätzungen

Feuchter Baugrund, Denkmalschutz, das Bauen bei laufendem Betrieb – die vielen Widrigkeiten hatte den Bund bereits beim ersten Bauabschnitt zu einer massiven Korrektur der Kostenschätzung gezwungen: von „haushaltsmäßig anerkannten“ 261 Millionen Euro auf 477 Millionen Euro.

Als vor einem halben Jahr Richtfest für diesen ersten Bauabschnitt gefeiert wurde, gab der Chef der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, zu: Die geplante Fertigstellung dieses Abschnitts könne sich wohl erneut verschieben bis 2025. Der Bund hatte zuletzt vor drei Jahren die „Fertigstellung der Gesamtbaumaßnahme für 2025“ angekündigt, also beider Bauabschnitte.

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Zehn Jahre läuft die Sanierung des Pergamonmuseums bereits. Im „IV. Quartal 2031“ werden im besten Fall alle Arbeiten zur Wiederherstellung des 1930 nach Plänen von Alfred Messel erbauten Museums abgeschlossen. Dazu gehört auch ein neuer, vierter Flügel, den der 2007 verstorbene Architekt Oswald Mathias Ungers im Masterplan für das Vorhaben gestaltet hatte.

Berliner Architekt Jan Kleihues übernimmt zweiten Bauabschnitt

Die Fertigstellung 2031 legte das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung in seiner Ausschreibung zur Auswahl des Planers fest, der diesen zweiten Bauabschnitt begleiten wird. Beworben hatten sich sechs Büros. Den Zuschlag erhielt das Büro des Berliner Architekten Jan Kleihues, dessen Vater ein Wegbegleiter von Ungers war. Der Auftrag wird mit einem Honorar von 14 Millionen Euro vergütet und umfasst die „Grundinstandsetzung“ einer Fläche von „21.700 Quadratmetern“ im bestehenden Baudenkmal sowie die Errichtung von „500 Quadratmetern Verbindungsbauten“ zur Schließung des Rundgangs beim Pergamonmuseum.

Auf Tagesspiegel-Anfrage bestätigte das Bundesamt für Bauen und Raumordnung (BBR): „Das Büro Kleihues + Kleihues wurde mit Vertragsunterzeichnung im Dezember 2019 mit Planungsleistungen für den Bauabschnitt B des Pergamonmuseums einschließlich Teilstücken der Archäologischen Promenade beauftragt“. Starten sollen die Arbeiten „nach Fertigstellung des Bauabschnitts A“. Damit sei „im Zeitraum von Mitte 2023 bis Frühjahr 2025 zu rechnen“.

Auch Außenanlagen des Museums sollen erneuert werden

Das BBR betonte, dass „die in Ausschreibungen benannten Zahlen lediglich eine grobe Vorstellung zur Größenordnung eines Projekts vermitteln“ sollten und „keineswegs mit den erst zu ermittelnden Kosten zu verwechseln sind“. Laut Ausschreibung ergeben „Projektkosten anhand der Kostengruppen 200 bis 500 und 700“ ein Auftragsvolumen von „circa 350 Millionen Euro netto“.

Das Pergamonmuseum ist mit anderen Kulturbauten auf der Museumsinsel durch eine „Archäologische Promenade“ verbunden, darunter das Bode-Museum. Die Herstellung der Promenade ist ebenso Teil der Ausschreibung zum zweiten Bauabschnitt wie die „unterirdischen Verbindungsbauten“ der Promenade. Ferner sollen im zweiten Bauabschnitt auch alle „Außenanlagen des Museums endgültig hergestellt werden“. Hinzu kommen die Schließung des u-förmigen Baus durch den vierten Flügel und eine „Brücke über den Kupfergraben“.

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