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Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (l.) und die Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, Bettina Jarasch.

© IMAGO/Emmanuele Contini

„Eine Art gelebte Schizophrenie“: Berliner Grünen-Spitzenkandidatin Jarasch übers Regieren und Konkurrieren mit Franziska Giffey

Die Spitzenkandidatin der Grünen spricht im Interview mit „Zeit Online“ über eine spezielles Verhältnis: Einerseits gemeinsam durchregieren, andererseits im Wahlkampf konkurrieren.

Die Spitzenkandidatin der Grünen für die Berliner Wiederholungswahl am 12. Februar, Umweltsenatorin Bettina Jarasch, empfindet ihren Wahlkampf gegen die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) ein stückweit als schizophren. Sie habe ihrer Kabinettskollegin gesagt, „dass wir mit diesem Konkurrenzkampf gut umgehen müssen und uns gegenseitige persönliche Verletzungen ersparen sollten“, sagte Jarasch im Interview mit „Zeit Online“.

„Trotzdem gebe ich zu: Wir befinden uns bis zum 12. Februar in einer Art gelebter Schizophrenie. Im Senat müssen wir weiter durchregieren und uns einigen, im Wahlkampf sind wir Konkurrentinnen.“ Sie habe sich vorgenommen, mit Giffey im Wahlkampf hart in der Sache zu streiten, aber menschlich anständig zu bleiben.

Wir sollten uns gegenseitige persönliche Verletzungen ersparen.

Bettina Jarasch (Grüne) zu Franziska Giffey (SPD)

Als Schizophrenie wird eine psychische Erkrankung bezeichnet, bei der Menschen Psychosen erleben. Das sind Phasen, in denen sie die Welt oft ganz anders wahrnehmen, als sie es normalerweise tun, und sich auch anders verhalten.

Giffey und Jarasch regieren seit Dezember 2021 gemeinsam im rot-grün-roten Berliner Senat. Anders als Giffey haben sich die Grünen zur Fortführung der Koalition nach der Wahl bekannt – gerne unter ihrer Führung.

Dazu wird Jarasch im „Zeit Online“-Interview gefragt, ob sie sich vorstellen könne, dass sich eine Senatorin Giffey einer Regierenden Bürgermeisterin Jarasch unterordnen werde. Antwort: „Das ist eine Frage, die nur sie persönlich und die SPD beantworten kann. Ich würde es mir wünschen. Wir leben ja nicht in einer Monarchie. Die SPD hat kein Geburtsrecht, immer die Regierung anzuführen.“

Auch zu ihrem Verhältnis zu CDU-Spitzenkandidat Kai Wegner äußert sich Jarasch in dem Gespräch und wiederholt ihre Absage an eine schwarz-grüne Koalition: „Mit Kai Wegner verstehe ich mich, wie es im besten Sinne unter Demokraten sein sollte. Er steht aber einer Partei vor, die nicht bereit ist, die Veränderungen anzugehen, die wir hier brauchen. Deshalb haben wir unsere Präferenz geäußert, dabei bleibt es.“

Weil bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus im September 2021 viele Probleme und Fehler aufgetreten waren, hatte der Berliner Verfassungsgerichtshof eine komplette Wiederholung angeordnet. (dpa/TSP)

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