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Ein Geschäftsmann aus Berlin erschwindelte als Betreiber von Corona-Teststellen knapp vier Millionen Euro. Vor Gericht gestand er.

© Monika Skolimowska/dpa

Update

Er wollte Glücksspiel-Schulden begleichen: Viereinhalb Jahre Haft für Millionen-Betrug mit Corona-Tests

Ein Geschäftsmann hatte Pech im Glücksspiel. Die pandemische Notlage nutzte er aus und erschwindelte Geld als Corona-Teststellenbetreiber. Um vier Millionen Euro ging es nun vor Gericht.

Stand:

Beim Poker verspielte er hohe Summen. Schnellen Reichtum rechnete sich Kastriot T. als Betreiber von Corona-Testzentren aus. An vier Standorten wurden sie eröffnet. Tatsächlich wurde getestet, doch der Anteil der erfundenen Tests war weitaus größer.

„Ich habe Fehler gemacht“, gestand der 39-Jährige am Montag vor dem Berliner Landgericht. Er wurde zu viereinhalb Jahren Haft wegen Betrugs im besonders schweren Fall verurteilt, zudem wurde die Einziehung von Taterlösen in Höhe von knapp vier Millionen Euro angeordnet. 

Wie Pilze waren im Frühjahr 2021 Testzentren aus dem Boden geschossen – sogar Shisha-Bars oder Spielhallen wurden umgebaut. Die Hürden waren niedrig – in der Corona-Pandemie wollte der Staat schnell und unbürokratisch helfen. Doch bald zeigte sich: Das Modell war betrugsanfällig. Es habe sich damals herumgesprochen, „dass die Kassenärztliche Vereinigung die Zahlen nicht ordentlich kontrolliert“, erklärte der Angeklagte. 

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Im April 2021 gingen T. und drei gesondert verfolgte Männer an vier Standorten an den Start. Eine Scheinfirma wurde gegründet – eine „Unternehmenshülle“ mit Sitz in Reinickendorf, so die Anklage. Als deren Geschäftsführer trat ein angeblicher Italiener auf. Er nannte sich „Marco D.L.“. Eine Falschpersonalie, wie es später bei den Ermittlungen aus Rom hieß. 

Bis Anfang März 2022 wurden für die vier Standorte laut Anklage insgesamt 725.591 Tests gemeldet. Das hätte zu Zahlungen von insgesamt knapp acht Millionen Euro geführt. Doch die Kassenärztliche Vereinigung hatte zum Teil Zahlungen gekürzt. Und bereits im März 2022 liefen Ermittlungen gegen T. an. 

Strohmann als Geschäftsführer von Scheinfirma

Von einer Bank war eine Verdachtsmeldung auf Geldwäsche bei der Polizei eingegangen. Bei einer Durchsuchung wurde eine Farbkopie eines Ausweises gefunden, der auf „Marco D.L.“ ausgestellt war – eine Person, die es nicht gibt, sagte eine Ermittlerin im Prozess. Die Kriminaltechnik wurde eingeschaltet und per Gesichtserkennung festgestellt: Es war ein Bild eines mehrfach im Zusammenhang mit Drogen verurteilten Mannes. 

Ich habe das Maß verloren.

Der Angeklagte Kastriot T. gestand vor dem Berliner Landgericht.

Der Strohmann unterschrieb Papiere und hob rund 300.000 Euro von einem Konto ab, das zur Scheinfirma gehörte. Bei Ermittlungen in den vier Testzentren stießen Beamte auf unglaubliche Zahlen: „So wurden angeblich bei Gruppentestungen innerhalb von einer Minute 60 Personen getestet – das geht einfach nicht“. Oder es tauchten Namen mehrfach auf – „an zwei Teststellen innerhalb von wenigen Minuten“. Insgesamt seien wohl nur rund 180.000 Tests tatsächlich gemacht worden. 

Trotz der Ermittlungen blieb Kastriot T. zunächst auf freiem Fuß. Im Juni 2024 wurde schließlich Haftbefehl erlassen, seit August befand sich der 39-Jährige in Untersuchungshaft. Nun übernahm er die volle Verantwortung für den Millionen-Schwindel. Den damaligen Mitarbeitern der Testzentren seien keine Vorwürfe zu machen. „Ich habe das Maß verloren.“ Erst bei Pokerrunden mit fünfstelligen Summen auf dem Tisch, dann bei der Abrechnung von Corona-Tests. 

Das Gericht hatte sechs Verhandlungstage terminiert. Nach dem Geständnis aber ging es schnell. Fünfeinhalb Jahre Haft forderte der Staatsanwalt. Der Verteidiger plädierte auf drei Jahre und neun Monate. „Er selber war die Firma und hat über das Geld verfügt“, so das Gericht. Bis zur Ladung zum Strafantritt nach Rechtskraft des Urteils kam T. gegen Meldeauflagen frei.  

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