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Es gab schon seit Jahren wegen häufiger Unfälle Überlegungen, die Grunerstraße in Berlin-Mitte umzubauen

© Jörn Hasselmann

Werkstattverfahren für Stadtumbau startet: Ein Stadtplatz für den Berliner Molkenmarkt

Im Zentrum, hinter dem Roten Rathaus, entsteht ein neues Wohnquartier. Die Pläne sind wenig heimelig. Ein Planer schlägt nun eine Korrektur vor.

Mitten in der Stadt, hinter dem Roten Rathaus, entsteht ein neues Wohnquartier auf den Straßen und Brachen, die Mitte bisher noch zerfurchen. Für den großen städtebaulichen Eingriff am Molkenmarkt startet an diesem Donnerstag ein „Werkstattverfahren“. Ziel ist es, die beiden prämierten Entwürfe der konkurrierenden Büros Albers sowie OS/cka weiterzuentwickeln.

Der Aktivist und Stadtplaner Carsten Joost reichte nun einen Vorschlag zur Bildung eines Stadtplatzes ein, der dem steinernen Quartier öffentliches Leben einhauchen könnte.

Das pralle Leben gab es am Molkenmarkt, wo gehandelt und gefeilscht wurde, bereits bevor die beiden Nuclei der Stadt, Cölln (1244) und Berlin (1237), überhaupt erstmals erwähnt wurden. Der Marktplatz lag am nördlichen Ende des Mühlendamms – und die Entdeckung einer mittelalterlichen Bohle in dieser Woche bei den archäologischen Grabungen zur Vorbereitung der Umgestaltung zeigt dessen tiefe Verwurzelung in der Geschichte.

Ein neuer Platz könnte daran erinnern, mit dem Alten Stadthaus als ideale Kulisse. Doch es braucht Platz und Licht, damit die Leute kommen.

Korrektur brächte mehr Aufenthaltsqualität

Das Defizit der bisherigen zwei Pläne liegt darin, keinen der Geschichte angemessenen Platz hierfür vorzusehen, was statt pralles öffentliche Leben eher eine tote Schlafstadt im Zentrum erzeugen könnte. Das jedenfalls befürchtet Carsten Joost, der deshalb einen Verbesserungsvorschlag in die Bürgerbeteiligung zur Molkenmarkt-Planung eingebracht hat.

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Durch eine minimale Korrektur sei ein maximaler Zugewinn an Aufenthaltsqualität zu erzielen, sagt Joost. Der Planer entfernt aus dem einen Siegerentwurf (Albers) einen Flügel des Neubaus vor dem Stadthaus und gewinnt dadurch einen großen, offenen und gut zugänglichen Stadtplatz. „So wie es bisher geplant ist, wirkt der Platz wie ein Innenhof, der Seitenflügel schirmt ihn vom Leben ab“, sagt Joost. Um einen „Ort mit Anziehungskraft“ zu schaffen, müsse der Platz sich öffnen. Rund 5000 Quadratmeter würde das kosten. Aber dafür böte die Korrektur Raum für Grün, zwei Pavillons mit Cafés „und damit für die Bewohner des Quartiers und auch Touristen einen neuen attraktiven Treffpunkt“.

Wie wichtig solche (grünen) Freiräume und Treffpunkte sind, zeigt sich an verschiedenen Orten Berlins. Proteste gegen die Baupläne am Freudenberg-Areal in Friedrichshain führten dazu, dass der Investor auf einen Block verzichtete und dort nun ein belebter Treffpunkt und Spielplatz entstand. Der Crelleplatz in Schöneberg entstand auf einer gesperrten Durchgangsstraße und dient dem Kiez im Sommer als Festplatz und für Aktivitäten der Kita.

Bohlendamm aus dem 13. Jahrhundert entdeckt

Auch am Molkenmarkt werden sehr viel mehr Menschen leben, sobald die Straßen zurückgebaut und neue Wohnungen gebaut sind – und deshalb kommt der Gestaltung der Grün- und Freiräume in dem Quartier eine zentrale Rolle zu. Das hatte bereits ArchitektInnen-Präsidentin Theresa Keilhacker im Tagesspiegel angemahnt. Der konkrete Vorschlag von Joost zeigt, wie es gehen könnte. Der Planer ist vor allem für sein Engagement in Friedrichshain–Kreuzberg bekannt, etwa für öffentliche Wege am Spreeufer.

Unter der Stralauer Straße haben Archäologen 2,5 Meter unter der Erde einen mittelalterlichen Bohlendamm entdeckt. Er stammt aus der Gründungszeit Berlins im 13. Jahrhundert und markiert damit eine der ältesten Straßen Berlins. Angelegt wurde der etwa sechs Meter breite Damm aus Eichen-, Kiefer- und Birkenstämmen. Die aufwändige hölzerne Befestigung der Straße ermöglichte eine sichere Passage vom Mühlendamm zum Stralauer Tor auf dem damals spreefeuchtem Untergrund.

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