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Die Neuausschreibung auf der Stadtbahn verzögert sich.

© dpa/Fabian Sommer

Endstation Betriebsstörung: Die S-Bahn fährt schon in die nächste Krise

Endlich werden Gleise repariert, doch Signale und Stellwerke sind marode. Um das nächste Desaster zu verhindern, muss die Politik endlich Tempo machen.

Robert Ide
Ein Kommentar von Robert Ide

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Verrücktbleiben, bitte! Bei der S-Bahn geht mal wieder gar nichts. Im Nordosten Berlins ist der Ring seit Wochen unterbrochen, auch rund um Pankow und das Karower Kreuz stehen alle Räder still. Dabei ist der Ersatzverkehr ein gutes Zeichen: Endlich werden ermüdete Schienen ausgewechselt und anfällige Weichen erneuert. Die S-Bahn braucht aber noch viel mehr Schotter für ihre marode Infrastruktur. Und fährt, wenn Berlins Politik nicht endlich vorausschauender unterwegs ist, direkt in die nächste Krise.

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Der Kommentar von Robert Ide zum Nachhören:

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Ein kürzlicher Krisengipfel von Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) mit den Managern brachte kaum Besserung. Zwar versprach die für die S-Bahn zuständige Bahn, störanfällige Signale künftig öfter zu reinigen. Doch ein Dauerproblem bleiben die alten Stellwerke. So ist das autarke Stellwerk in Schöneweide nicht an die Betriebszentrale angeschlossen – sobald hier etwas nicht rund läuft, ist der gesamte Betrieb im Südosten gefährdet. Erst in zehn Jahren sollen alle Stellwerke komplett erneuert sein. Die Technik dafür ist teilweise noch nicht genehmigt. Hier könnte die Senatsverwaltung selbst mal Tempo machen.

Klar, für manche Störung durch Sabotageakte, Polizeieinsätze oder Staatsbesuche kann die S-Bahn nichts. Doch zuletzt zeigte ein interner Bericht fürs Abgeordnetenhaus: Mehr als die Hälfte ihrer Störungen verursacht die S-Bahn selbst. 30 Prozent werden durch Mängel an der Infrastruktur ausgelöst – für die ist die Bahngesellschaft DB InfraGo zuständig, die meist nur den eigenen Mangel verwaltet. So fehlt es in Berlin schlicht an Abstellgleisen.

Die Bahn hat Berlins S-Bahn ins Abseits gespart. Das war schon der Fall vor der großen S-Bahn-Krise 2009, als nur noch ein Fünftel aller Wagen flott waren. Den Rest musste die Aufsichtsbehörde stilllegen, weil sich die S-Bahn absichtlich die Wartung von Rädern und Bremsen gespart hatte. Die nächste Wagenkrise droht in vier Jahren, wenn die Verkehrspolitik von Berlin und Brandenburg nicht endlich schneller wird. Jahrelang verzögerte sich die Vergabe für den Betrieb auf der Stadtbahn und der Nord-Süd-Bahn, im September soll es endlich so weit sein. Von dem Schritt hängt die Bestellung neuer S-Bahnen ab. Der Neubetrieb startet frühestens 2031. Doch schon 2029 machen die nächsten alten Waggons wohl schlapp. Ein Desaster mit Ansage.

Vielleicht kann die S-Bahn bis dahin wenigstens die automatischen Durchsagen abschalten, die für die genervten Fahrgäste nur noch wie Hohn wirken. Zwischen zahlreichen Ausfallmeldungen werden sie aufgefordert, sie mögen sich doch beim Einsteigen über die gesamte Länge des Zuges verteilen: „Wir wollen pünktlich für Sie abfahren.“ Inzwischen wäre man dankbar, nicht dauerhaft zurückzubleiben.

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Jeden Donnerstag ab 6 Uhr kommentiert Robert Ide stadtpolitische Themen bei Simone Panteleit und Team im Berliner Rundfunk 91.4. Im Tagesspiegel finden Sie den Kommentar zum Nachlesen und Nachhören.

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