zum Hauptinhalt

Berlin: Eine Mehrheit macht noch keinen Wahlsieg

Die Berliner CDU hofft mit Ingo Schmitt den Landesvorsitzenden gefunden zu haben, der den richtigen Spitzenkandidaten findet

Eins nach dem anderen: Nach diesem Prinzip machen die Kreischefs und Vormänner der Berliner CDU zur Zeit ihre Personalpolitik. Deshalb denken sie zwar halblaut darüber nach, wie gut doch ein Klaus Töpfer zur Stadt und zur Partei passe, aber richtig laut wollen sie ihn nicht ins Gespräch bringen. Kein Wunder, dass Töpfer bei der Metropolenkonferenz am Mittwoch erstaunt auf die Fragen nach etwaigen Berliner Ambitionen reagierte.

Und es sagt einiges über die Berliner CDU, dass es der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit war, der Töpfer bei der Begegnung am Mittwoch über die Personalien bei der Konkurrenz informierte: über den bevorstehenden Abgang des Landesvorsitzenden Joachim Zeller, der mal daran dachte, Spitzenkandidat zu werden; über Zellers mutmaßlichen Nachfolger Ingo Schmitt, der nun Landesvorsitzender werden will und danach einen Spitzenkandidaten für die Wahl 2006 finden und anwerben soll. Und eben über Klaus Töpfer, den in Berlin geschätzten Bau und Umzugsminister, der jetzt in Nairobi lebt, für das Umweltprogramm der Vereinten Nationen weltweit unterwegs ist und den derzeit alle in der CDU an erster Stelle nennen, wenn die Berliner Version der K-Frage zur Sprache kommt.

Schmitt jedenfalls solle und wolle als Landesvorsitzender vor allem Headhunter sein – Kandidatensucher und Kandidatenmacher. Das sagen alle, die mit ihm derzeit die Mehrheiten für den Landesparteitag Ende Mai aushandeln. Das funktioniert nur nach dem Prinzip eins nach dem anderen. Denn die Berliner CDU muss einem Spitzenkandidaten etwas bieten können, um ihn zu gewinnen – zum Beispiel den ersten Platz auf einer Bezirksliste für die Wahl zum Abgeordnetenhaus. Das setzt Absprachen und strategische Gedankenspielereien voraus. Denn ein Kreischef würde an Renommé gewinnen, wenn der Spitzenkandidat als Nummer eins der Bezirksliste anträte. Aber derselbe Kreischef verlöre auch den Einfluss auf einen Sitz im Abgeordnetenhaus – und damit ganz einfach Macht. Dazu kommt ein weiterer Fragen-Komplex – die Listen-Aufstellung für den Bundestag.

Die ist zwar noch Theorie. Doch sagen schon verschiedene Kreischefs anderen Kreischefs Absichten auf ein Bundestagsmandat nach. Unterstützung in Sachen Bundestag wird gegen Unterstützung für den neuen Landeschef gehandelt. Bevor das nicht alles besprochen und geklärt ist, braucht die Suche nach einem Spitzenkandidaten, der es mit Wowereit aufnehmen kann, nicht zu beginnen.

Darüber immerhin sind sich die Strategen und die wichtigen Kreischefs der Berliner CDU einig: Erst muss Ingo Schmitt einmal Landesvorsitzender sein und mit verschiedenen Parteifreunden über deren Absichten gesprochen haben. Dann ist die Basis geschaffen, auf der ein Kandidat von außen handeln und gegen Wowereit konkurrieren kann. Schmitt nutzt derweil Gelegenheiten in Berlin, um für Unterstützung zu werben. Am Donnerstagabend diskutierte er mit Parteifreunden aus Charlottenburg-Wilmersdorf und aus Spandau – im gewohnten, derben Stil. So nannte er Bahnchef Mehdorn einen „ganz schlimmen Finger“, und da die Charlottenburger den Bedeutungsverlust des Bahnhofs Zoos fürchten, sprach Schmitt damit wenigstens den Parteifreunden aus der Seele.

Die CDU könne eine noch so gute Kommunalpolitik machen, sagt Schmitt. Wenn die Stimmung auf der Landesebene schlecht sei, werde sie in den Bezirken keine besseren Ergebnisse erzielen. Schmitt mahnte die Partei zur Einheit. Wenn es „diesen Schulterschluss“ gebe, werde man mit „einem guten Kandidaten oder einer guten Kandidatin“ den Machtwechsel in der Stadt erreichen können. Eins nach dem anderen. wvb./du-

-

Zur Startseite