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Berlin: Ein Prinz fürs Porzellan

Der neue KPM-Eigner interessiert sich für bildende Kunst und will seine internationalen Netzwerke für neue Marketing-Strategien nutzen

Swing und Schwein am Spieß gab’s für die Gäste, die im Oktober in der Neustädter Havelbucht mit Franz Friedrich Prinz von Preußen 60. Geburtstag feierten. Der Urenkel des letzten deutschen Kaisers mag es bodenständig. Er war der Erste der Hohenzollern, den es zurück zog nach Potsdam. Das war 1997.

Unter den Gästen war auch sein Bruder Franz Wilhelm Prinz von Preußen. Der Jurist und Investmentbanker war bislang vor allem in Madrid und London tätig. Mit der Übernahme der KPM dürfte sich das aber ändern. Nachdem er aus gesundheitlichen Gründen einige Zeit etwas weniger präsent war im Geschäftsleben, hat der inzwischen genesene 61-Jährige in Berlin eine neue Lebensaufgabe gefunden. Aus Traditionsverbundenheit und weil er sich seinen Vorfahren verpflichtet fühlt, will er sich für das preußische Kulturerbe in Berlin einsetzen. Vor allem aber, das sagt der Aufsichtsratsvorsitzende der Franz Wilhelm Prinz von Preußen AG, Carl Theodor Remy, will er seine vielfältigen Verbindungen nutzen, um das KPM-Porzellan auch im Ausland wieder begehrter zu machen. Es sei natürlich etwas anderes, wenn ein Prinz von Preußen in New York auf die mit seiner Familiengeschichte eng verknüpfte Identität des Porzellans aufmerksam mache. Damit stehe er sogar in der Tradition Friedrichs des Großen, der ebenfalls seine internationalen Beziehungen zugunsten der KPM nutzte. Die Eltern des Franz Wilhelm Prinz von Preußen hießen Franz Joseph Prinz von Preußen und Hermine Prinzessin von Schönaich-Carolath. Der Vater war ein Patenkind des österreichischen Kaisers. Geboren wurde er 1943 in Grünberg, Schlesien. Sein Zwillingsbruder starb bei der Geburt. Der Cousin der spanischen Königin Sophia studierte Jura in Frankfurt am Main und heiratete 1976 Maria Wladimirowna Romanowa und bekam mit ihr 1981 seinen Sohn Georg Prinz von Preußen, der auch den Titel „Großfürst von Russland“ trägt. Fünf Jahre später folgte die Scheidung in Madrid.

Der neue KPM-Chef geht gern auf die Jagd. Interessiert ist er aber auch an den schönen Dingen des Lebens, besonders an bildender Kunst und an dem Porzellan, mit dem er aufgewachsen ist. Nebenbei setzt er sich für SOS-Kinderdörfer in Spanien ein. Er will seine Sitze in Madrid und London behalten, aber künftig seinen Lebensmittelpunkt mehr und mehr nach Berlin verlegen. Der Bruder in Potsdam rückt so auch wieder näher.

Und wie redet man ihn am besten an? „Seine Königliche Hoheit“ sei der korrekte Titel, sagt Carl Theodor Remy. Der Prinz selbst sage aber, man könne ihn anreden, wie man will. Eine Ausnahme gibt es: „Herr von Preußen“ gehe auf keinen Fall. Denn so angeredet zu werden, war das Privileg des Kaisers. Nach ihm kamen dann „nur“ die Prinzen. Wer also auf die Anrede „Prinz“ verzichtet und glaubt, „Herr“ sei republikanischen und bodenständigen Verhältnissen angemessener, balanciert womöglich gerade an einem Abgrund entlang, an dem es wohl doch einiges Porzellan zu zerschlagen gibt.

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